Pilgertour Teil 2 von Rom nach Bonn 30.06.2023 - 18.07.2023

Freitag, 30. Juni 2023
Roma (Italien) - Terni (Italien)
106 km
Nach dem Frühstück und Packen versuchte ich, aus Rom heraus zu kommen. Das war gar nicht so einfach, denn der Verkehr war sehr stark und eine Ausschilderung existierte praktisch nicht. Dies führte dazu, dass ich einmal sogar im Kreis gefahren bin.
Nach einer gefühlten Ewigkeit (in Wirklichkeit waren es 40 Minuten) hatte ich dann aber den richtigen Weg und strampelte los. Da ich in den Apennin hinein fahre beziehungsweise diesen queren muss, um nach Rimini zu kommen, hatte ich mit Steigungen gerechnet. Blöd ist halt nur immer wieder, dass man die wertvollen Höhenmeter durch entsprechende Abfahrten wieder verliert. Das Fahrdiagramm sieht deshalb aus wie ein Sägezahn. 

Aber irgendwann hatte ich mein heutiges Ziel Terni erreicht. Über booking.com hatte ich mir dort eine sehr günstige Ferienwohnung für die Nacht gebucht. Ich fand diese auch gleich und richtete mich ein.
Nachdem ich geduscht war, ging ich zu einer Trattoria in der Nähe. Der Eingang war zwar etwas schwer zu finden, aber die Sucherei hat sich voll gelohnt. Die Preise waren okay, das Essen war sehr lecker und zum Teil auch außergewöhnlich, weshalb ich mich hier sehr wohl gefühlt habe.
Wieder in meiner Ferienwohnung, beendete ich den Tag sehr schnell, denn es war heute anstrengend gewesen.

Samstag, 01. Juli 2023
Terni (Italien) - Gualdo Tadino (Italien)
98 km

Nach einer ruhigen Nacht und meinem Frühstück bepackte ich das Fahrrad. Genau in dem Moment ging ein Regenguss runter. Das ist ja ein toller Beginn des Tages!

Zum Glück war dies nur ein kurzer Schauer gewesen und so fuhr ich los. Gleich hinter Terni ging es den Berg von 140 Höhenmetern auf 640 Höhenmeter hoch. Da ich die SS 3 nutzte, hatte ich zwar Verkehr um mich herum, aber keine steilen Steigungen. Kurz vor Erreichen des höchsten Punktes regnete es wieder. So suchte ich mir einen Baum, unter dem ich Schutz suchte. Viel half es nicht, da das Blätterwerk nicht besonders dicht war. Zum Glück für mich war die Temperatur angenehm, so dass ich nicht fror.

Die Abfahrt Richtung Spoleto war ein richtiger Genuss. Die Straße hatte keine Schlaglöcher, so dass ich mich auf die Geschwindigkeit konzentrieren konnte. Zudem trocknete so im Fahrtwind mein Hemd.
Hinter Spoleto musste ich die SS 3 verlassen, da Fahrräder hier nicht erlaubt sind. Stattdessen nutzte ich den Fahrradweg Richtung Assisi, welcher ohne Kurven neben einem Kanal verlief.

In Foligno musste ich diesen fast schon langweiligen Weg verlassen, denn nun ging es wieder auf der SS 3 in die Berge hinein.
Mittlerweile war es Zeit für das Mittagessen geworden, und mein Navigationsgerät zeigte mir eine Pizzeria etwas abseits der Straße an. Ich steuerte diese also an und war arg enttäuscht, da hier alles geschlossen war. So gab es zum Mittagessen ein paar Energieriegel und Wasser.
Bis zu meinem heutigen Tagesziel Gualdo Tadino ging es mehr oder weniger gleichmäßig bergauf. Spannend waren jeweils die Tunnel. Hier passte ich ganz besonders auf, dass ich gesehen werde. Gleichzeitig behielt ich den Verkehr genau im Auge, um notfalls ausweichen zu können.
Mein vorgebuchtes Hotel in Gualdo Tadino liegt am höchsten Punkt des Ortes. Das bedeutete für mich, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren und den Berg hochzuradeln.
Das Zimmer im Hotel GG8 ist klein, aber sauber. Leider kann ich hier heute Abend im Restaurant nicht essen, da eine Veranstaltung ansteht.
Da es früh am Abend war, stärkte ich mich zunächst in einer Bar mit einem Campari Spritz. Man merkt, dass man hier im Landesinneren ist, denn der Preis betrug lediglich fünf Euro (statt zehn Euro in Rom).

