„Sag’ mal, was meinst Du, brauchen wir ein oder zwei Kilo Nudeln ?“ Während ich am Samstag Nachmittag im REAL-Markt über diese für uns eventuell sehr wichtige Frage von Beatrice nachdenke, gehen
meine Gedanken zum Teil zurück, zum Teil aber frage ich mich auch, was wir wohl in den nächsten Tagen und Wochen erleben werden. Die letzten Wochen waren geprägt von unseren Kniebeschwerden, die
ich mir aus Überanstrengung beim Liegeradeln und Beatrice sich bei ihrem Sturz Anfang Mai mit dem Liegerad zugezogen hatten. Mittlerweile haben wir diese Beschwerden beinahe überstanden – und
schon wollen wir wieder losziehen ? Norwegen wird kein Ponyhof, soviel steht schon mal fest. Aber dennoch sind wir fest entschlossen und freuen uns auf unser neues Abenteuer im Norden.
So entscheide ich mich als der für das Kochen Zuständige für zwei Kilo Nudeln, denn Kohlehydrate können wir gut gebrauchen.
Sonntag, 09.06.2013
Beide sind wir bereits um 07:30 h wach. Der Norwegenvirus ließ uns nicht zur Ruhe kommen. Also aufstehen, frühstücken, Reste zusammen packen und kurz vor 10 h verlassen wir mit einem
vollgepackten Auto unser Haus. Alles haben wir bei der Packorgie gestern im Mercedes nicht untergebracht, und so beschlossen wir beim Frühstück, mit dem Wohnmobil eben noch mal daheim vorbei zu
fahren und den Rest – wir reden hier von meiner „kleinen“ Kameraausrüstung und den Campingstühlen und dem Tisch – dann eben erst dort einzupacken.
10:20 h sind wir in Sinzig. Da wir gestern noch großspurig dem Verleiher erklärt hatten, dass wir frühestens um 11 h da sein könnten, denn immerhin ist Sonntag blablabla, rufen wir jetzt
kleinlaut an und fragen, ob er nicht doch früher für die Übergabe da sein könnte.
Kurz vor 11 h kommt er und erklärt uns daraufhin fast zwei Stunden unser neues Zuhause. Obwohl wir gut aufpassen, schaffen wir es nach der Einweisung nicht, die Tür zum Gasschapp aufzumachen.
Aber er hilft uns gerne und so starten wir nach dem Einräumen unserer Klamotten und der Verpflegung in das Wohnmobil um 14 h Richtung Bonn.
Meine Herren, ist das Teil groß und die B 9 schmal ! Nach hinten sehe ich nichts, denn außer zwei Außenspiegeln, mit denen ich die Seiten überwachen kann, gibt es mangels hinterem Fenster und
fehlender Heckkamera keine weiteren Möglichkeiten, den nachfolgenden Verkehr zu beobachten. Unsere Breite von 2,30 m ist ein weiterer Grund, warum ich die Kilometer bis zu uns nach Hause sehr
angestrengt hinter dem Steuer sitze.
Vor unserem Haus ist ein langer Streifen Parkfläche am Straßenrand frei und ich bin froh, unser hübsches rollendes Zuhause hier abstellen zu können, ohne groß rangieren zu müssen. Die noch
fehlenden Utensilien sind rasch verstaut und so starten wir gegen 15 h von daheim los. Prompt kommen uns in unserer Clemensstraße Autos entgegen. Mein Gott, das ist mit unserem Mercedes schon
eng, aber wie soll das werden ? Und doch: Wir kommen problemlos durch und ab Köln lässt die Anspannung nach. Heute ist Sonntag und es herrscht kaum LKW-Verkehr. Wir sind nicht traurig, denn so
haben wir die rechte Spur für uns. Die Geschwindigkeit pendelt bei 94 km, das Geklapper des Geschirrs hält sich in Grenzen und Jan Josef Liefers liest uns ein Hörbuch vor.
Bei der Raststätte Münsterland machen wir einen Kaffeehalt. Natürlich kochen wir ihn selbst – wir haben ja Gas, Wasser und alle sonstigen Zutaten. Wir fühlen uns schon wie alte Wohnmobil-Hasen !
Bei schönem Wetter fahren wir weiter, genießen den tollen Ausblick aus unserem rollenden Heim und spulen die Kilometer Richtung Norden runter.
Nächster Halt für das Abendessen ist Burger King vor Hamburg. Auf diesen Stopp haben wir uns schon die Wochen davor gefreut, denn sonst essen wir eigentlich kein Fastfood, aber manchmal MUSS es
einfach sein.
Wir kommen problemlos weiter vorwärts und so rollen wir in Schleswig auf dem Gelände des Stadthafens abends um 23 h ein. Ein Stellplatz mit Stromanschluss ist frei. Wir bereiten uns und das
Wohnmobil auf unsere erste gemeinsame Nacht vor. Nach einem Bier, einer Zigarette und einer Dusche im Duschcontainer fallen wir ins Bett. Es ist kein Wasserbett, aber wir schlafen nicht schlecht.
Montag, 10.06.2013
Dichter Nebel umfängt uns, als wir morgens die Türen öffnen. Peter geht erst einmal zum Hafenmeister (!), um die 14 € für den Stellplatz zu bezahlen. Anschließend frühstücken wir und machen uns
klar zum Weiterfahren.
Als ehemalige Bewohner von Schleswig kennen wir den Ort und finden deshalb sofort den Supermarkt REAL in Schleswig. Dort kaufen wir noch ein paar uns fehlende Dinge ein und tanken voll, denn
heute kommen wir nach Dänemark, wo der Diesel schon teurer als in Deutschland ist.
Bis auf einen kurzen Stopp an der dänischen Grenze (wir werden allerdings durchgewunken), läuft es wunderbar. Das Wetter ist sonnig, wir fühlen uns wie die Könige, der Kaffee beim mittäglichen
Stopp schmeckt wieder klasse und so erreichen wir gegen 16:30 h das Ziel Frederikshaven. Da der Diesel in Norwegen noch teurer sein soll, füllen wir den Tank wieder randvoll. Unser Heim mag gute
10 l Diesel auf 100 Kilometer. Ich denke, das geht in Ordnung.
Das Einchecken im Hafengelände geht ruckzuck. Wir werden einer Schlange Autos und Wohnwagen zugewiesen. Als ich aber aussteigen will, um Fotos zu machen, kommt ein Einweiser und bedeutet uns, aus
der Schlange auszuscheren und sofort an Bord der Fähre zu fahren. Dort werden wir per Einweiser in eine Parklücke gequetscht, wobei ich beim Rangieren peinlich genau aufpasse, weder den Alkoven
noch sonstige hervorstehende Teile anzuschrammen.
Unsere Kabine finden wir auch bald, und so verbringen wir die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre auf dem Oberdeck in der Sonne.
Nach dem Ablegen erkunden wir noch ein bisschen das Schiff und ziehen am Automaten unser erstes norwegisches Geld, ehe wir um 20:30 h unser vorgebuchtes Buffet zu uns nehmen. Wir bekommen einen
Platz direkt an der Frontscheibe zugewiesen und haben einen Superblick auf die blaue Ostsee. Wir essen nur Fisch, denn dieser schmeckt einfach besser als bei uns. Dazu gibt es Bier, welches im
Preis inbegriffen ist. Den Abschluss machen diverse Kuchen vom Buffet, die zwar gut sind, aber nicht das Highlight des Abends werden. Beide sind wir der Überzeugung, dass die Qualität dieses
Essens erst wieder bei der Rückfahrt erreicht werden wird.
Anschließend verkriechen wir uns in unsere Betten, denn morgen soll der Wecker um 5 h klingeln, damit wir den Oslofjord bei Sonnenaufgang erleben können.
Dienstag, 11.06.2013
Um 5 h versucht unser iPhone uns zu wecken. Lag es am Brummen der Schiffsmotoren oder sind wir einfach nur müde: Wir hören es nicht. Dagegen konnten wir um 7 h die Lautsprecherstimme nicht
überhören, die uns fast aus den Betten brüllt und die baldige Ankunft in Oslo ankündigt. So eine Sch..... ! Wir hatten uns so auf den Sonnenaufgang im Oslofjord gefreut.
Wir ziehen uns zwar schnell an und flitzen auf das Oberdeck, aber unser Schiff dreht bereits, um an der STENA-Pier anzulegen. War also nichts mit dem Oslofjord bei Sonnenaufgang ! Hoffentlich
bleibt dies die einzige Pleite in diesem Urlaub. Wir können es natürlich auch positiv sehen: Wir sind besser ausgeschlafen und somit für die Erkundung von Oslo besser gerüstet.
Unser Wohnmobil finden wir im Gegensatz zur Treppe in das Autodeck schnell und können uns dort gerade noch umziehen, als wir auch schon von Bord gewunken werden. Ich sehe eben noch den Hinweis
auf die grüne Linie (nichts zu verzollen => wir haben wirklich nichts !) und kann die Spur wechseln, denn schon 30 Meter weiter ist die Stoppstelle für die rote Linie (Waren zu verzollen). So
fahren wir durch und sind ohne Passkontrolle o.ä. in Oslo angekommen. Zum Glück hatte ich gestern noch vor dem Stellen des Weckers für heute morgen die Adresse des Campingplatzes eingegeben und
so leitet uns unser GPS schnell und sicher durch Oslo’s morgendlichen Verkehr. Am Campingplatz angekommen, suchen wir uns einen netten Stellplatz, legen das Stromkabel und frühstücken erst einmal
in der Sonne. Unser Frust über das Verschlafen hat sich mittlerweile gelegt und so zahlen wir nach dem Frühstück unseren Stellplatz, kaufen Duschmarken, Tagestickets für den heutigen Bus und die
Oslopässe für morgen.
Der Bus bringt uns dieselbe Strecke, die wir heute morgen hoch gefahren sind, wieder runter in die Stadt. Am Zentralbahnhof steigen wir aus und fangen mit unserer Erkundung an. Zuerst besichtigen
wir den Dom. Riesige Deckenmalereien (angeblich so groß wie ¼ Fußballfeld) lassen uns staunen. Danach gehen wir weiter Richtung Schloß. Unterwegs kommen wir am Nationaltheater vorbei und machen
artig unsere Fotos. Der direkte Weg zum Schloß ist wegen Bauarbeiten gesperrt, weshalb wir durch den Park gehen müssen. Vom Schloß selbst sehen wir nur die Außenmauern, da alles abgesperrt ist.
Zwei Wachsoldaten stehen vor ihren Häuschen und werden als Fotomotiv von den Touristen „missbraucht“.
Anschließend gehen wir Richtung Rathaus. Ein imposanter Bau aus roten Ziegelsteinen. Die Malereien im Inneren erinnern Beatrice gleich an die DDR: Die werktätige Masse wird in einem wandfüllenden
Gemälde heroisiert dargestellt. Aber beeindruckend ist es schon. Eine Toilette gibt es auch, was unseren Kaffee von heute morgen freut, denn so kann er wieder die Sonne sehen.
Nach diesem Highlight erkunden wir die Festung Akershus. Hübsch auf einem Felsen gelegen und gut restauriert, macht es uns Spass, die Anlage auf uns wirken zu lassen. Fototechnisch müssen wir
immer auf die vielen Touristen achten, denn diese würden uns die Bilder versauen. Immer diese Touristen ! Wir sind zwar selber welche, treten aber nicht in solchen Horden auf.
Nach diesem kulturellen Teil meldet sich unser Magen. Also bleiben wir gleich im Hafenbereich in einem Freiluftrestaurant sitzen und stärken uns bei Shrimps- und Fischsandwich und zwei Bier.
Lecker, lecker ! Rund 55 € leichter fahren wir mit der Straßenbahn zum Vigeland-Park, um die sehr beeindruckenden Skulpturen anzuschauen. Vor dem Park verteilt die Firma WASA leckeres Knäckebrot
mit einer Schokofüllung. Nette Geste, auch wenn wir gerade nicht hungrig sind. Aber futtern tun wir die Leckereien doch. Und dann staunen wir über die übermannsgroßen und sehr detailliert
gearbeiteten nackten Menschenfiguren. Alle Altersstufen sind vertreten; der Lebenszyklus des Menschen wird sehr bildhaft dargestellt. Einige Skulpturen sind aus der norwegischen Mythologie
entnommen, aber die meisten stellen einfache Männer und Frauen dar. Natürlich verweilen wir einige Zeit bei der berühmtesten Figur, einem zornigen kleinen Jungen. Dank Peter’s Fotoschirm können
wir Schattenstellen an manchen der Figuren aufhellen und bekommen so sehr schöne Bilder.
Auf dem Rückweg in die Stadt steigen wir aus Versehen in den falschen Bus und kommen so auch in Viertel von Oslo, in die sich normalerweise keine Touristen verirren. Nicht gefährlich, aber eben
uninteressant.
Der „richtige“ Bus bringt uns dann zum Nationaltheater. Wir steigen aus und laufen zum zentralen Bushalteplatz von heute morgen. Damit schließt sich der Kreis für einen interessanten Tag in Oslo,
der nicht zu anstrengend, aber auch nicht langweilig war.
Wieder am Wohnmobil stärken wir uns bei alkoholfreiem Bier und Salzbrezeln und genießen die Sonne. Der Wind ist zwar kühl, aber wir ertragen unser Schicksal tapfer.
Danach braten wir uns Bratkartoffeln (Fertiggericht von Pfanni, denn Kartoffeln dürfen nicht nach Norwegen eingeführt werden) und essen dazu Truthahn in Aspik mit Remouladensauce. Nicht schlecht,
sättigend und schnell bereitet.