Kaum hatte ich diesen leer getrunken, begann es leicht zu regnen. Also verbrachte ich die Zeit bis zum Abendessen in meinem Zimmer.

Über Google Maps hatte ich ein nahegelegenes Restaurant herausgefunden. Das „Hostaria da Baccus“ wurde dort sehr gelobt.

Da es nicht weit entfernt ist und es außerdem leicht regnete, wollte ich kein anderes ausprobieren. Und ich wurde kein bisschen enttäuscht! Selbst der offene Wein war nicht das übliche Sauergetränk, sondern sehr guter Qualitätswein aus Umbrien. Zudem verstand die Bedienung nicht nur italienisch. Es war ein sehr gelungener Abend.

Gut gesättigt und mit leckerem Wein im Bauch ging ich zurück zu meinem Zimmer.

Es fehlen jetzt noch circa 140 km bis nach Rimini an der Adria. Mal schauen, wie weit ich morgen komme. Immerhin sind noch einige Berge zu queren.

 

Sonntag, 02. Juli 2023

Gualdo Tadino (Italien) - Pesaro (Italien)

107 km

Beim Blick aus dem Fenster begrüßte mich ein bedeckter Himmel. Es soll heute allerdings nicht regnen. Zumindest versprach das der Wetterfrosch.

Das Hotel bot ein kontinentales Frühstück an. Da dies im Zimmerpreis eingeschlossen war, nahm ich das Angebot an. Ich bekam sogar Brötchen und musste also nicht nur eingepackten Zwieback essen. Außerdem gab es frisches Obst dazu. Das war richtig lecker.

Nach einem letzten Blick auf das kleine Dorf radelte ich los. 

Die nächsten 20 km ging es auf und ab. Allerdings überwog das „auf“, so dass ich am Schluss auf über 600 Höhenmeter kam. Dann aber begann eine sehr schöne und lange Abfahrt. Die Straße war gut ausgebaut, es gab keine Schlaglöcher, auf die ich aufpassen musste, enge Kurven waren auch nicht vorhanden und so konnte ich die nächsten 20 km der nicht zu steilen Abfahrt richtig genießen. Nach den bisherigen kräftezehrenden Bergaufstrecken machte es richtig Spaß, nun einfach leicht und locker bergab zu treten. Die Kilometer rauschten nur so unter meinen Reifen dahin.
Als die Straße in eine Autobahn überging, musste ich diese verlassen. Ich hatte jetzt die Wahl, quer über die Berge nach Rimini zu fahren oder einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und direkt ans Meer zu fahren. Ich wählte den Umweg, denn auf Berge hatte ich jetzt keine Lust mehr.

Nach einer ausgiebigen Mittagspause erreichte ich schon kurze Zeit später in Fano die Adria. Zu meinem heutigen Tagesziel Pesaro war es nun nicht mehr weit. Es gab auch einen sehr schönen Fahrradweg. Allerdings musste man immer auf Strandbesucher aufpassen, die den Weg querten.
In Pesaro fand ich sehr schnell mein vorgebuchtes Hotel. Nachdem Einchecken zog es mich an den Strand. Dieser war, wie nicht anders zu erwarten, übervoll. Ich fand dennoch im kostenlosen Bereich ein Fleckchen, wo ich mein Handtuch ausbreiten konnte. Den Rest des Nachmittages verbrachte ich wechselweise am Strand beziehungsweise im Wasser. 

Für das Abendessen folgte ich einem Tipp der Rezeptionistin des Hotels und wurde nicht enttäuscht.
Wieder im Hotel schaute ich mir noch eine Folge des Polizeirufs auf dem Handy an. Damit endete dieser Tag. Morgen geht es weiter Richtung Norden - und damit wieder ein Stück näher ran an zu Hause und zur besten Ehefrau aller Zeiten.

Montag, 03. Juli 2023
Pesaro (Italien) - Ravenna (Italien)
89 km

Heute war ein Tag, an dem die tatsächlichen Gegebenheiten nicht mit den persönlichen Empfindungen übereinstimmen.

Nach dem Frühstück im Hotel (für italienische Verhältnisse sehr reichhaltig und das Müsli war auf jeden Fall auch ein Müsli) packte ich und fuhr Richtung Ravenna. Ich hatte mich gestern schon gewundert, warum Google Maps angibt, dass mich eine sehr starke Steigung erwarten würde. Kurz hinter dem Ortsausgang von Pesaro hatte ich sie dann vor mir: es ging 130 m nach oben! Das Schöne war, dass es danach wieder hinab auf Meereshöhe ging.

Heute war ein sehr heißer Tag. Gefühlt kam ich kaum vorwärts. Das lag ein bisschen an dem Gegenwind, aber überwiegend an meinem persönlichen Empfinden. Das Navigationsgerät hingegen bescheinigte mir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 20 km/h.

Ich nutzte jede Gelegenheit, um anzuhalten und zu trinken. 

Bei meiner Tour Richtung Norden kam ich an dem Felsen von San Marino vorbei. Hier musste ich häufig an unsere Fahrradtour im Jahr 2018, aber auch die Wohnmobiltour im Jahr 2020 denken. Bei der Fahrradtour sind wir extra dorthin gefahren und bei der Wohnmobiltour daran vorbei. Auch heute fuhr ich vorbei, denn diese Steigungen musste ich mir freiwillig nicht antun.
In Cesenatico legte ich eine kleine Pause ein, denn das kleine Städtchen wirkte sehr einladend.

Bald schon erreichte ich Ravenna und meine vorgebuchte Unterkunft. Nach Duschen und einer Erfrischung ging ich los, um die Stadt zu erkunden. Natürlich waren es die großen Gebäude, die zuerst auffielen. Alles sieht sehr gepflegt aus und es macht Spaß, durch die Stadt zu schlendern.

Aber beim genaueren Hinsehen entdeckte ich auch viele Kleinigkeiten: Nett gestaltete Straßennamen oder andere hübsche Hinweise.

Am Ende des Rundgangs setzte ich mich auf eine Parkbank und ließ bei einem Eistee das Treiben um mich herum auf mich wirken.
Da die Unterkunft auch Abendessen anbietet (sie ist gleichzeitig Restaurant und Pizzeria), ließ ich mich dort bekochen. Es war mir zwar neu, dass an einen griechischen Salat grüne Salatblätter gehören, aber lassen wir es mal als italienische Variante durchgehen. Lecker war er auf jeden Fall und es tat gut, etwas Frisches zu essen.
Da ich morgen früh aufstehen möchte, ging ich zeitig ins Bett.

Dienstag, 04. Juli 2023
Ravenna (Italien) - Bovolone (Italien)
157 km

Heute beginnt die sechste Woche meiner Fahrradtour von Bonn nach Rom und wieder zurück. Um 6:00 Uhr holte mich der Wecker aus meinen Träumen. Mein Müsli war schnell gemacht und alles gepackt. So kam ich gegen 7:00 Uhr bereits los. Leider stimmte die Wegbeschreibung von Google Maps nicht für Fahrräder, denn eine Brücke bei der Stadtausfahrt war für Fahrräder gesperrt. So musste ich einen Umweg von fast 4 km fahren, um trotzdem zu dem geplanten Punkt zu kommen. Auch waren die ersten 10 km keine Freude, denn der Weg führte direkt an einer viel befahrenen Straße entlang. Ein Fahrradstreifen war nicht vorhanden, weshalb insbesondere die großen LKWs sehr nah an mir vorbeifuhren.

Danach allerdings führte der Weg über ruhige Seitenstraßen, so dass ich mich mehr auf die Landschaft konzentrieren konnte. 

Natürlich schaute ich nicht nur auf die Landschaft, sondern auch auf die Straße. Oftmals lauern hier ganz schön große Schlaglöcher, die zu Schäden am Fahrrad führen können. Und dann wollte ich meinen Augen nicht trauen: Eine etwa 15 cm große Garnele querte die Straße!

Als ich ihr einen kleinen Schubs gab, damit sie schneller von der gefährlichen Straße runterkommt, ging sie sofort in Angriffsstellung.
Andere aufregende Ereignisse gab es nicht, sodass ich gegen 12:00 Uhr Ferrara erreichte. Der Radweg führte durch das dortige Industriegebiet. Eine Bar machte gerade auf, weshalb ich mich zu einer Mittagspause entschloss. Und ich hatte Glück, denn diese Bar wird bevorzugt von Handwerkern für die Mittagspause genutzt. Deshalb wird dort ein preisgünstiges Mittagessen, bestehend aus Salat, Spaghetti, einem Softdrink und Kaffee angeboten. Und das alles für zehn Euro! 
Da ich früh dran und gut gesättigt war, beschloss ich, weiter Richtung Verona zu fahren. Ich war mir dabei allerdings bewusst, dass ich mindestens 70 km weiterfahren musste, denn unterwegs gab es keine Orte mit Unterkünften.
Ein Teil der Strecke führte als Fahrradweg auf dem Damm des Po entlang.