Nach dem Spülen gehen wir duschen – immerhin hatten wir heute morgen auf unsere Karten 4 x heiße Dusche buchen lassen. Dachten wir ! Wir also zu den Duschen, jeder mit Handtuch, Duschbad und
Karte bewaffnet. Nach dem Ausziehen stellte Peter aber fest, dass seine Karte nicht zum Duschen geeignet ist. Nur eiskaltes Wasser kam aus dem Brausekopf. Deswegen hatte die Karte wohl auch ein
schwarzes X. Also wieder anziehen, auf Beatrice warten, ihre Karte nehmen und wieder ausziehen. Jetzt kam heißes Wasser ! Der Druck war zwar nicht besonders hoch, aber zum Duschen in sechs
Minuten reichte es. Für den Fön fand ich anschließend eine Steckdose und so war ich schon wieder vorzeigbar.
Anschließend lasen wir noch ein bisschen, ehe wir ruckzuck einschliefen.
Mittwoch, 12.06.2013
Gegen 8 h wachten wir auf. Ich wusste gar nicht, dass ich solange am Stück schlafen kann, aber anscheinend brauchte unser Körper diese Auszeit.
Der Himmel hatte sich über Nacht zugezogen. Nicht schlimm, denn heute wollten wir die Halbinsel Bygdoy mit den Museen besuchen. So zogen wir nach dem Frühstück unter Nutzung des Oslo-Passes los.
Zuerst mit dem Bus und anschließend mit dem Schiff hinüber zum Kontiki-Museum. Um es kurz zu machen: DAS Highlight der heutigen Museen ! Die Schiffchen werden einfach toll präsentiert;
einschließlich eines 10 Meter langen Walhaies unter der KONTIKI konnten wir so richtig die Magie der diversen Reisen von Thor Heyerdahl nachvollziehen. Danach besuchten wir das daneben liegende
Fram-Museum. Die FRAM fuhr zu beiden Polen und ist deshalb in Norwegen ein nationales Monument. Uns aber stank die Luft zu sehr nach Motorenöl, weshalb wir nach einem kurzen Rundgang das Museum
verließen.
Zu Fuß gingen wir zum Wikingermuseum. Dort erwarteten uns drei Wikingerschiffe sowie die dazu gehörenden Grabbeigaben. Alle drei Schiffe dienten als Begräbnisstätten. Leider hatten Grabräuber
bereits die Schätze aus Gold und Silber geraubt, sodass „nur“ noch Schlitten, ein Wagen und diverse Gegenstände zu sehen waren. Aber dennoch waren wir sehr beeindruckt.
Anschließend gingen wir in das nebenan gelegene Freilichtmuseum. Hier werden über 150 Häuser aus Norwegen ausgestellt, wobei manche richtig mit Möbeln und Gebrauchsgegenständen eingerichtet sind.
Bevor wir allerdings unseren Besichtigungsmarathon fortsetzten, stärkten wir uns erst einmal bei Waffeln und Kaffee. In einem der Häuser spielte ein Mitarbeiter in Tracht die Hardangergeige, ein
achtseitiges Instrument. In einem anderen Haus wurden wir von einer Norwegerin zu einem Kaffee eingeladen. War zwar geschmacklich nicht das Highlight, aber die Geste zählt. Leider blieb der
Himmel weiterhin bedeckt, sodass keine Sonnenfotos möglich waren. Aber dank geschickter Ausschnittsauswahl kamen wir doch zu einigen guten Fotos.
Wieder in Oslo angekommen, gingen wir zum anderen Fährterminal, um mit der Linie 92 die vor der Stadt liegenden Inseln mit dem Boot abzufahren. Auch wenn der Himmel nicht aufriss, war es dennoch
eine sehr schöne Bootstour.
Nach der Rückkehr suchten wir einen Lebensmittelladen. Am Zentralbusbahnhof fanden wir auch einen und kauften dort für heute Abend geriebenen Käse. Nebenbei fiel uns noch ein Glas
Blaubeermarmelade in die Hände. Außerdem konnte ich in einem Fotoladen die gestern verlorene Augenmuschel meiner Kamera ersetzen.
Kaum waren wir am Wohnmobil angekommen, begann es zu regnen. Egal, wir kochten unser Abendessen und genossen bei Wein und Nudeln mit Thunfischsosse den Tagesausklang. Da wir danach noch Appetit
hatten, mussten anschließend noch zwei Tafeln Schokolade dran glauben.
Nach diesem leckeren Essen wollten wir duschen, aber unsere Karten zeigten das Restguthaben von zwei Duschmöglichkeiten nicht mehr an. Blöderweise merkten wir das erst, nachdem wir schon komplett
ausgezogen waren. Also wieder anziehen und hin zur Rezeption. Dort wurden die Karten nochmals geladen und der heißen Dusche standen keine weiteren Hindernisse im Weg.
Anschließend fielen uns nach dem opulenten Mahl (und dem Wein) die Äuglein zu. Der mittlerweile stärker gewordene Regen trommelte dazu auf dem Dach seinen Rhythmus und beschleunigte unsere
Einschlafphase.
Donnerstag, 13.06.2013
Beim Aufwachen regnete es immer noch. So ließen wir es langsam angehen, frühstückten, spülten, leerten unsere Schmutzwasser- und Fäkaltanks, füllten Frischwasser nach und fuhren gegen 10:30 h
los.
Dank dem GPS war die Durchfahrt von Oslo kein Problem, auch wenn wir uns in einem der vielen Stadttunnel verfuhren. Aber das GPS merkte es sofort und leitete uns wieder auf den richtigen Weg.
Hinter Oslo verließen wir die E 18 und fuhren auf der E 16 in das Landesinnere. In Honefoss wechselten wir auf die RV 7 – angeblich die Abenteuerstraße. Lag es am Wetter oder den tief hängenden
Wolken – wir merkten jedenfalls nichts von Abenteuer. Keine spektakulären Wasserfälle, keine tollen Spiegelungen, nur Straße, Straße und Gegend. In unserer „Verzweiflung“ bogen wir an einem
Hinweisschild zur Villa Friedheim (?) ab, da das Gebäude aus der Ferne an eine Stabkirche erinnerte. Dort angekommen, stellten wir fest, dass es sich wirklich um eine Villa handelte, die jetzt
wohl für Märchenaufführungen und als Hotel genutzt wurde. Beeindruckend war lediglich eine mystische Figur, welche überlebensgroß über dem Theaterplatz wachte.
Der bald auftauchende Ort Fla wirbt mit seinem Bärenpark. Wir hatten aber in Kanada bereits freilebende Bären gesehen und wollten keine Tiere in Gefangenschaft sehen. Also ließen wir dieses
touristische „Kleinod“ aus und fuhren weiter. Allerdings leiteten wir für uns ab, dass der Name „Björn“ wohl „Bär“ bedeutet, denn die Ausschilderung zum Park lautete Björne-Park. Schon wieder was
gelernt !
Bald erreichten wir Gol, was wir eigentlich als heutiges Fahrziel bestimmt hatten. Aber hier war nichts los. Selbst die Glasbläserei, über die in unserem Reiseführer berichtet wurde, stellte sich
als Autoglaserei heraus. So tranken wir dort nur unseren Kaffee und stärkten uns an einem Kuchen aus unserem Vorrat, ehe wir weiterfuhren.
In Torpo hielten wir an, da dort eine uralte Stabkirche aus dem Jahr 1192 zu besichtigen war. Ein kleines Kirchlein erwartete uns. Als Eintritt hätten wir 50 NOK pro Nase zahlen sollen, wobei
fotografieren ausdrücklich verboten war. So beließen wir es bei Fotos von außen und fuhren weiter Richtung Geilo.
Geilo ist im Winter wohl ein richtiger Hotspot, wenn wir die vielen Hütten und baumlosen Pisten richtig deuteten. Aber uns lockte nichts, hier länger als nötig zu verweilen. Deswegen fuhren wir
noch ein Stückchen weiter und hielten hinter Ustaoset am Straßenrand mit Blick auf einen See. Die Baumgrenze hatten wir gerade hinter uns gelassen. Die Schneereste auf den Hängen ringsumher
vermittelten uns im warmen Wageninneren einen Eindruck von der Kälte außerhalb. Der fast schon regelmäßig einsetzende Regen tat sein übriges, um uns im Wohnmobil bei Büchern festzuhalten.
Allerdings wurde das Wetter immer besser, je später der Abend voranschritt. Trotz des eisigen Windes verließen wir deshalb unser warmes Zuhause und machten einige Fotos. Nach dem Abendessen
trainierten wir unsere grauen Zellen bei einer Runde Scrabble. Anschließend heulte uns der Wind ein Gute-Nacht-Lied.
Freitag, 14.06.2013
Vom heulenden Wind, aber auch von der Sonne wurden wir wach. Deshalb gingen wir noch vor dem Frühstück auf eine kurze Fototour. Bei 8 Grad Celsius und schneidend kaltem Wind blieben wir
allerdings nicht länger draußen als unbedingt nötig.
Nach dem Frühstück ging es immer weiter hinauf, bis wir fast den höchsten Punkt der Hardangervidda erreicht hatten. 5 Grad Celsius, ein kräftiger Wind und die vielen Schneefelder ließen uns die
Landschaft lieber von drinnen als von draußen betrachten. Beim Voringfoss allerdings gab es keine Ausreden: warm angezogen fingen wir beim gleichnamigen Hotel an und arbeiteten uns Stück für
Stück an der Straße entlang zu den ausgeschilderten Aussichtspunkten. Der Wasserfall sieht schon spektakulär aus. Auch seine Gischt wirbelt richtig weit hinauf. Ganz unten im Tal sahen wir einen
Wanderweg, auf dem man an den Fuß des Wasserfalles laufen konnte. Da wir aber den Anfang des Weges nicht erkennen konnten, verzichteten wir auf diese Wanderung. Stattdessen führte uns die Straße
durch nicht enden wollende Tunnel steil von 1000 Meter Höhe wieder auf Meereshöhe hinab. Dank der Motorbremse im zweiten Gang hatten wir kein Problem mit unseren Bremsen.
Am Eidfjord angekommen fuhren wir im Sonne-Regen-Mix an der Küste entlang. Von Ferne sahen wir schon die Fähre, die uns nach Bruravik bringen sollte und direkt dahinter die neue Hängebrücke.
Unser Reiseführer schrieb etwas von Eröffnung im Juni 2013, aber als wir näher gekommen waren, konnten wir auf einem Schild etwas über die Eröffnung im August 2013 lesen. Also stellten wir uns
nach Zahlung von 121 NOK an der Fähre an und warteten auf das Übersetzen. Um es kurz zu machen: Auf der Fähre nach Oslo wurden wir schon eng zusammengestellt, aber auf dieser kleinen Fähre ging
es noch enger zu. Wir konnten nicht einmal unser Wohnmobil verlassen, da wir die Türen nicht öffnen konnten, ohne dem Nachbarn unser Blech in die Seite zu rammen.
Nach dieser Er“fahr“ung durchfuhren wir mehrere zum Teil sehr lange Tunnel – der Rekordhalter brachte es auf 12 Kilometer !
In Voss bogen wir von der Hauptstraße ab und fanden uns in einem sehr quirligen Ort wieder. Die Straßen waren überlastet von den vielen Autos. Dennoch hatten wir Glück und fanden in der Nähe der
Steinkirche einen Parkplatz. Da es bereits 15:15 h war und die Kirche und 16 h schließen sollte, gingen wir schnurstracks über die Straße dorthin. Ein wunderschöner Kircheninnenraum erwartete
uns. Selbst die Decke war mit Wolken bemalt, aus denen kleine Engel auf uns herabsahen. Der Altar war ein Schmuckstück – und Peter durfte sogar mit Stativ fotografieren, soviel er wollte !
Nach diesem Highlight und einigen Fotos der Kirche von außen stärkten wir uns bei Kaffee und Kuchen im Wohnmobil.
Hinter Voss konnten wir unser Schmutzwasser und den Toilettencontainer entsorgen und Frischwasser bunkern. Und das alles für umsonst !
Wenig später dann das nächste Highlight: der Tvindevoss ! Ein riesiger Wasserfall, der sich über mehrere Stufen hinab zu uns stürzte. Sehr spektakulär und im Schein der Sonne einfach
überwältigend. By the way: Heute war ein Mix aus Sonne und Regen angesagt. Aber wir hatten immer Glück, denn immer wenn wir ausstiegen, riss der Himmel auf und die Sonne zeigte sich. Auch war
heute die Strecke nicht so gleichförmig wie gestern. Wir hatten den Wechsel von der Hardangervidda mit ihren kahlen Flächen hin zu tiefen Fjorden mit Wasserfällen – und das alles auf sehr gut
befahrbaren Straßen. Gut, einmal wurde es eng, als uns ein Bus in einer Kurve entgegenkam. Aber wir konnten langsam rückwärts rollen und ihm Platz machen.
Nach dem Tvindevoss führte der Weg wieder durch lange Tunnel. Nach einem letzten Tunnel kamen wir in Flam an, welches direkt am Aurlandsfjord liegt. Ein Kreuzfahrtschiff lag am Kai. Hier inmitten
der steilen Fjordwände wirkte das Schiff aber irgendwie deplaziert.
Zunächst buchten wir für morgen um 11 h zwei Tickets für die Flambahn. Anschließend durchstöberten wir den riesigen Souveniershop. Beatrice konnte sich ihren Wunsch erfüllen und erstand einen
Troll für das Büro.
Da die Parkplätze in Flam für Wohnmobile ab 22 h gesperrt waren, fuhren wir etwas außerhalb des Ortes und parkten direkt am Aurlandsfjord. Zwar regnete es ab und zu, aber wir saßen dank der
Standheizung ja im Warmen.
Nach einer Dusche kochten wir eine abgewandelte Form von Röstis. Anschließend lasen wir noch ein paar Seiten und gingen schlafen.
Samstag, 15.06.2013
Blauer, fast wolkenloser Himmel weckte uns. Das wird bestimmt ein toller Tag, war unser erster Gedanke. Ein Blick in die Heckkammer unseres Wohnmobils allerdings belehrte uns eines Besseren: Drei
Flaschen von Beatrice’ Jever-Bier waren zerbrochen. Bei unserem Geschaukel sind sie wohl aneinander geschlagen. Nachdem ich den Schaden behoben hatte, frühstückten wir unser übliches Müsli und
die Brotscheiben, spülten und fuhren nach Flam.