Die Infrastruktur ist hier sehr gut ausgebaut. Regelmäßig findet man Raststätten für Fahrradfahrer, wo man kostenlos seinen Wasservorrat nachfüllen kann.
Obwohl die Temperatur ähnlich hoch wie gestern war, kam ich dennoch gut voran. Vielleicht war ich einfach motivierter als gestern, ich weiß es nicht. Kurz nach 17:00 Uhr erreichte ich Bovolone. Nachdem ich mich mit einem Eis gestärkt hatte, vervollständigte ich im Supermarkt meine Vorräte und loggte mich dann im Hotel ein.
Bis zum Abendessen ruhte ich mich im Zimmer aus. Da ich keine Lust mehr hatte, durch die Stadt zu gehen, nahm ich dies im hoteleigenen Restaurant ein. Auch wenn auf den ersten Blick die Preise höher aussahen, war ich von der Qualität überrascht. Der gemischte Salat mit Thunfisch war sehr fantasievoll zusammengestellt. Die Spaghetti mit Krabben waren sehr schmackhaft und eine ordentliche Portion. Lediglich das Bier war nur eine 0,33 l Flasche. Aber ich hatte auf dem Zimmer ja noch eiskaltes Radler!
Und damit endete ein Tag, an dem ich fast doppelt so viel gefahren war, als ich eigentlich geplant hatte. Ist aber nicht schlimm, denn so habe ich einen Puffertag für unvorhergesehene Ereignisse.

Mittwoch, 05. Juli 2023
Bovolone (Italien) - Rovereto (Italien)
106 km

In der Nacht wurde ich mehrfach wach von Blitz und Donner. Am nächsten Morgen waren auch überall großflächig Pfützen zu sehen. Naja, lieber regnet es nachts als tagsüber, wenn ich unterwegs bin.

Nach einem doppelten Frühstück (zuerst das Müsli im Zimmer und danach als Ergänzung noch Brötchen und Kaffee vom Hotelfrühstück) fuhr ich los. Bis Verona waren es etwa 20 km. Je näher ich dem Zentrum der Stadt kam, umso übler wurde der Verkehr. In Verona musste ich etwas suchen, um den Einstieg in die Fahrradstrecke an der Etsch entlang zu finden. In der Innenstadt stand eine ägyptische Statue. Hier musste ich an unseren Opernbesuch in der Arena im Jahr 2018 denken, als wir auf unserer Fahrradtour nach San Marino zusammen die Oper Aida angesehen hatten.

Der Fahrradweg an der Etsch ist sehr gut ausgebaut. Allerdings bin ich einer der wenigen, die von Süden nach Norden fahren. Die meisten fahren von Norden nach Süden, so wie wir das 2018 auch gemacht hatten.
Die Landschaft zeigte sich sehr abwechslungsreich. Allerdings wurden die Berge auch immer schroffer, je weiter ich vorwärts kam.

Fast unmerklich führte mich der Weg immer weiter bergauf. Hilfreich war dabei, dass ich meistens kräftigen Rückenwind hatte. Das darf gerne so bleiben, denn umso leichter strampelt es sich.
Im Rovereto fand ich sehr schnell die vorgebuchte Unterkunft. Es war wieder eine Ferienwohnung. Da ich heute keine Lust hatte, auswärts zu essen, kaufte ich im Supermarkt für das Abendessen ein und machte mir in „meiner“ Wohnung einen gemütlichen Abend.

Donnerstag, 06. Juli 2023
Rovereto (Italien) - Schenna (Italien)
123 km

Beim Aufstehen zeigte sich der Himmel grau in grau. Als wenn dies nicht genug wäre, fing es pünktlich an zu regnen, als ich losfahren wollte. Laut Wettervorhersage soll der Regen den ganzen Vormittag andauern, weshalb ich mir die Regenjacke überzog und losfuhr.

Kurz vor Trento hielt mich ganz aufgeregt ein US-Amerikaner an. Er war auch mit dem Fahrrad unterwegs, aber in Gegenrichtung. Wie er mir wort- und gestenreich schilderte, wäre der weitere Weg komplett gesperrt, was bei ihm zu einem großen Umweg führte. Ich fuhr dementsprechend aufmerksam weiter, konnte aber keine Sperrung entdecken. Keine Ahnung, was er für ein Problem hatte.

Gegen Mittag hörte der Regen auf, und es zeigten sich leichte Wolkenlücken.

So machte die Fahrt schon viel mehr Spaß. Hinter Bozen stoppte ich im kleinen Ort Andriano für eine Mittagspause. Hier wird durchgehend deutsch gesprochen beziehungsweise der hier vorherrschende deutsche Dialekt. Er ist allerdings nicht immer ganz leicht zu verstehen.
Der weitere Weg nach Meran führte mich durch Apfelplantagen - was sonst?

In Meran musste ich noch einmal alles geben, denn heute Nacht schlafe ich in Schenna. 6 km kräftige Steigung galt es zu bezwingen. Aber nach etwas Anstrengung war ich oben angekommen.

Am Dorfplatz erwarteten mich schon Marianne und Bernd, die Beatrice und ich 2014 auf der Tour durch Israel und Jordanien kennengelernt hatten. Beide machen hier gerade Urlaub und hatten mich gerne eingeladen, bei ihnen zu schlafen. Wir hatten uns viel zu erzählen und so wurde es fast der nächste Tag, bis wir ins Bett kamen.

Freitag, 07. Juli 2023
Schenna (Italien) - Sankt Valentin auf der Haide (Italien)
79 km
Für meine Verhältnisse stand ich sehr spät, nämlich erst um 8:00 Uhr, auf. Da wir uns beim Frühstück noch angeregt unterhielten, wurde es 9:30 Uhr, bis ich loskam. Das, was ich gestern alles hochgestrampelt war, sauste ich heute hinunter. Unten in Meran angekommen, herrschte ein fürchterlicher Verkehr. Mit dem Fahrrad kam ich aber überall ganz gut durch.
Hinter Meran führte der Fahrradweg in 7 Kehren zunächst sehr steil hinauf.

Danach ging es entspannt, auf einem sehr gut ausgebauten Radweg, leicht bergauf. Es macht richtig Spaß, hier zu radeln und dabei die Landschaft anzuschauen. Ab und zu querte ich die Etsch. Der Fluss hat den großen Vorteil, dass die Umgebungstemperatur nicht so hoch wird. Im Gegenteil, es herrscht immer eine leichte kühle Brise.

Nach einer Mittagspause mit leckeren Nudeln und Cola wurde die Steigung etwas größer. Die Strecke war aber sehr gut fahrbar. Da ich die Unterkunft für heute Abend bereits über booking.com gebucht hatte, legte ich am Fischerteich Prad eine Pause mit tollem Ausblick  ein.

Ab Glurns  allerdings hörte der Spaß auf. Der Fahrradweg führte stellenweise so steil nach oben, dass ich Mühe hatte, zu fahren und nicht abzusteigen. Aber mein Ehrgeiz war gepackt: fahren immer, absteigen nimmer. Und ich hielt es durch! Ich musste zwar häufiger Pausen einlegen, um den Körper etwas zu beruhigen, aber ich habe die Strecke geschafft. Belohnt wurde ich mit einem tollen Blick über den See zu den schneebedeckten Bergen. 

Im Hotel Hofer in Sankt Valentin angekommen, stärkte mit ich mich erst einmal mit zwei kalten Radlern. Nach dem Duschen ging ich in das gegenüberliegende Hotel zum Abendessen, da das Hotel Hofer selbst keines anbietet. Das Essen war sehr lecker, reichhaltig und preiswert.
Mit dem heutigen Tag habe ich fast schon die halbe Alpenüberquerung hinter mich gebracht, denn zum Reschenpass sind es nur noch wenige Höhenmeter.

Samstag, 08. Juli 2023
Sankt Valentin auf der Haide (Italien) - Fernsteinsee (Österreich)
107 km

Der heutige Tag wird eine Dreiländer-Tour: Ich starte in Italien, bin kurz in der Schweiz und fahre dann in Österreich weiter. Um dazu die nötige Kraft zu haben, gab es im Hotel ein sehr reichhaltiges Frühstücksbuffet. Besonderes Highlight waren die Vinschgauer-Brötchen. Immerhin sind wir hier im Vinschgau!