Um 11 h fuhr unser Zug ab. Beim Einsteigen überlegten wir noch, welche Seite denn die Beste sei, bis wir merkten, dass sich nur wenige Fenster öffnen ließen und alle Fenster polarisiert waren.
Durch polarisierte Fenster zu fotografieren, bringt nur schlechte Ergebnisse. Also suchten wir noch schnell einen Platz mit zu öffnenden Fenstern. Leider fanden wir diesen nur auf der linken
Seite – und wie wir nach Fahrtantritt feststellten, ist rechts die bessere Seite für Ausblicke in die Bergwelt. Aber die Reisenden selbst bewegten sich im Zug, sodass wir bald auf der rechten
Seiten stehen und durch das offene Fenster fotografieren konnten. Am Kjosfossen hielt der Zug und wir konnten aussteigen. Zum Glück für uns stand die Sonne nicht direkt uns entgegen, so dass wir
zu einigen guten Fotos kamen. An der Endhaltestelle in Myrdal stiegen viele Fahrgäste aus und einige neu ein. Wir hatten Hin- und Rücktour gebucht und blieben deshalb im Zug. Als Alternative
hätten wir auch nur den Hinweg buchen können und mit Leihfahrrädern den Rückweg bewältigen können, aber zum einen wussten wir das nicht und zum anderen kannten wir jetzt auf dem Rückweg die
schönsten Stellen und waren fotografierbereit.
Nach gut zwei Stunden waren wir wieder in Flam. War schon eine tolle Fahrt, vor allem wenn man sich die Steigung der Strecke von einem Meter auf jeweils 18 Metern vorstellt. Dazu gab es viele
Tunnel, die sich zum Teil im Kreis durch den Berg schlängelten. Sehr beeindruckend ! Und unsere leichte Enttäuschung zu Beginn der Fahrt, nicht sofort auf der rechten Seite gesessen zu haben,
hatte sich ja durch den Wechsel kurz nach Fahrtantritt auf einen guten Platz auf der rechten Seite schnell gelegt.
Vor der Rückkehr zu unserem Wohnmobil kauften wir noch schnell Wasser, Butter und Kaffee ein. Spontan erweiterten wir unsere Liste um Grillgut und Salat, denn das tolle Wetter heute wollten wir
zu einem Freiluftgrillen nutzen.
Vor und nach der fast schon täglichen Kaffeerunde lasen wir in der Sonne und genossen den schönen Tag.
Am Abend zündeten wir den Grill an, bereiteten den Salat zu und ließen es uns schmecken. Der Himmel hatte sich pünktlich zum Essen zwar bewölkt, aber unserem Appetit tat dies keinen Abbruch.
Nach dem Spülen fuhren wir von unserem Tagesparkplatz am Fjord wieder auf den freien Stellplatz von gestern abend. Nach einem Scrabble-Spiel gingen wir unsere Fahrpläne der nächsten Tage durch.
Da wir kurzfristig für morgen noch einen Abstecher zum Nigardsbreen einplanten, es „erst“ kurz vor 22 h war und wir außer einem kleinen Glas Rotwein nichts getrunken hatten, fuhren wir nochmals
los Richtung Borgund. Zunächst ging es durch einen 25 Kilometer langen Tunnel. Damit der Fahrer während der Tunneldurchfahrt nicht einschläft, sind drei sehr modern in eisblau beleuchtete
Höhlenverbreiterungen eingebaut. Uns erinnerten sie in der Farbgebung an die finnischen Eishotels unseres letzten Urlaubes.
Nach dem Tunnel hatten wir noch ca. 25 Kilometer zu fahren und standen dann vor der Stabkirche in Borgund. Allerdings war hier das Parken für Wohnmobile während der Nacht verboten. Also fuhren
wir wieder einige Kilometer zurück und fanden an der alten historischen Route sehr schnell einen Stellplatz direkt am wilden Fluss. Außer uns stand nur noch ein anderes Wohnmobil da.
Nach dem Aufheizen des Boilers duschten wir und fielen dann ins Bett. Der schäumende Fluss neben unserem Stellplatz „rauschte“ uns umgehend in den Schlaf.
Sonntag, 16.06.2013
Der Regen weckte uns mit lautem Trommeln auf die Dachluken. Naja, vielleicht hört das ja bald auf !
Nach der üblichen morgendlichen Prozedur fuhren wir nach Borgund. Das Museum dort ist sehr informativ gestaltet und gibt gute Einblicke in die Welt der Stabkirchen. Gerne kauften wir die
Tickets, denn es hieß, dass wir fotografieren dürften. Mittlerweile regnete es kaum noch, sodass wir die Kirche auf dem Weg dorthin schon von außen fotografierten. An der Kirche angekommen, hieß
es, dass ein Stativ nicht genutzt werden dürfe. Aber wer das Peterchen kennt, der weiß, dass er einen Ausweg weiß: Der Schirm von NOVOFLEX ist gleichzeitig als Stativ nutzbar, sieht aber nicht so
aus ! Und so konnten wir doch noch unsere Innenaufnahmen machen, ohne das Verbot explizit übertreten zu haben.
Von Borgund fuhren wir zur Fähre nach Fodnes. Ein bisschen warten und schon wurden wir übergesetzt, ohne jedoch wieder so zusammengequetscht zu werden wie beim letzten Mal.
In Sogndal lachte die Sonne und wir auch, als wir das Hinweisschild zu einer Entsorgungsstation sahen. Unser Lachen war aber sehr schnell vorbei, denn die Station war geschlossen. So fuhren wir
weiter Richtung Skjolden. Am Abzweig zur Fähre nach Ornes hatten wir allerdings Glück: An einer Tankstelle vertankten wir unsere letzten 550 NOK, leerten die Schmutzwasser- und Fäkalientanks und
bunkerten noch etwas Frischwasser. Leider passte unser Schlauchadapter nicht, sodass Peter ein bisschen nass wurde.
Die Stabkirche in Ornes wollten wir anschließend besichtigen. Die Straße am Ostufer des Lustrafjordes sollte aber laut unserem Führer nicht so gut zu fahren sein, weshalb wir ab Solvorn mit der
Fußgängerfähre zur Stabkirche fahren und unser Wohnmobil am Hafen stehen lassen wollten. Wir bogen deshalb in die Stichstraße zur Fähre nach Ornes ab und dachten, dass wir am Hafen Bargeld vom
Postsparbuch ziehen könnten. Aber in dem ganzen Dorf bot sich keine Möglichkeit. Also mussten wir zum Geldabheben zurück nach Sogndal fahren, denn dies ist die nächstgrößere Stadt – zumindest
nach norwegischen Verhältnissen. Peter war zunächst über die eigene Blödheit, nicht rechtzeitig an neues Bargeld gedacht zu haben, sauer. Je länger wir allerdings darüber nachdachten, umso mehr
zeigte der Spruch von meiner Oma „Wer weiß, wofür es gut ist“ seine Richtigkeit. Hätten wir den geplanten Abstecher bereits jetzt zur Stabkirche nach Ornes gemacht, hätten wir keine Zeit mehr für
den ebenso geplanten Abstecher zum Nigardsbreen gehabt. Und dort wollten wir unbedingt hin, auch wenn das Wetter wieder etwas wechselhaft geworden war.
In Gaupne fuhren wir dann die Stichstraße zum Nigardsbreen. Kurvig und zum Teil sehr eng führte die Straße hin zum Gletscher. Unterwegs sahen wir viele be“rauschen“de Wasserfälle rechts und links
der Straße. Der Fluss neben uns war milchig-grün und zeigte uns, dass er vom Gletscher gespeist wird.
Am Nigardsbreen angekommen, gingen wir erst in das Besucherzentrum. Dieses wird gerade gebaut und soll zwei Eistürme und eine Gletscherspalte symbolisieren. Uns erschien es mehr wie ein
spanischer Helm. Das Zentrum war ganz nett gemacht, brachte uns aber nicht weiter. Also fuhren wir los und standen schon nach wenigen Metern an einer Schranke. Da es sich um eine Privatstraße
handelte, sollten wir 40 NOK in ein dort ausliegendes Papiertütchen legen und den „Einzahlungsbeleg“ hinter die Windschutzscheibe legen. Mit dem Bezahlen hätten wir kein Problem gehabt.
Allerdings hatten wir den Betrag nicht passend und gleich einen 100 NOK-Schein einlegen, wäre dann doch zuviel des Guten gewesen. So fuhren wir die 5 Kilometer lange Straße erst einmal, ohne zu
bezahlen. Wir hofften auf eine Wechselmöglichkeit am Wanderparkplatz.
Auf dem Wanderparkplatz war genügend Platz. So genossen wir den Blick über den Gletschersee zum Nigardsbreen, machten Fotos, zogen die Wanderschuhe an und stapften los. Die Angaben über die
Wanderstrecke variierten zwischen 35 Minuten und einer Stunde, je nachdem welchen Führer wir zu Rate zogen. Nach etwa 20 Minuten über Stock und Stein – von so etwas wie einem Wanderweg sprechen
wir lieber gar nicht – erreichten wir die Bootsendhaltestelle und waren froh, nicht das Geld für den Bootstransfer ausgegeben zu haben. Ab hier waren es nämlich noch einmal 25 Minuten bis zum Fuß
des Gletschers. Aber auch das überstanden wir und beim Gletscher angekommen, fing es pünktlich an, leicht zu tröpfeln. Zum Glück trocknete der Wind sofort die Wassertropfen auf der Kleidung. So
blieben wir wenigstens schön trocken.
Direkt bis zum Gletscher durften wir nicht gehen. Etwa zehn Meter davor war eine Absperrleine angebracht. Wir konnten aber auch so unsere Fotos machen. Bevor wir zurückgingen, sammelte Beatrice
noch etwas Sand für ihre Sandsammlung.
Der Rückweg erschien uns kürzer, dauerte aber trotzdem 35 Minuten. Ohne Wanderschuhe wären wir bei den Klettereien über die Felsen jedenfalls nicht so gut vorwärts gekommen.
Wieder am Wohnmobil angekommen, war die obligatorische Kaffeepause angesagt, auch wenn es schon 18 h war. Auf dem Rückweg kürzten wir an der Schranke von vorhin das Mautgeld von 40 NOK auf 33
NOK, denn mehr Kleingeld hatten wir nicht.
Die weitere Fahrt bis nach Skjolden verlief problemlos. Dann allerdings begann die spektakuläre Fahrt zur Stabkirche nach Ornes – genau die, die wir heute Nachmittag durch die Fährfahrt mit der
Fußgängerfähre eigentlich vermeiden wollten. Die Straße war großteils so breit wie unser Gefährt und Gegenverkehr war nicht ausgeschlossen – sogar Hinweise auf den regelmäßig hier verkehrenden
Bus sahen wir. Die Tunnel waren unbeleuchtet und stellenweise so lang, dass wir in der Mitte des Tunnels keinen Anfang und kein Ende sehen konnten. Rechts neben uns ging es ohne Leitplanke direkt
in den Fjord oder aber abschüssige Wiesen warteten darauf, dass wir bei einem Ausweichmanöver dorthinein absackten. Und diese Stichstraße wollten wir 32 Kilometer bis nach Ornes fahren !
Nachdem die ersten Autos uns entgegen gekommen waren und wir mit etwas Rangieren aneinander vorbei gekommen waren, legte sich unsere Anspannung etwas.
In Ornes angekommen, erhielten wir die Auskunft, dass wir von Parkplatz bis zur Stabkirche noch etwa zehn Minuten steil den Berg hoch laufen müssten. Puh, und das alles wegen etwas altem Holz !
Die Stabkirche selbst ist hübsch gelegen, aber 80 NOK Eintritt, Fotografierverbot im Innenraum und Öffnungszeiten erst wieder ab morgen 10:30 h ließen in uns den Plan reifen, nach der
Außenbesichtigung wieder nach Skjolden zurück zu fahren. Wir rechneten auch damit, dass morgen der Verkehr auf dem schmalen Sträßchen stärker sein würde. Deshalb fiel uns die Entscheidung zur
Rückfahrt trotz der fortgeschrittenen Zeit von 21:30 h sehr leicht – immerhin war es ja noch taghell (außer in den Tunneln, aber das hatten wir ja schon).
In Skjolden parkten wir direkt am Ufer des Fjordes. Nach einem sehr späten Abendessen fielen wir kurz vor Mitternacht in unser Bett und hatten eine ruhige Nacht.
Montag, 17.06.2013
Der Morgen begrüßte uns mit einigen blauen Flecken am Himmel. So freuten wir uns auf die Strecke durch Jotunheimen und das Sognefjell. Hinter Skjolden ging es zunächst steil bergauf und nach 20
Kilometern hatten wir bereits 1300 Meter Höhe erreicht – und das vom Meeresniveau aus !
Die Gipfel waren zwar in den Wolken verborgen, aber dennoch war es ein sehr schöner Anblick. Das Eis, die kahlen Felsen, die Moose und Flechten und die klare eiskalte Luft ließen uns häufig für
Fotostopps anhalten. Irgendwann hatten wir den höchsten Punkt mit 1440 Metern erreicht. Ab da ging es stellenweise sehr steil wieder hinab. Dank der Unterstützung durch die Motorbremse kein
Problem für uns und unser rollendes Heim.
In Lom angekommen, gingen wir zunächst in das Visitorcenter, um uns über unsere für morgen geplante Hochgebirgstour zu informieren. Anschließend besichtigten wir die sehr hübsche Stabkirche von
Lom und waren begeistert. Nur 55 NOK Eintritt, Fotografiererlaubnis auch mit Stativ, wunderschön gestalteter Innenraum – was wollen wir mehr ! Nervig war nur eine Besucherin, die mit ihrem Handy
alles mögliche im Minutentakt fotografierte und dabei den Ton nicht abgeschaltet hatte. So hörten wir ständig das Auslösegeräusch des Handy. An die Bildqualität möchte ich gar nicht denken !
Die Weiterfahrt nach Maurvangen wurde nur durch einen Tankstopp unterbrochen – wir hatten ja jetzt wieder genug Bargeld.
Dort angekommen, fuhren wir auf den Campingplatz, denn nach vier Nächten in Freien brauchten die Akkus der Kameras und das Laptop wieder Strom. Außerdem war es mal wieder ganz nett, in einer
geräumigen Dusche sich waschen und eine Toilette nutzen zu können, ohne gleich über die Wassermenge im Tank und den Füllstand des Fäkaltankes nachdenken zu müssen.
Der Himmel war mittlerweile aufgerissen und die Sonne lachte vom Himmel. Aber der Wind dazu war eisig und pfiff um unser armes Wohnmobil. Manchmal wackelte es richtig, aber das kennen wir ja vom
Segeln.
Nach einer ausgiebigen Dusche kochten wir unsere geliebten Thunfischnudeln. Beim Öffnen des Weinschlauches stellten wir fest, dass wir aus Versehen Weißwein gekauft hatten. Tja, wer lesen
kann......
Nach einigen Runden Backgammon schliefen wir schnell ein, denn der Wind hatte sich gelegt und unser Wohnmobil wurde nicht mehr so durchgeschüttelt.
Dienstag, 18.06.2013
Sonne am Himmel, aber aufgrund der Gebirgssituation eiskalte Luft – da freut man sich über die Standheizung zum Frühstück. Wir bunkerten vor Verlassen des Campingplatzes noch Frischwasser; unser
Abwasser konnten wir hier nicht entleeren.
Für heute stand eine Wanderung über den Besseggen-Grat auf unserem Programm. Das sonnige Wetter dazu hatten wir. Wie kamen wir auf die – im nachhinein gesehen – Schnapsidee mit der Wanderung ? Da
zitiere ich am besten den Prospekt des ADAC: „Eine der schönsten und spektakulärsten, dabei aber nicht schwierigen Touren im Jotunheimen-Gebirge ist die 6-Stunden-Wanderung über den
Besseggen-Grat“. Auch der Mitarbeiter im Infocenter gestern in Lom schwärmte von dieser tollen Tour und riet uns, mit dem Boot nach Memurubu (nein, das liegt nicht in Afrika) zu fahren und dann
die Tour zum Ausgangspunkt zu wandern.
Es begann schon damit, dass wir den Bootsfahrplan falsch gelesen hatten. Das Boot um 10:30 h fährt jetzt noch nicht. Nur um 09:30 h fuhr ein Boot, aber das war schon vorbei. Aber man riet uns,
von der Abfahrtsstelle in Gjendesheim, wo wir auch gerade unser Wohnmobil geparkt hatten, los zu wandern und mit dem Boot um 16:45 h ab Memurubu zurück zu fahren. Wenn wir das allerdings
verpassen sollten, könnten wir nur noch am Seeufer in ca. drei Stunden nach Gjendesheim zurück wandern. Wir rechneten nach und kamen auf über sechs Stunden Wanderzeit. Da alle Führer von sechs
Stunden gesprochen hatten, trauten wir uns die Tour zu und gingen los. Zunächst war auch alles bestens, mal abgesehen davon, dass wir uns nichts zu essen und zu trinken mitgenommen hatten. Aber
es sind ja bloß sechs Stunden ! Nach einer halben Stunde wurde der Weg merklich steiler, steiniger und war auch nicht immer auf Anhieb zu erkennen. Wir waren aber immer noch frohgemut. Bei einem
Wasserfall löschten wir unseren Durst, denn die Sonne heizte uns ganz schön ein. Nachdem wir schon gut vorangekommen waren und dabei einige Schneefelder durchquert hatten, merkte Peter, dass er
unterwegs seine abgezippten Ärmel verloren hatte. Also marschierte ich einen Teil des Weges zurück und fand schlussendlich beide Ärmel wieder (irgendwo unterwegs verlor ich aber die in Oslo neu
gekaufte Augenmuschel der Kamera – tja, wie sagt das kölsche Grundgesetz „Watt fott es, is fott“).
Wir rechneten anschließend nach und kamen zum Schluss, dass wir bis jetzt noch gut in der Zeit waren und es außerdem nach dem höchsten Punkt und erreichten 750 Metern Höhendifferenz bergab und
damit schneller ginge. Irgendwann erreichten wir nach Durchquerung eines Geröllhanges den höchsten Punkt, konnten aber nicht beide Seen – wie beschrieben – gleichzeitig sehen. Dazu mussten wir
dem „Wanderweg“ noch weiter folgen und ich übertreibe nicht, über eine nahezu senkrechte Wand, bei der es rechts und links steil in die Tiefe ging, absteigen. Als wir diese mit zittrigen Knien
endlich zur Hälfte überwunden hatten, wurden wir durch den versprochenen traumhaften Ausblick belohnt. Aber dieser Abstieg hatte uns soviel Zeit gekostet, dass wir das Boot um 16:45 h niemals
erreichen würden. Außerdem zitterten uns beiden immer noch die Knie und begannen bei Peter links und bei Beatrice auf beiden Seiten zu schmerzen. So drehten wir um, da diese Rücktour insgesamt
kürzer sein würde als die Tour zu Ende wandern und noch zusätzlich drei Stunden am See entlang zu wandern. Außerdem lösten sich bei Beatrice wegen des bis jetzt schon sehr schwierigen Abstieges
und der damit verbundenen Anspannung einige Tränchen. Wir sind halt keine Bergziegen !
Die Felsen wieder hoch zu klettern, machten Beatrice gehörig Angst. Immerhin ging es – wie schon gesagt – auf beiden Seiten steil die Felsen hinab und ein falscher Schritt bzw. Ausrutschen hätte
fatale Folgen gehabt. Aber es war ja – ich zitierte bereits den ADAC – eine nicht schwierige Tour. Endlich oben angekommen, wollten wir uns nicht vorstellen, wie eine schwierige Tour aussehen
könnte, wenn diese Kraxelei als nicht schwierig bezeichnet wird.
Je weiter wir auf dem Rückweg vorankamen, umso mehr schmerzten die Knie und Hunger- und Durstgefühle kamen dazu. Wir wurden immer langsamer, aber ENDLICH, nach acht Stunden standen wir auf
wackligen Beinen wieder an unserem Wohnmobil. Beide waren wir fix und fertig und uns einig, dass so etwas mal wieder in die Kategorie „Beatrice & Peter auf Abenteuerurlaub“ passte.
Der anschließende Kaffee und Kuchen belebte uns wieder soweit, dass wir noch 115 Kilometer bis nach Dombas fuhren, damit morgen die Strecke nicht so lang würde. Außerdem hörte der sonnige Tag
langsam auf und der Himmel bewölkte sich. Da wollten wir nicht noch eine Nacht im Hochgebirge verbringen.
Hinter Dombas stellten wir uns auf einen Parkplatz, kochten und verschwanden sofort im Bett.
Mittwoch, 19.06.2013
Mit steifen Knochen wachten wir morgens auf. Es war immer noch sonnig mit kleinen Wolken und richtig angenehm warm. Wir frühstückten deshalb draußen in der Sonne. Nach dem üblichen Prozedere
fuhren wir nach Andalsnes. Unterwegs machten wir ein paar Spaßfotos mit unserem Plüschelch und einem Warnschild vor Elchen. Nach uns kamen zwei Frauen und machten ebenso lustige Fotos. Die
Warnschilder vor Elchen scheinen die Touristen zu spaßigen Höchstleistungen zu treiben.
In Andalsnes fuhren wir an den Hafen und gönnten uns nach einem kurzen Rundgang jeder ein großes Softeis mit Streuseln in den buntesten Farben und Geschmacksrichtungen. So hatte Beatrice sich ihr
Eis mit Marshmellows verzieren lassen ☺. Hmmh, schmeckte das in der Sonne !
Nach diesem gemütlichen Teil kam der Abenteuerpart des heutigen Tages: Die Fahrt durch den Trollstigen ! Eine irrwitzig gewundene Passstraße, welche immer haarscharf am Abgrund entlang führt und
insgesamt elf enge Haarnadelkurven mit einer Steigung von insgesamt zwölf Prozent aufweist. Begegnen sich zwei Fahrzeuge, wird es recht spannend, vor allem wenn es sich um große Fahrzeuge wie
Busse oder Wohnmobile handelt. Wir fuhren relativ ungestört hoch, da der Verkehr heute nicht allzu stark ist. Oben angekommen, hielten wir auf dem Besucherparkplatz und gingen die hundert Meter
zur Aussichtskanzel. Beide merkten wir noch unsere Tour von gestern in den Knochen – entsprechend steif muss es wohl für Außenstehende ausgesehen haben, wie wir den Weg lang geeiert sind. Von der
Kanzel hatten wir einen sehr guten Blick auf den nun zu unseren Füßen liegenden Trollstigen. Nach diversen Fotos setzten wir unsere Fahrt nach Valldal fort.
Auf dem Hafengelände parkten wir und gingen zuerst zur Touristinformation, um die 3-Fjorde-Fährfahrt für morgen um 09:30 h zu klären. Norwegens angeblich schönste Fährfahrt führt durch den
Norddalsfjord, Sunnylvsfjord und endet nach einer Tour durch den Geirangerfjord in – richtig: Geiranger. Zehn Prozent bekommen wir aufgrund unserer ARC Europe Card (gratis über den ADAC) auf den
Fahrpreis. Unser Wohnmobil darf auf die Zweistundentour mitkommen.
Nachdem dieser Punkt geklärt war, lasen wir – endlich – mal wieder unsere mitgebrachten Bücher. Für die Nacht verholten wir uns auf einen Platz neben dem Hafengebiet. Hafengebiet klingt sehr
imposant. Aber es handelt sich hier lediglich um die Anlegestelle einer Fähre und einem kleinen geteerten Platz davor.
Für den Abend hatten wir frisches Olivenbrot gekauft. Heute sollen mal wieder die Schinken- und Käsevorräte verkleinert werden.
Um sauber beim Abendessen sitzen zu können, duschten wir heute mal vor dem Essen und nicht wie sonst üblich, vor dem Schlafengehen.
Anschließend gab es frisch gekauftes Olivenbrot, Schinken, Rilette, Käse, Tomaten und Weißwein. Und wäre das nicht schon französisch genug, hörten wir dazu Patricia Kaas.
Nach einigen Runden Backgammon verschwanden wir im Bett.
Donnerstag, 20.06.2013
In der Nacht waren wir einige Male wach geworden, da der Regen auf unser Dach getrommelt hatte. Demzufolge präsentierte sich der Himmel am Morgen bedeckt und grau. Hmmh, bekommen wir jetzt auch
nicht geändert.
Wir stellten nach dem Aufwachen das Wohnmobil direkt auf die Fährspur nach Geiranger und gingen frische Brötchen und Obst kaufen. Anschließend warteten wir bei einem leckeren Frühstück das
Einschiffen ab. Nach dem Frühstück hatten wir ein Problem mit unserem Kühlschrank: Er ließ sich nicht mehr öffnen. Rütteln an der Tür nutzte nichts und so untersuchte Peter die Tür nach einer
Möglichkeit, diese zu öffnen. Und siehe da, sie ging plötzlich auf. Der Grund für das Problem war, dass der Schließriegel nicht mehr fest an der Tür saß und so sich nicht aus der Verriegelung
lösen konnte. Nachdem wir den Riegel wieder angeschraubt hatten, funktionierte die Tür wieder.
Pünktlich mit dem Ablegen der Fähre riß der Himmel auf und die Sonne lachte vom leicht wolkigen Himmel. Genial ! Auf dem Oberdeck war es zwar windig und kalt, aber die Aussicht war einfach
phantastisch. Atemberaubende Fjordblicke, verlassene Bauernhöfe, die an den Hang „geklebt“ waren und immer wieder Wasserfälle. Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge und viel zu schnell
erreichten wir Geiranger. Schon beeindruckend, wie in diesen kleinen Fjord selbst große Kreuzfahrtschiffe passen !
In Geiranger schraubten wir uns eine sehr steile Straße hinauf in die Höhe. Der Trollstiegen gestern war dagegen ein Kinderspiel, denn jetzt kamen uns auf der schmalen Passstraße immer wieder
große Busse entgegen, die die Gäste der Kreuzfahrtschiffe zu den gebuchten Ausflugszielen brachten. Der erste beeindruckende Stopp war etwa vier Kilometer hinter Geiranger. Hier konnten wir wie
damals Kaiser Wilhelm II den Ausblick über den Fjord genießen. Ob es ihm so gut gefallen hat, wissen wir nicht. Auf jeden Fall konnte er nicht so schöne Fotos machen.
Nachdem wir die Maut in Höhe von 100 NOK für eine private Straße bezahlt hatten, konnten wir ganz hinauf zur Dalsnibba auf 1500 Metern Höhe über dem Meer. Eisiger Wind, viele Touristen, aber auch
sehr schöne Fotomotive belohnten uns und unser Wohnmobil für den steilen Weg. Natürlich „mussten“ wir auch die berühmten Fotos auf dem Felsen machen, bei denen der Eindruck entsteht, dass man in
schwindelnd erregender Höhe über dem Abgrund sitzt.
Die weitere Fahrt nach Stryn unterbrachen wir nur zu unserem Kaffeestopp an einem See. Und da die Sonne so schön schien, nahmen wir den Kaffee vor dem Wohnmobil zu uns.
In Olden bogen wir ab zum Brigardsbreen. Eine schmale Straße – aber das sind wir ja mittlerweile gewohnt – führte uns hin zum Gletscher. Dort angekommen, überlegten wir sehr lange, ob wir die
einstündige Wanderung zum Gletscher unternehmen sollten. Immerhin kann man laut Karte sich maximal auf 100 Metern dem Gletscher nähern. Aber zum Glück entschieden wir uns für die Tour und wurden
bei sonnigem Wetter mit sehr schönen Motiven, einem rauschenden Wasserfall und einer sehr guten Sicht auf den Gletscher belohnt.