Gut gestärkt radelte ich die wenigen Höhenmeter hoch zum Reschensee. Der Wasserstand des Sees ist ziemlich niedrig. Am berühmten Kirchturm angekommen, sah ich, dass der Wasserstand dort wie früher war. Dazu wurde ein Damm gebaut, damit der Kirchturm auch weiterhin im Wasser steht.

Anhand eines Bildes unserer Fahrradtour von 2018 konnte ich sehr schön den Unterschied sehen, denn damals gab es diesen Schutzdamm noch nicht.

Ab dem Reschensee begann eine Sausefahrt hinab in die Schweiz. Nach dem gestrigen Aufstieg war das heute eine richtige Wohltat. Aufgrund der Höhe über null war die Luft allerdings im Schatten recht frisch.

Unten in der Schweiz angekommen, machte ich ein Erinnerungsfoto und fuhr weiter.

Die weitere Strecke führte nun immer am Fluss entlang. Überwiegend ging es bergab, so dass es sehr einfach zu fahren war.
In Landeck machte ich meine Mittagspause. Der Kellner war etwas verpeilt und wollte zuerst kein Essen servieren, da angeblich gleich geschlossen würde. Als ich ihm sagte, wie spät wir es tatsächlich haben, fiel er aus allen Wolken, da er sich schon im Feierabend sah. Natürlich bekam ich dann noch ein Mittagessen.
Bis Imst hatte das Wetter ganz gut gehalten. Zwar zeigten sich Wolken am Himmel, aber es war warm und trocken. Hinter Imst allerdings kam ein richtiges Sommergewitter vom Himmel.

Als wenn das noch nicht genügte, wurde ich anschließend von Pferdebremsen, angegriffen. An einen Stopp oder gar eine Übernachtung im Zelt war so nicht zu denken, denn diese beißwütigen Insekten hätten mich ansonsten bestimmt „aufgefressen“.
Den heutigen Tag beendete ich am Fernsteinsee, da danach erst wieder in etwa 20 km eine Unterkunftsmöglichkeit besteht. Man merkt der Unterkunft an, dass sie zu einem Schloss gehört. Die Einrichtung macht einen richtig noblen Eindruck.

Nachdem ich mich ausgeruht und geduscht hatte, ging ich zum Abendessen. Es war sehr lecker und sehr reichhaltig. Allerdings brauchte ich das auch nach den bisherigen Höhenmetern.

Und damit endete fast die zweite Alpenüberquerung bei dieser Tour. Morgen fehlen noch 300 Höhenmeter für den Fernpass.

 

Sonntag, 09. Juli 2023

Fernsteinsee (Österreich) - Peiting

93 km

Da ich das Frühstück nicht dazu gebucht hatte, frühstückte ich mein Müsli auf dem Zimmer. Anschließend musste ich mich 4 km auf der sehr stark befahrenen Fernpass-Strasse nach oben quälen. Unglaublich, wie viele Autos bereits morgens hier unterwegs sind. Ausweichmöglichkeiten oder einen Standstreifen gibt es hier nicht. Von daher fuhr ich hoch konzentriert.

Nach 4 km zweigte der Weg ab auf eine Schotterpiste. Dumm nur, dass es sehr grober Schotter war mit sehr steilen Anstiegen und sehr steilen Abfahrten. So musste ich insgesamt 5 km extrem vorsichtig fahren beziehungsweise mein Fahrrad bergauf schieben. Das schlauchte mich ungemein. Erst gegen Ende dieses anstrengenden Streckenabschnittes kam als kleines Highlight ein See. Bei diesem hatten wir bereits vor fünf Jahren angehalten und ein Erinnerungsfoto gemacht.

Bis Füssen genoss ich noch einmal die Landschaft um mich herum. Hohe Berge, saftige grüne Weiden und nur wenige Häuser. Es war sehr beruhigend, diese Bilder in sich aufzunehmen.

Nach etwa 50 km hatte ich Füssen erreicht. Dort gönnte ich mir erst einmal eine typisch bayerische Brotzeit mit Weißwurst, Brezen und (alkoholfreiem) Bier.