Um 19 h waren wir wieder beim Wohnmobil und fuhren noch bis zum nächsten Parkplatz, auf den wir uns für die Nacht hinstellten. Direkt am Ufer eines Sees mit Blick auf einen Teil des Gletschers –
was wollen wir mehr ?
Nach dem Abendessen und Duschen hatten wir keine Lust mehr auf Spielen. Kein Wunder, war es doch schon wieder nach 21 h. Also verzogen wir uns ins Bett und lasen noch ein paar Seiten.
Und später dann hatten wir ein geniales Naturschauspiel: Der (Fast-)Vollmond stand über dem von der Sonne (!) beschienenen Gletscher. Dazu die dunklen Berge – ein Traum ! Bis wir allerdings die
Kamera klar gemacht hatten, lag der Gletscher im Schatten und die ganze Mystik war verschwunden. Aber wir haben es gesehen !!
Freitag, 21.06.2013
Keine Ahnung warum, aber wir wachten erst um 09:30 h auf. Lag es an der Ruhe, der Luft hier im Gebirge oder waren wir einfach nur müde gewesen ? Naja, uns trieb ja heute niemand.
Nach dem Frühstück kamen auf einmal viele Touristenbusse und entluden ihre Fracht an diesem idyllischen und bislang ruhigen Ort. Dies war für uns der Zeitpunkt, die Türen zu schließen und los zu
fahren.
Kurz nach dem Start begann es zu regnen. Auch wenn der Regen den Tag über durchhielt, störte er uns nur wenig, denn heute war ein reiner Fahrtag Richtung Bergen. Unterwegs tankten wir, entleerten
unser gebrauchtes Wasser und die Toilette und bunkerten neues Frischwasser. Dafür mussten wir heute erstmalig bezahlen. Zwar nur 25 NOK, aber immerhin !
Die Fährfahrt von Lavik nach Oppedal war problemlos, da die Fähre nur halbvoll war. So mussten wir uns nicht zu eng zusammen stellen lassen.
Eigentlich hatten wir heute morgen beabsichtigt, bis nach Matredal zu fahren. Aber Matredal sahen wir nur kurz zwischen zwei Tunneldurchfahrten. Also fuhren wir noch ein Stückchen weiter und
hielten nach dem Utnes-Tunnel auf einem unbefestigten Parkplatz direkt am Fjord. Nach dem üblichen Kaffee lasen wir. Später dann machte Peter noch einige mystisch anmutende Fotos des Fjordes im
Regen. Dank Langzeitbelichtung, Nebelfilter und selbstgebautem Lochkameravorsatz wurden sie sehr ansehnlich (Eigenlob stinkt zwar, aber was wahr ist, muss auch gesagt werden)
Während wir unser Abendessen kochten, schwamm ein größeres Tier am Ufer entlang. Vielleicht ein Otter oder ähnliches – wir werden es nicht erfahren.
Nach Abendessen und Duschen spielten wir Backgammon, als gegen 23 h plötzlich ein Himmelsspektakel begann: Auf der dem Land zugewandten Seite des Wohnmobils erglühte der Himmel rot und auf der
Fjordseite bildete sich ein Regenbogen, welcher sich anfangs noch im ruhigen Wasser spiegelte. Als es wieder regnete, war er nur noch am Himmel zu sehen. Logisch, dass wir unsere Spielrunde
unterbrachen und die Auslöser betätigten.
Danach ging es ab in die Federn, denn morgen wollen wir nicht wieder so lange schlafen – immerhin wartet Bergen auf uns und wird hoffentlich nicht seinem Ruf als Europas regenreichste Stadt
gerecht.
Samstag, 22.06.2013
Auch heute wieder schliefen wir länger als üblich und standen „erst“ gegen 08:30 h auf. Trotz der nahen Straße haben wir herrlich ruhig geschlafen, denn nachts geht der Verkehr sehr stark zurück.
Bei grauem Wetter fuhren wir die letzten 70 Kilometer nach Bergen. Kurz vor Bergen begann wieder eine mautpflichtige Strecke. Wir sind gespannt, wie das mit der Rechnung laufen wird. Den von uns
in Aussicht genommenen Campingplatz nahe dem Stadtzentrum bei einem Wohnmobilhändler fanden wir sehr schnell. Aber, oh Schreck: Der Platz existierte nicht mehr ! Stattdessen war die ganze Straße
eine Baustelle und der ehemalige Platz gesperrt für Wohnmobile. Es wurde sogar mit Abschleppen gedroht, wenn sich dort jemand hinstellen sollte. Das und der desolate Zustand des Platzes waren für
uns Argument genug, nach einem Ersatz zu suchen. Wir befragten unsere Führer und entschieden uns, in das 19 Kilometer entfernte Haukeland zu fahren. Sehr schnell waren wir aus Bergen wieder
draußen und in Haukeland angekommen. Der Platz hatte noch reichlich Kapazität, ein Supermarkt war nebenan und die Bushaltestelle nach Bergen direkt gegenüber. Wir suchten uns einen schönen Platz,
legten Strom und fuhren mit dem Bus nach Bergen. Unterwegs mussten wir in die Lightrail umsteigen und nach ca. 50 Minuten waren wir im Zentrum von Bergen, der regenreichsten Stadt Europas. Heute
aber nicht für uns: Die Sonne schien den gesamten Tag bis abends und brachte richtig sommerliche Gefühle auf. So machte es uns gleich doppelt Spaß, die alte Hansestadt zu erkunden. Was uns aber
als erstes auffiel, waren die vielen Menschen ! Wir hatten uns in den wenigen Tagen in der freien Natur so daran gewöhnt, kaum eine Menschenseele zu sehen, dass wir uns hier inmitten der Stadt
erst einmal wieder an die wenige Natur und die unzähligen Menschen und Touristen gewöhnen mussten. Nach diesem Schock gingen wir zunächst zu den alten Handelshäusern Bryggen. Einfach hübsch
anzusehen, wie sie von der Sonne beschienen windschief dastanden. Jedes Haus war zur Straße hin von Geschäften belegt und die halbdunklen Gänge, die von der Straße in den Hinterhofbereich
führten, dienten ebenso als Platz für kleine Boutiquen. Logisch, dass wir nach dem äußeren Besichtigen in das innere Besichtigen, sprich auf neudeutsch Shoppen genannt, überwechselten. Dabei
erstand Beatrice eine wunderschöne Strickweste aus Norwegen und Peter einen ECHTEN Norwegerpullover sowie einen braunen Elchledergürtel. Das Elchleder fühlt sich wunderbar weich und samtig an.
Ich freue mich schon, wenn ich den Gürtel zum ersten Mal tragen kann.
Nach diesem „Kaufrausch“ gingen wir weiter zur Festung. Für eine Innenbesichtigung war es mittlerweile zu spät, da die Führungen bis um 16 h gehen. War aber nicht schlimm, denn so konnten wir uns
in Ruhe die Außenanlagen ansehen.
Nach diesem martialischen Teil spazierten wir zum Dom. Dieser war zwar verschlossen, aber die Außenaufnahmen machten auch Spaß. Die Innenaufnahmen wollen wir morgen nachholen, wenn er offen ist.
Nach einer kleinen Runde durch die Stadt waren wir am Fischmarkt angekommen. Beatrice ließ sich einen Fischspieß und Peter Garnelen zum Selbstpulen schmecken. Dazu gab es das hier übliche
Light-Bier.
Der Himmel hatte sich mittlerweile zugezogen und so entschlossen wir uns zur Rückfahrt zum Wohnmobil. Auf der Rückfahrt fing es dann richtig an zu regnen. War aber nicht schlimm, denn wir hatten
ja jetzt nichts mehr vor. Der einzige „Aufreger“ war nur noch, dass Peter beim Aussteigen aus dem Bus seine Objektivkappe verloren hatte. Als der Bus aber knapp eine Stunde später auf dem Rückweg
nach Bergen wieder am Campingplatz anhielt, bin ich nochmals an die Bushaltestelle und fand die verloren geglaubte Objektivkappe zwischen den Bussitzen. Ende gut, Objektiv geschützt !
Nachdem wir geduscht waren und Peter seine Hemden gewaschen hatte, wollten wir noch einen Schluck Weißwein trinken. Da wir den Weinschlauch aber im Gefrierfach lagern, war der Wein sulzig
geworden. Nach ein bisschen Warten allerdings war er aufgetaut und wir konnten ihn uns schmecken lassen.
Anschließend spielten wir noch einige Runden Backgammon. Da morgen früh der Bus nach Bergen entweder um 08:30 h oder um 10:30 h fährt, beschlossen wir aufgrund unserer noch für Bergen anstehenden
Besichtigungswünsche, den Bus um 08:30 h zu nehmen und „frühzeitig“, d.h. um 23 h ins Bett zu gehen. Kaum lagen wir im Bett, begann es sehr heftig zu regnen. Na, das wird ja hoffentlich morgen
aufgehört haben !
Sonntag, 23.06.2013
Heute ist Mittsommernacht, das heißt, der längste Tag des Jahres. Unterwegs hatten wir schon viele aufgeschichtete Holzstapel gesehen, die heute Abend zur Feier des Tages abgebrannt werden. Ob
das allerdings ohne Brandbeschleuniger klappt, wagten wir beim Aufwachen zu bezweifeln: Es regnete ohne Unterlass !
Aber Plan ist Plan und so standen wir um 7 h auf. Eine mehr als ungewohnte Zeit für uns. Der erste Griff war zur Standheizung, um die morgendliche Kälte zu vertreiben. Nach einem Kaffee und dem
üblichen Frühstück gingen wir im Regen zur Bushaltestelle. Dort warteten schon andere Unentwegte auf den Bus nach Bergen.
In Bergen angekommen, besuchten wir zunächst das hanseatische Museum. Auf verschiedenen Stockwerken konnten wir nachvollziehen, wie früher Handel und Wohnen (ohne Heizung und Feuer wegen der
Brandgefahr !) in einem Gebäude stattfand. Beeindruckend waren die kleinen Schlafstätten mit Türen, um den Schläfer vor der kalten Luft zu schützen.
Als wir aus dem Museum heraustraten, hatte der Regen aufgehört und die Sonne lugte schon zaghaft hinter den Wolken vor. So machte es uns schon wieder Spaß, Bergen zu erkunden. Wir gingen deshalb
zu den zum Museum gehörenden Schotstuene. Durften die Händler in Bryggen nicht heizen, konnten sie hier sich aufwärmen, warme Mahlzeiten zubereiten, zusammen sitzen und beratschlagen, aber auch
Mitglieder, die sich nicht an die geltenden Gebote hielten, bestrafen. Es handelte sich bei den Bergenern Kaufleuten damals um eine reine Männergesellschaft – Frauen gab es nicht. Kein Wunder,
dass bei den Jungs ab und zu einer über die Strenge schlug oder die Vorschrift nicht befolgt wurde, dass nachts mindestens einer nüchtern bleiben musste, um im Falle eines Brandes die anderen
alarmieren zu können. Erst wenn die Männer lebensälter waren, durften sie nach Deutschland zurück und eine Familie „stiften“ (stand wirklich so da, was auch immer das bedeuten mag).
Die nebenan liegende Marienkirche war wegen Renovierung noch bis 2015 gesperrt. Wir gingen deshalb in der Sonne (!) zum Dom. Dort war gerade der Gottesdienst beendet worden und wir konnten ihn
besichtigen. Als Peter gerade ein paar Fotos der Orgel machte, kam der Organist und fragte, ob wir ihm ein Bild seiner Orgel schicken könnten. Dabei erzählte er in bestem Deutsch, dass er mit dem
Bonner Münsterorganisten Karras zusammen studiert hatte. Überhaupt war er sehr redselig, aber nach einer geraumen Zeit konnten wir uns (endlich) von ihm verabschieden.
Nach diesem Kulturtrip musste mal wieder der Magen beruhigt werden. Also setzten wir uns vor dieselbe Bäckerei wie gestern und genossen – auch wie gestern – eine Spezialität von Bergen:
Skillingsboller, ein Hefegebäck mit viel Zimt. Dazu gab es das Allerweltsgetränk Coca-Cola.
Unser weiterer Weg führte zur Festung, da wir den König Haakons Festsaal und den Rosenkrantz-Turm jeweils mit Führung besichtigen wollten. Wir waren die Einzigen und bekamen so eine private
Führung durch eine hübsche junge Norwegerin in Tracht. Sie sprach nur Englisch, aber dank unserem Englisch-Kurs, den wir gerade im BMZ absolvieren, konnten wir ihr sehr gut folgen. Auch wenn
aufgrund der großen Explosion am 20. April 1944 alle Inneneinrichtungen Rekonstruktionen waren, die, was die Bestuhlung anging, den Charme der 60er Jahre verströmten, war die Tour sehr
interessant und anschaulich. Auch war der Blick vom Festungsturm auf die zu unseren Füßen in der Sonne liegende Stadt sehr hübsch. Da im Preis der Eintrittskarten ein Kaffee gratis enthalten war,
setzten wir uns zunächst in das Café. Den Kaffee wollten wir nicht so trocken hinunter schlucken und aßen deshalb jeder noch ein Stück Schokoladentorte dazu.
Kaum hatten wir das Café und die Festung verlassen, begann es sich langsam zuzuziehen.
Wir steuerten deshalb unseren letzten Besichtigungspunkt, die (backsteinrote) Johanniskirche, an. Erwartungsgemäß war diese verschlossen, sodass wir aufgrund der vorgeschrittenen Zeit und des
sich bedrohlich verdunkelnden Himmels zum Campingplatz zurückfuhren. Kaum saßen wir in der Bahn, begann es heftig zu regnen. Uns konnte das jetzt egal sein, denn der weitere Tag wird sich im
Wohnmobil abspielen. Unterwegs kamen wir noch ins Gespräch mit einem älteren amerikanischen Paar. Diese zeigten uns Bilder ihres Wohnmobils in den USA: ein 500.000 $ teurer großer Bus, wie wir
ihn in den USA-Urlauben gesehen hatten. Für Stadtbesuche ziehen sie einen PKW hinterher. Da kam uns unser Wohnmobil richtig mickrig vor. Wir haben es aber trotzdem gerne !
Abends bekochten wir uns lecker. Dazu gab es Ahrwein – immerhin haben wir ein Ahrweiler Kennzeichen am Wohnmobil.
Während wir noch ein bisschen spielten, qualtme es überall in der Umgebung – wahrscheinlich der Versuch der Norweger, trotz des starken Regens ihre Mittsommernachtsfeuerstapel anzuzünden. Zum
Glück ließ spät am Abend der Regen nach und hörte dann ganz auf. Jetzt schienen die Feuer zu brennen, denn die Qualmwolken wurden kleiner. Uns war es egal, denn wir verzogen uns in unser Bett.
Montag, 24.06.2013
Nach Frühstück, Wasser bunkern und Toilette entleeren fuhren wir los. Zunächst ging es am Hardangerfjord entlang, ehe sich in Granvin unser Kreis in Norwegen schloß: Wir kamen wieder auf die
Strecke, welche wir schon einmal am 14. Juni – aber in entgegen gesetzter Richtung – befahren hatten. Bis Bruravik und der sich anschließenden Fähre nach Brimnes war es für uns deshalb eine
bekannte Strecke. Dann allerdings bogen wir rechts ab Richtung Odda und folgten dem Sorfjord. Das Wetter war bedeckt, aber klar und so durchfuhren wir bei guter Sicht das Kirschanbaugebiet von
Norwegen. Leider blühten die Bäume nicht, denn sonst wäre es bestimmt ein gigantischer Anblick gewesen. So konnte Peter sich aber ohne Ablenkung dem Straßengeschehen auf dieser zum Teil sehr
schmalen Straße widmen. Spannend wurde es immer, wenn uns ein Sattelzug entgegen kam. Langsames Aneinander-vorbei-Manövrieren war dann angesagt. Aber alte Wohnmobilisten, die wir sind, stellte
das vor keine Schwierigkeiten. Mittlerweile haben wir die Maße unseres Gefährts ja fast schon im Urin.
In Odda angekommen, parkten wir an die Uferpromenade beim Busbahnhof. Ein unverstellbarer Blick und direkt in der Nachbarschaft ein Supermarkt für die Brötchen morgen früh, dazu noch eine
Entleerungsstation nebenan – was wollen wir mehr ? Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort machten wir uns unseren Kaffee und aßen dazu frisches Brötchen mit Blaubeermarmelade – mhhh, lecker
!
Anschließend gingen wir die weitere Tour durch und entschieden uns, morgen den Ryfylkevegen Richtung Süden zu fahren. So kommen wir auch zu unserem nächsten großen Ziel, dem Preikestolen.
Allerdings ist diese Strecke landschaftlich reizvoller als die von uns zunächst geplante Route über Haugesund. Sollte des Weiteren das Wetter es nicht gut mit uns meinen, können wir anstelle der
geplanten Wanderung zum Preikestolen nach Stavanger weiterfahren und die Stadt unsicher machen.
Anschließend setzten wir uns an die Uferpromenade und brachten unser Rauchopfer dar. Als es dann anfing, zu regnen, war Peters Pfeife sowieso schon ausgeraucht, sodass wir uns in das Wohnmobil
verziehen konnten.
Während der sich anschließenden Lesepause „stärkten“ wir uns schon mit einer kleine Vorspeise, bestehend aus Salzstängele, ital. Salami und Bier.
Nach einigen Kapiteln kochte Peter und wir arbeiteten uns weiter durch die mitgebrachte Literatur. Draußen regnete es derweilen immer noch. Soll uns egal sein, solange morgen schönes Wetter ist.
Irgendwann hörte es auf zu regnen und wir hatten genug gelesen. So verzogen wir uns in das Heck unseres Wohnmobils und legten uns flach.
Dienstag, 25.06.2013
Der Himmel zeigte sich beim Aufwachen bewölkt mit einer Tendenz zu Sonne. Für das Frühstück holten wir uns frische Brötchen und den Nachmittagskaffee zwei Skillingsboller.
Heute konnten wir nur unser gebrauchtes Wasser ablassen. Frisches Wasser konnten wir keines nachfüllen, da der Wasserhahn kaputt war.
Der erste Weg führte uns zum Wasserfall Latefoss. Direkt neben der Straße gelegen wehte seine Gischt weit über die Straße, sodass alle Autos eine gratis Wäsche abbekamen. Wir waren beeindruckt
und ließen uns gerne für ein paar gute Fotos nass machen.
Für den nächsten Wasserfall Langfoss fuhren wir von unserer geplanten Route ab – und durchfuhren prompt eine automatische Mautstelle. Blöd daran ist nur, dass direkt hinter der Mautstelle der
Wasserfall kam. So zahlen wir Maut für ein kurzes Stück Weg. Erschwerend kam hinzu, dass das obere Ende des Langfoss in den Wolken lag. So konnten wir ihn nicht einmal ganz sehen. Aber auch hier
gilt das alte Kölner Grundgesetz: „Man muss auch jönne könne“. Naja, immerhin hat er ganz schön gerauscht und war an sich schon beeindruckend.
Anschließend steuerten wir Roldal an. Hier besichtigten wir die dortige Stabkirche. Leider durften wir keine Fotos machen, denn dort wollte man die eigenen Postkarten verkaufen. Die Kirche war
wirklich hübsch ausgemalt. Auch der Altarraum erstrahlte in schönen Farben. So behalfen wir uns mit dem iPhone. Immer noch besser als nichts.
Dann begann das Abenteuer Ryfylkeweg. Der „leichtere“ Weg über die 13 war wegen Felssturz gesperrt. Es blieb uns deshalb nichts anderes übrig, als auf der 520 die schmale und gewundene Straße
quer durch die Berge zu nehmen. Trotz der tief hängenden Wolken wurden wir aber mit spektakulären Aussichten auf den tief unter uns liegenden Fjord belohnt. Bis Sauda blieb die Straße eng und
gewunden. Hätte jemand mir vor noch zwei Wochen gesagt, dass ich mit unserem „Schiff“ eine solche Straße fahren muss, wäre ich in leichte Panik verfallen. Aber aufgrund der bisherigen Erfahrungen
war es absolut kein Problem. Im Gegenteil, es machte richtig Spaß !
Hinter Sauda kam das Highlight des Tages: der Svandalsfossen. Von weitem sahen wir schon die nasse Straße und die dichte Gischt, die dafür verantwortlich war. Wir hielten an und gingen den
markierten Weg entlang des Wasserfalles den Berg hinauf. Dabei wurden wir beide richtig nass. Auch unsere Kameras bekamen ihre Dusche ab. Aber es war mehr als beeindruckend, am Ende des Weges das
Wasser direkt aus großer Höhe auf uns herab stürzen zu sehen und voll in der Gischtwolke zu stehen. Gegen diesen Fall waren Latefoss und Langfoss ganz nett – und nett ist bekanntermaßen der
kleine Bruder von Sch..... .
Nach diesem absoluten Highlight mussten wir uns erst einmal wieder trocknen – und das geht am Besten mit einer Tasse Kaffee und Skillingsboller.
Der weitere Weg nach Ropeid zur Fähre war gut ausgebaut. So waren wir relativ schnell an der Fähre und setzten nach Sand über. In Sand stellten wir das Wohnmobil wieder an den Kai und hatten so
freien Blick auf den Fjord.
Da es noch früh war, spazierten wir zur Hose-Brücke bei Sandsfossen. Wir hatten im Prospekt über diese Brücke gelesen, dass sie von einem finnischen und tschechischen Architekten in
Gemeinschaftsarbeit geplant worden war. Da erwarteten wir schon etwas Besonderes ! An der Brücke angekommen, war unsere Enttäuschung groß: ein hässliches und bewusst rostiges Bauwerk erwartete
uns. Die Brücke passte in die Landschaft wie der Eiffelturm in die Wüste. Hässlich und die Natur verschandelnd, mehr fiel uns dazu nicht ein.
Schnell waren wir wieder am Wohnmobil und richteten das Abendessen her.
Nach dem Duschen waren unsere grauen Zellen wieder aktiv und wir spielten Scrabble. Wie bisher bei jedem Scrabble lagen wir beide nahezu gleichauf. So konnten wir beruhigt ins Bett gehen.
Mittwoch, 26.06.2013
Heute hatten wir nur eine kleine Strecke zu fahren. Wir hatten deshalb keine Eile und konnten uns in Ruhe auf die Landschaft konzentrieren. Der Himmel selbst zeigte dazu eine hohe Bewölkung mit
einigen blauen Flecken – also für Fotos nicht das schlechteste Wetter.
Bis Nesvik war abgesehen von einigen hübschen Blicken auf den Fjord nichts besonderes los. In Nesvik nahmen wir die Fähre nach Hjelmeland. Der weitere Weg nach Ardal war sehr gut ausgebaut und
von daher ohne Spannung, aber dann folgte unser Highlight des Tages: die alte Kirche von Ardal ! Kein Eintrittspreis, eine hübsch ausgemalte Kirche, keine anderen Besucher außer uns,
fotografieren nach Herzenslust, das war genau nach unserem Geschmack. Wir bauten das Stativ zum Teil auf den Gebetsbuchablagen auf, um die Wandbilder, welche über unseren Köpfen waren, nicht
verzerrt abzubilden. Und das alles ungestört und in Ruhe. Wir waren happy und fuhren in bester Stimmung weiter !
In Tau wollten wir eigentlich den Mühlenpark besichtigen. Aber mangels Ausschilderung fanden wir ihn nicht. Naja, war nicht so schlimm, da wir sowieso keine große Lust auf ihn gehabt hatten.
Vor Jorpeland suchten wir die Felszeichnungen. Trotz langsamen Fahrens und bewusstem Lesen eines jeden Hinweisschildes sahen wir keinen Abzweig zu den Felszeichnungen. Also kehrten wir noch
einmal um – und siehe da, von der anderen Seite aus waren die Felszeichnungen ausgeschildert. Direkt am Meer war ein Felsbrocken mit Schiffen und Sonnen bemalt. Ganz nett, aber wenn nicht die
Archäologen die Umrisse der Felszeichnungen mit roter Farbe kenntlich gemacht hätten, würden die Zeichnungen keinem auffallen.
In Jorpeland kauften wir noch mal kurz ein und holten Geld. Anschließend fuhren wir hoch zum Preikestolen. Das Parken über Nacht war dort überall verboten, weshalb wir wieder umdrehten und uns an
der Straße auf einem Parkplatz einen Stellplatz für die Nacht suchten.
Wie nicht anders zu erwarten, waren wir nicht lange alleine. Andere Wohnmobile stellten sich zu uns nach dem Motto: Wo einer steht, können wir uns dazu stellen.
Nach dem Abendessen und der obligatorischen Spielerunde wollten wir ins Bett. Der Himmel allerdings hatte für uns noch eine Überraschung parat: Plötzlich wurde die Landschaft in ein gelb-rotes
Licht getaucht und gab unserer Umgebung einen richtig romantischen Anstrich. Kein Wunder, dass Peter nicht alleine war, als er das Naturschauspiel fotografierte. Von den anderen Wohnmobilisten
kamen ebenso Fotografierwütige, die den schönen Himmel fotografieren wollten. Dann aber hieß es ab ins Bett – immerhin war es schon 23:30 h ! Schon irre, wie wir bei den langen Helligkeiten die
Tageszeiten vergessen.
Donnerstag, 27.06.2013
Nachts hatte der Regen auf unser Wohnmobil getrommelt. So ahnten wir nichts Gutes, als wir morgens aufstanden. Und richtig, der Fjord war in Dunst bzw. Nebel gehüllt. Naja, solange es trocken
bleibt, können wir ja heute die Preikestolen-Wanderung machen.
Nach dem üblichen Morgenritual fuhren wir hoch zum Wanderparkplatz am Preikestolen. Gut, dass wir nicht zu spät dran waren, denn der Parkplatz für Wohnmobile war schon gut gefüllt.
Der Weg war gut zu gehen. Viele Treppenstufen aus Naturstein, ein wenig über Stock und Stein, ein Teil als Bohlenweg gestaltet und überwiegend steil bergauf. Durch den Nebel hatte unsere Tour
etwas Mystisches. Stellenweise kamen wir uns wie bei einer Karawane vor: mit anderen Wanderern trotteten wir hintereinander bei den Engstellen, ohne überholen zu können. Kurz bevor wir den
Preikestolen nach knapp zwei Stunden erreicht hatten, zog noch eine Nebelwand die Felsen hoch, sodass wir gar nicht nach unten blicken konnten. Zu allem Überfluss regnete es leicht, als wir
endlich auf dem Felsen unserer Begierde standen. Dann aber riß der Himmel auf und die Sonne lachte uns an. Ein Traumbild ! Wir konnten 600 Meter tief in den Lysefjord blicken und sahen dort das
Fährschiff, mit dem wir morgen fahren wollen. Von hier oben sah es wie ein kleines Spielzeug aus – kein Wunder bei 600 Metern !
Für die üblichen Fotos traute sich selbst Beatrice ganz nah an den Rand. Obwohl sie zuerst aus Angst nicht so nahe an die Kante wollte, setzte sie sich dann doch dorthin und ließ sogar einen Fuß
in die Tiefe baumeln. Hätte ich nicht gedacht, dass mein kleiner „Schisser“ sich selbst so überwindet.
Nach einer Stunde auf dem Felsen wählten wir für den Rückweg die obere Route und konnten somit noch einmal von oben auf den Preikestolen schauen. Wahnsinn, wie viele Menschen mittlerweile dort
saßen und den Blick in die Tiefe wagten.
Der Rückweg wurde nur von einer kleinen Sandsammelaktion unterbrochen. Nach fast zwei Stunden waren wir wieder am Wohnmobil. Im Vergleich zur Besseggen-Tour kam uns die Tour heute wie ein
Spaziergang vor. Die heutige Tour war kürzer, hatte weniger Höhenmeter und die Wege verdienten überwiegend auch die Bezeichnung. So waren wir nicht ganz so geschafft wie bei der Besseggen-Tour
und fuhren deshalb gleich los nach Lauvrik zur Fähre nach Lysebotn.
In Lauvrik angekommen, fanden wir schnell einen Parkplatz für die Nacht. Absolut ruhig gelegen, weiter Blick über den Fjord und bis auf die Schafe neben uns im Gatter alleine. So setzten wir uns
in die Gartenstühle und tranken unseren Nachmittagskaffee im Windschutz des Wohnmobils. Anschließend brachten wir Rauchopfer dar, um den Wettergott für morgen gnädig zu stimmen. Mal schauen,
vielleicht hilft es.
Nach dem Duschen und Kochen strengten wir mal wieder unser Hirn an und spielten Scrabble. Anschließend nutzten wir das Heck unseres Wohnmobils und legten uns schlafen.
Freitag, 28.06.2013
Die Nacht war wunderbar ruhig. Kein Lärm, keine Motorengeräusche, einfach nur Ruhe – wäre da nicht die Schafherde gewesen, die meinte, sich nachts um 4 h zusammen rufen zu müssen. Unser Pech,
dass wir direkt an deren Gatter standen. So konnten wir den Schafen ein paar Minuten bei ihrem „mäh“ und „möh“ zuhören. Das aber war die einzige Störung und so schliefen wir, bis uns der Wecker
aus den Träumen holte. Wir hatten ihn sicherheitshalber gestellt, denn um 9 h sollte die vorgebuchte Fähre nach Lysebotn fahren.
Der Morgen begrüßte uns mit Sonne und Wolken. So genossen wir unser Frühstück vor dem ruhig daliegenden Fjord. Anschließend packten wir zusammen und fuhren die paar Meter bis zur Fähre. Viele
Autos standen dort schon für die Fähre nach Lysebotn an und wir fragten uns, wie die Fährgesellschaft nun zwischen vorreservierten und nicht vorreservierten Fahrzeugen unterscheiden will.
Nachdem die Fähre angelegt hatte, kam eine Bedienstete der Fährgesellschaft und hakte Auto für Auto auf ihrer Reservierungsliste ab. Der Fahrer des Fahrzeugs vor uns hatte wohl nicht reserviert
und musste unverrichteter Dinge wieder wegfahren. Die anderen Autos und wir wurden sodann auf die Fähre gewunken. Zwischen den Autos blieb reichlich Platz. Ich musste allerdings auf unseren
Aufbau aufpassen, da die Höhe nicht überall für uns ausreichend war. Aber das Fährpersonal passte mit auf und so gab es keine Probleme.
Während der Fährfahrt wurde über Bordlautsprecher auf die Sehenswürdigkeiten rechts und links von uns hingewiesen. An besonders eindrucksvollen Stellen reduzierte der Kapitän die Geschwindigkeit
und fuhr ganz dicht ans Ufer. Dazu lief Musik aus Peer Gynt.
Den Preikestolen konnten wir sehr gut von unten sehen. Sogar einzelne Menschen waren auszumachen. Gestern waren wir noch ein Teil dieser Menschen dort oben.
Unterwegs kamen wir auch an ein paar Seehunden vorbei. Sie schauten träge zu uns herüber und ließen sich von der langsam an ihnen vorbeifahrenden Fähre nicht stören. Auch der Kjerakbolten war
sehr gut von unten zu sehen. Dank des Teleobjektives konnte ich sogar einzelne Wanderer fotografieren, die gerade auf dem Felsen standen und posierten.
Es war eine sehr schöne Fährfahrt, auch wenn der Wind gegen Ende richtig stark und kalt war. Aber wir haben bis fast zum Schluß ausgehalten, ehe wir uns wieder kurz vor dem Anlegen in unser
Wohnmobil verzogen.
Nach vier Nächten im Freien mussten die Batterien des Laptop und der Handys wieder geladen werden. Auch verdiente der Kühlschrank mittlerweile seinen Namen nicht mehr. Also steuerten wir in
Lysebotn den Campingplatz an. Wir hatten zwar schon gelesen, dass es sich um einen einfachen Platz handeln solle. Aber dass er sooo einfach war, erschütterte uns schon ein bisschen. Für Strom
liefen wir erst einmal das Gelände ab und fanden dann neben einer zerstörten Stromsäule einen Vierfachstecker, an den wir uns anschlossen. Auf unsere Frage, wo wir unseren Abwassertank entleeren
können, wies man uns auf die Gullys auf dem Parkplatz hin. Dort hinein könnten wir auch unsere Chemietoilette entleeren.
Die Duschen und Toiletten des Campingplatzes machten einen ungepflegten Eindruck, sodass wir spontan beschlossen, heute abend doch lieber im Wohnmobil zu duschen. Aber der Kühlschrank läuft, die
Akkus laden, Wasser holen wir morgen und so bereiteten wir uns auf einen ruhigen Nachmittag vor.
Nach dem fast schon üblichen Kaffee lasen wir, gingen zur Rezeption des Campingplatzes, um unsere E-Mails zu lesen und Berichte nach Hause zu schicken, kochten später ein leckeres Abendessen und
sahen den vielen Jugendlichen zu, die trotz des mittlerweile fast ständig fallenden Regens ungerührt draußen saßen und sich unterhielten.
Nach vielen Runden Backgammon ging es ab in die Heia.
Samstag, 29.06.2013
Die Nacht über schüttete es wie aus Kübeln. Da war an einen tiefen Schlaf nicht zu denken. Wenn heute das Wetter immer noch so verregnet ist, können wir die Wanderung zum Kjerak-Bolten wohl
vergessen.
Als wir morgens aus unserem Wohnmobil nach draussen blickten, war die Wiese um uns herum stellenweise geflutet. Einige Zelte waren wohl noch in der Nacht abgebaut worden. Auch hatte sich ein
Wohnmobil auf einen höheren Teil der Wiese umgestellt. Wir hatten Glück, denn bei uns war alles in Ordnung, da wir schon bei der Wahl des Standplatzes aufgepasst hatten.
Nach dem Frühstück tankten wir noch Frischwasser in den Tank, entluden Toilette und Abwasser auf Geheiß des Campingplatzbetreibers in die Kanalisation, auch wenn dort der Inhalt der
Campingtoilette normalerweise nichts zu suchen hat. Aber das passte zum Gesamtbild des Campingplatzes.
Danach führte uns der weitere Weg zu unserem heutigen Ziel Bykle im Setesdal bei leichtem Regenwetter die Straße hoch zum Aussichtspunkt über den Lysefjord und gleichzeitigem Startplatz der
Wanderung zum Kjerak-Bolten. Bislang dachten wir, dass der Trollstigen wegen seiner vielen Spitzkehren und der Steigung das Nonplusultra sei, aber die Straße hier war um ein Vielfaches steiler,
hatte mehr Spitzkehren und war noch schmaler. Besonders beeindruckte uns der Tunnel, der im Berg eine 180 Grad-Wendung machte und dabei so schmal war, dass Begegnungen mit Bussen bestimmt mit
viel Adrenalin verbunden sind. Wir hatten Glück, denn uns kam ein Bus nur auf den „normalen“ Spitzkehren entgegen. Mit ein bisschen Schauen und an den Rand fahren hatten wir mit dieser Begegnung
keine Probleme (mehr).
Oben am Aussichtspunkt angekommen, stand nun die Entscheidung für oder gegen die Wanderung zum Kjerak-Bolten an. Eigentlich waren wir uns einig, dass bei Regenwetter die Wanderung ausfällt, da
sehr viele glatte und steile Felsstellen mit Hilfe von Ketten zu überwinden waren. Und wir wollten ja nicht abrutschen und uns irgendwelche Knochen verrenken. Undsoweiter undsoweiter. Langer
Rede, kurzer Sinn: Beatrice überließ mir die Entscheidung, ob wir wandern oder nicht. Da ich von dieser Tour schon lange geträumt hatte, beschloss ich, dass wir wandern. Kaum hatte ich diesen
Satz gesagt, fing es wieder an, heftig zu regnen. Aber egal, jetzt hatten wir eine Entscheidung gefällt und so zogen wir die Wanderschuhe an, packten Snickers, Wasser und das iPhone ein und
marschierten los. Die Kameraausrüstung ließen wir bei dem Sauwetter im Wohnmobil. Bereits kurz nach dem Start ging es steil den glatten Felsen hoch. Unsere Wanderstöcke waren uns beim Aufstieg
mehr im Weg als dass sie etwas nutzten. Wenn kein glatter Fels den Untergrund bildete, war es Matsch oder Geröll. Dazu kam, je höher wir stiegen, ein sehr starker Wind, der auf dem Gipfel
Sturmstärke erreichte und uns das Atmen sehr erschwerte. Natürlich regnete es beim Hinweg mit leichten Unterbrechungen. Einmal kam sogar mit scharfem Wind Graupel vom Himmel. Blöderweise ging es
beim Hinweg nicht nur bergauf, sondern wir mussten insgesamt drei Gipfel erklimmen. Da außer uns auch noch andere Verrückte die Tour machten, mussten wir bei einigen Passagen abwarten, bis alle
vor uns hochgeklettert waren. Oben angekommen, mussten wir noch mit steif gefrorenen Fingern über ein Plateau gehen, ehe wir am Ziel von Peter’s Begierde ankamen: dem Kjerak-Bolten. Sehen konnten
wir ihn schon, aber um dorthin zu gelangen, mussten wir noch einen kleinen Bachlauf in einer kleinen Schlucht entlang gehen. Und dann standen wir davor ! Uns war kalt, die Kleidung feucht, aber
wir hatten es geschafft. Peter wollte dann noch die Mutprobe bestehen und auf den Kjerak-Bolten klettern. Eigentlich sah es total einfach aus: Vom Felsrand auf den Stein springen und gut. Aber
unter dem Stein ging es fast 1000 Meter tief nach unten. Ein Geländer war nicht da und der Stein aufgrund der Feuchtigkeit rutschig. Dazu kam der starke Wind, der die Wassertropfen des
Wasserfalles unter dem Stein nach oben fliegen ließ. So etwas hatte ich noch nie gesehen, dass Wind Wassertropfen von fast einem Zentimeter Größe nach oben blasen kann ! Tja, aber nun hatten wir
den Weg gemacht und kneifen wollte ich jetzt auch nicht. Also nahm ich allen Mut zusammen und sprang. Als ich dann so in Siegerpose auf dem Stein stand und Beatrice das Beweisfoto machte, hätte
ich um ein Haar losgeheult. Die Anspannung und jetzt die Erleichterung, es doch geschafft zu haben, waren wohl doch zu groß gewesen ! Aber das irre Gefühl, so auf einem kleinen Felsen zu stehen
und zu wissen, dass es bei einem Fehltritt fast 1000 Meter in die Tiefe geht, war unbeschreiblich !
Vom Felsen wieder zurück zu springen, war nicht so schwer wie drauf zu springen. Beatrice kam dann auch noch, blieb aber neben dem Felsen stehen. Da war sie nicht alleine. Auch andere „gestandene
Mannsbilder“ blieben lieber weg vom Felsen.
Nachdem wir uns mit Snickers gedopt hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Der Sturm blies uns stellenweise so vor sich her, dass wir aufpassen mussten, nicht umgeweht zu werden. Der von mir
gefürchtete Abstieg über die glatten Felsen stellte sich als gar nicht so schwierig heraus, da wir uns an den Ketten runter hangeln konnten. Dabei wurde uns so warm, dass selbst die Finger wieder
aufgetaut waren. Als wir wieder heil und unbeschadet am Wohnmobil angekommen waren, riß als Ironie des Tages der Himmel auf und die Sonne kam hervor. Der Wind wehte zwar immer noch stark, aber
wenigstens blieben diejenigen, die jetzt um 16 h den Aufstieg machten, trocken.
Wir zogen uns frische Sachen an, kochten uns Kaffee und zumindest Peter war froh, es doch versucht zu haben.
Die weitere Fahrt nach Bykle führte uns zunächst über die karge Hochebene. Dabei rasten die Wolken so am Himmel vorbei, dass Beatrice Probleme hatte, schöne Landschaftsfotos zu machen. Wenn die
Gegend gerade schön in der Sonne lag, konnte sie sicher sein, dass alles wieder im Schatten lag, bevor sie die Kamera in Anschlag gebracht hatte. Aber dennoch gelang der ein oder andere „Schuss“.
Und die Gegend war ja auch im Schatten beeindruckend !
Von der Hochebene kamen wir in das Setesdal. Eine vollständig andere Landschaft umfing uns in diesem weitläufigen und fast schon lieblich zu nennenden Tal. Die Temperatur kletterte auch gleich
von acht Grad auf sagenhafte 14 Grad. Dazu schien die Sonne. Wir fuhren bis Bykle, tankten dort und fuhren nochmals ein paar Kilometer zurück, um abseits der Straße an einem rauschenden Fluss
unser Nachtlager aufzuschlagen.
Nach dem Kochen und Duschen überlegten wir uns noch den Plan für morgen, spielten noch eine Runde Backgammon und gingen dann müde in unser Heckbett.
Sonntag, 30.06.2013
Die Morgensonne ließ uns schon vor 8 h wach werden. Außer dem Rauschen des Wassers hatte nichts unsere Ruhe gestört. Die Luft war im Gegensatz zu den vergangenen Tagen schon richtig mild, weshalb
wir uns nach dem Frühstücken erst einmal am Fluss aufhielten, Fotos machten und Beatrice Sand sammelte. Anschließend verließen wir diesen schönen Flecken Erde und fuhren nach Bykle. Das
Freilichtmuseum Lisletog sowie die alte Kirche hatten unser Interesse geweckt. Bei dem tollen Wetter hatten wir ausreichend Gelegenheit, unserer fotografischen Leidenschaft freien Lauf zu lassen.
Die Kirche war sehr hübsch mit Rosenmotiven ausgemalt und die Museumsangestellte entfernte für uns sogar das Seil, welches den Altarraum abgrenzte. Damit wurden die Bilder natürlich gleich viel
schöner und dank dem Stativ gelangen uns so wirklich hübsche Fotos. Aber das Beste war, dass sowohl das Freilichtmuseum als auch die Kirche keinen Eintritt kosteten.
Weiter ging unsere Fahrt durch das sonnige Setesdal. Die Temperaturanzeige kletterte sogar bis 20 Grad ! Allerdings gab es nach dem Highlight von heute morgen nichts mehr, weshalb wir hier im Tal
anhalten wollten.
In Haukeli hielten wir am Supermarkt an und kauften Grillgut für heute Abend ein. Ansonsten „besticht“ der Ort nur durch Marktstände, bei denen Bustouristen mehr oder weniger qualitativ
hochwertigen Schund kaufen können.
Die Strecke nach Heddal war ereignislos. Wir hörten deshalb zur Entspannung während der Fahrt ein Hörbuch.
In Heddal stoppten wir und besichtigten die dortige Stabkirche. Schön war, dass wir freie Hand beim Fotografieren hatten. Nicht so schön war, dass wir unsere Tickets am offiziellen Schalter
gekauft hatten. Hätten wir diese zum selben Preis direkt in der Stabkirche gekauft, hätten wir jeder noch einen Aufkleber von Heddal dazu bekommen. Die Stabkirche selbst ist schlicht gehalten und
besticht lediglich durch ihre Größe. Es war schön, dass wir sie besichtigt haben, aber wir haben schon schönere Stabkirchen gesehen. Nach diesem kulturellen Höhepunkt kam wieder ein kulinarischer
Höhepunkt: die fast schon tägliche Kaffeepause.
Gut gestärkt fuhren wir noch bis Notodden und suchten uns einen Stellplatz an der Straße. Nach ein bisschen Suchen fanden wir einen mit Blick auf den See. Leider liegt er nicht so ruhig wie der
Stellplatz heute Nacht, aber das war ja auch eine große Ausnahme.
Nach einem Rauchopfer und einer Lesepause versuchten wir, unseren mitgebrachten Einweggrill anzuzünden. Entweder war er überlagert oder nicht in Ordnung, denn wir brauchten eine geraume Zeit, bis
aus einem qualmenden Etwas eine Glut für unser Fleisch wurde. Dann aber klappte alles und wir konnten Schweinesteak mit Salat und Brot genießen. Dazu gab es das letzte Bier. Unsere mitgebrachten
Vorräte sind damit fast aufgebraucht. Unsere Einkaufsplanung war demzufolge ganz gut.
Nach dem Grillen lasen wir noch etwas, ehe wir uns zu unserer letzten Nacht in Norwegen hinlegten. Irgendwie ist es schade, dass sich damit ein schöner Urlaub unweigerlich dem Ende zuneigt – wir
hätten es trotz des manchmal sehr wechselhaften Wetters noch länger in unserem Wohnmobil ausgehalten. Aber leider, leider ist der Urlaub bald zu Ende. Wird Zeit, dass bald wieder einer folgt.
Montag, 01.07.2013
Unsere letzte Nacht in Norwegen wurde morgens um 6 h jäh unterbrochen. Wir hörten komische Geräusche um unser Wohnmobil herum. Es klang fast so, als ob jemand sich an den Hecktüren zu schaffen
machte. Kurz darauf hörten wir tapsende Geräusche auf dem Dach und wussten, dass mindestens zwei Elstern sich auf und an unserem Wohnmobil zu schaffen machten. Ok, also nichts Gefährliches, aber
die Tiefschlafphase war damit beendet. Dazu kam, dass uns draussen ein fast blauer Himmel rief. Auch die Sonne lachte schon vom Himmel. So lagen wir noch bis 7:30 h in unserem Bett, um dann etwas
verfrüht aufzustehen.
Gestern Abend hatten wir vergessen, den Warmwasserboiler auszuschalten. Dieser wird mit Gas betrieben, sodass wir hofften, dass durch diese Nachlässigkeit nicht unsere ganzen Gasvorräte
aufgebraucht worden waren. Wir hätten uns dann nämlich zum Frühstück keinen Kaffee mehr kochen können. Aber anscheinend hatten wir nicht soviel verbraucht, denn das Kaffee kochen klappte
einwandfrei.
Nach dem Frühstück fuhren wir los. Unser erstes Ziel war Svelvik. Beatrice wollte hier Sand vom Oslofjord sammeln. Leider besteht hier fast der gesamte Küstenstreifen aus Felsen – aber eben nur
fast, denn eine winzig kleine Bucht fanden wir, wo rötlich schimmernder Sand die Begierde meines Mädchens stillen konnte.
Unserem Wohnmobil spendierten wir noch sechs Liter Diesel, damit wir bis nach Dänemark kommen. Dort ist der Diesel billiger, aber immer noch teurer als in Deutschland. Wir werden deshalb morgen
in Frederikshaven nur soviel tanken, dass wir nach Deutschland kommen. Gleichzeitig entleerten wir unseren Brauchwassertank. Die Toilette konnten wir nicht leeren. Naja, vielleicht ergibt sich
noch vor der Fähre nach Dänemark eine Gelegenheit.
Mit einer Autofähre hatten wir nicht mehr gerechnet, aber um von Svelvik Richtung Drobak zu kommen, mussten wir noch ein (letztes) Mal mit der Autofähre fahren. Anschließend kam die Unterquerung
des Oslofjordes: ein fast acht Kilometer langes Straßenstück, welches zuerst steil bergab und dann wieder steil bergauf führte. Die Rechnung bekamen wir sofort nach der Tunneldurchfahrt und
durften in bar bezahlen. Damit schmolz unser Kronen-Vorrat schneller als wir gedacht hatten. Mit 84 NOK kamen wir in Drobak an und stellten unser Wohnmobil auf den großen kostenfreien Parkplatz
vor dem Ort. Wir hatten herrlichstes Wetter und so freuten wir uns darauf, das hübsche Örtchen zu erkunden. Zunächst fiel uns ein Warnschild vor dem Weihnachtsmann auf. Drobak ist in Norwegen
berühmt dafür, das ganze Jahr über ein Weihnachtspostamt und einen Weihnachtsladen zu haben. Die Weihnachtsfiguren sehen anders aus, als wir es aus Deutschland kennen. Sie erinnerten uns eher an
den roten Coca-Cola-Weihnachtsmann. Auch Trolle wurden in weihnachtliche Kostüme gesteckt – naja, wem es gefällt.
Wir spazierten in alle Winkel des Städtchens und fotografierten ausgiebig. Auch hier wurde Beatrice auf der Suche nach Sand fündig. Diesmal war es eher grau schimmernder Sand.
Unsere letzten 84 NOK setzten wir anschließend am Marktplatz in Eis um. Jetzt besitzen wir nicht mal mehr eine Krone. Erst heute Abend auf der Fähre bekommen wir die Mehrwertsteuer der Einkäufe
aus Bergen wieder zurück und können dann im dortigen Duty-free Shop diese Kronen „auf den Kopf hauen“.
Die weitere Fahrt nach Oslo unterbrachen wir noch einmal, um unsere Toilette zu leeren. Anschließend lotste uns unser „Karle“ (wir haben unseren GPS-Sprecher aufgrund seines schwäbischen Akzentes
so benannt) durch den dichten Verkehr von Oslo direkt zum STENA-Kai. Das Schiff war noch nicht angekommen und so reihten wir uns in die Warteschlange ein.
Als dann die STENA SAGA kam, war es interessant, wie der Entladevorgang vor sich ging. Wir staunten immer mehr, wie viele LKW, PKW und Wohnmobile heraus kamen. Nach fast einer ¾ Stunde war das
Schiff (endlich) leer und wir konnten an Bord fahren. Dabei wurden wir diesmal so an den Rand dirigiert, dass ein Aussteigen nur über die Fahrertür möglich war. Hoffentlich werden wir nicht so
zugeparkt, dass wir morgen wieder einsteigen können.
Nach dem Ablegen blieben wir noch eine Weile an Deck und ließen die Vororte von Oslo an uns vorüberziehen. Da mittlerweile allerdings die Sonne hinter den Wolken verschwunden war, war es kein
Licht mehr für schöne Fotos. Wir gingen deshalb unter Deck, holten uns die Mehrwertsteuer für die in Bergen gekauften Pullover zurück (immerhin 260 NOK), duschten und machten uns für das
Abendessen fertig.
Vor dem Abendessen versuchten wir, die 260 NOK im Duty-free-Shop auszugeben. Wir rechneten lange hin und her – und dann hatten wir mit drei Paketen M&M, einer Tafel Ritter Sport, zwei
Flaschen Rotwein und einer Plastiktüte eine Punktlandung hingelegt.
Als wir uns zum Abendbuffet anmeldeten, fuhren wir gerade an Drobak vorbei. Die Sonne lugte genau in diesem Moment hinter den Wolken durch und beleuchtete (nur für uns !) den Ort. Die Umgebung
von Drobak lag weiterhin im Schatten, was dem Ganzen eine unwirkliche Aura verpasste. Witzig, heute Mittag standen wir noch in Drobak am Ufer und sahen den Schiffen nach.
Das Abendessen war wie auf der Hintour sehr lecker und fischhaltig. Wir holten uns mehrere Teller voll mit Fisch und ließen diesen in Bier schwimmen.
Mit vollem Bauch gingen wir anschließend in unsere Kajüte. Hoffen wir, dass die Überfahrt nach Dänemark nicht unruhig wird, denn wir waren müde und wollen möglichst viel schlafen, um für die
lange Heimfahrt fit und ausgeruht zu sein.
Dienstag, 02.07.2013
Starkwind aus Südwest und Kurs Südwest des Schiffes ließen uns in unseren Betten ganz schön schaukeln. Dazu kamen ab und zu Schläge gegen die Bordwand, wenn mal wieder eine Welle besonders stark
gewesen war. So waren wir nicht ganz so gut ausgeschlafen, als uns um 7 h die Lautsprecherstimme weckte.
Die Fähre war pünktlich und wir konnten relativ schnell abfahren. In Frederikshavn tankten wir noch 35 Liter; damit müssten wir bis Schleswig kommen.
Die Fahrt durch Dänemark war ereignislos und wurde nur durch ein Frühstück unterbrochen. Um 14 h erreichten wir Schleswig. Dort gaben wir einen Teil unseres Leergutes ab und tankten voll.
Der weitere Weg ist nicht erwähnenswert, da wir einfach nur fuhren. Zur üblichen Kaffeezeit hielten wir an und machten eine entsprechende Pause.
Eigentlich hatten wir geplant, ab ca. 19:30 h eine Essenspause bei Burgerking einzulegen. Obwohl wir bis dahin genügend Hinweisschilder gesehen hatten, war ab 19:30 h kein Hinweis mehr zu sehen.
Wir fuhren deshalb bis Bodendorf durch und stellten uns an der Ahr auf den Wohnmobilplatz. Dort verpflegten wir uns mit Rotwein aus dem Dutyfree-Shop von gestern Abend und Salzstängele. Lecker
war es, auch wenn es nicht die gewünschten Hamburger waren.
Während wir so da saßen und den Wein genossen, wurde es gegen 22 h dunkel. Das war für uns eine neue Erfahrung – wurde es doch in Norwegen nicht dunkel.
Nach dem Duschen gingen wir ein letztes Mal im Wohnmobil in die Heia.
Mittwoch, 03.07.2013
Der Regen trommelte uns aus dem Bett. Regen ? Ach was, es war Starkregen ! Uns konnte es egal sein, denn wir waren ja im Trockenen.
Nach dem Frühstück packten wir zusammen. Aber wo ist der Schlüssel von unserem Mercedes ? Immerhin müssen wir von Sinzig ja wieder nach Bonn kommen. Den Wohnungsschlüssel hatten wir griffbereit,
aber wo ist der Autoschlüssel ? Alles Suchen half nichts, und so entschieden wir uns, nach Bonn zu fahren und den Zweitschlüssel des Mercedes zu holen. Zeitlich müsste es gerade noch so klappen,
rechneten wir aus. Beide waren wir auf nahezu 180, da wir diesen Umweg und diese Verzögerung überhaupt nicht brauchen konnten.
In Bonn angekommen, trugen wir schon mal einen Teil des Gepäcks in die Wohnung – und da hing der Autoschlüssel ganz brav an seinem Platz. Wir hatten ihn auf der Hinreise beim Einladen der
Gartenmöbel wohl einer alten Gewohnheit gemäß an seinen Platz gehangen. Erleichtert, dass sich das Problem gelöst hatte, fuhren wir nach Sinzig zurück und gaben das Wohnmobil nach 4.709
Kilometern verdreckt, aber ohne Schaden wieder ab.
Ein schöner Urlaub ist damit leider zu Ende.
bartels, Barbara (Sonntag, 05 Juli 2015 15:28)
Toll, Euer Bericht. War schon 13 mal in Südnorwegen und fahre bald wieder hin. Bis jetzt war mein Labrador Hund Rasmus (geboren 2001-gestorben vor 3 Wochen) immer dabei. Jetzt kommt Caro (2 Jahre alt) mit. Auch wir fahren im Wohnmobil. Viele der Orte und Strecken habe ich wiedererkannt. Auch den Regen. Letztes Jahr war es so heiß, dass nur auf dem Sognefjell, wo tagsüber
" nur" 19 Grad waren, ein Aufenthalt mit 2 Hunden schön war. Bald gehts los. Einmal Norwegen immer Norwegen. Gruß B. Bartels