Der weitere Weg führte mich am Forggensee entlang. Mehrere Badestellen luden ein, sich abzukühlen. An einer Badestelle, an der wir schon 2018 angehalten hatten (aber nicht baden konnten, da der Wasserstand zu niedrig war), gönnte ich mir eine längere Ruhepause und kühlte mich ab.

Gut erfrischt fuhr ich die letzten Kilometer nach Peiting. Dort hatte ich mir von unterwegs eine Unterkunft für heute Nacht gebucht.
Im Hotel angekommen, duschte ich mich erst einmal und ging anschließend zu einem sehr opulenten Abendessen. Normalerweise hätte diese Portion wahrscheinlich für zwei Personen (mindestens) ausgereicht. Ich habe alles alleine gegessen!
Und damit endete meine zweite Alpenüberquerung auf dieser Tour endgültig. Ab jetzt führt mich der Weg nach Hause überwiegend an Flüssen entlang.

Montag, 10. Juli 2023
Peiting - Neusäß
99 km

Ich weiß nicht, warum, aber heute Morgen brauchte ich länger, um in die Gänge zu kommen. Vielleicht lag es noch an der schwierigen Strecke, gestern  über den Fernpass.

Nach einem sehr guten Frühstück fühlte ich mich wie neugeboren. Der Weg Richtung Augsburg war perfekt ausgeschildert. Ich musste nur den Zeichen der Via Claudia Augusta folgen. Aber oh je, je weiter ich kam, umso dunkler wurde der Himmel vor mir. Dazu legte der Wind von vorne deutlich zu.

Als es anfing, zu tropfen, nutzte ich die nächste offene Stalltür und stellte mich unter.

Das Schöne bei Gewittern ist, dass der Spuk relativ schnell ein Ende hat. So war es auch hier. Nach einer Viertelstunde konnte ich weiterfahren. Sehr schnell riß dann der Himmel auf und die Sonne lachte wieder. 

In Untermeitingen machte ich meine Mittagspause. Dank des mittlerweile einsetzenden Rückenwindes erreichte ich anschließend Augsburg sehr schnell. Da ich morgen eine Besichtigungsrunde durch die Stadt machen möchte, musste heute nur ein kurzes Beweisbild reichen.

Und dann war es nicht mehr weit bis nach Neusäß. Dort wurde ich bereits von Onkel und Tante erwartet. Viel gab es zu erzählen und es wurde spät, bis wir endlich ins Bett kamen.

Dienstag, 11. Juli 2023
Neusäß
0 km

Heute legte ich meinen Besichtigungstag ein. Nach dem Frühstück fuhr ich mit dem Bus nach Augsburg und schlenderte durch die Stadt. Mein erstes Ziel war das Rathaus mit dem berühmten goldenen Saal.

Obwohl das Rathaus im zweiten Weltkrieg komplett zerstört wurde, wurde alles original getreu wiederhergestellt. Angeblich war bis 1917 das Augsburger Rathaus das höchste Gebäude in Deutschland.
Nach diesem Prunk ging ich hinab zur Fuggerei. Diese 500 Jahre alte Sozialsiedlung ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie mit einer Stiftung und der Mitarbeit der Bewohner ein menschenwürdiges Wohnen möglich ist. 

Auch heute noch muss jeder Bewohner, unabhängig von seinem Alter, drei Bedingungen erfüllen:
1. Er muss Augsburger Bürger sein.
2. Er muss katholisch sein.
3. Er muss bedürftig sein.
Werden diese Kriterien erfüllt, kann man in der Fuggerei eine Wohnung bekommen. Diese sind mittlerweile nach heutigem Standard modernisierte 2-3 Zimmerwohnungen. Die jährliche Miete beträgt 0,88 € zuzüglich der Nebenkosten. Auch heute noch gilt, dass derjenige, der nach 22:00 Uhr in seine Wohnung möchte, 0,50 € als Torgeld bezahlen muss. Zudem wird von jedem Bewohner verlangt, dass er täglich ein Gebet zu Ehren von Jakob Fugger spricht.
Nach der Mittagspause führte mich meine Tour durch Augsburg weiter Richtung der Basilika Sankt Ulrich und Afra.

Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche waren sehr schön ausgeschmückt. In der katholischen Kirche übte gerade der Organist, so dass ich gratis noch ein kleines Orgelkonzert bekam.
Als es dann Zeit wurde, fuhr ich zu meinem Cousin nach Gersthofen. Wir hatten uns schon lange nicht mehr gesehen und deshalb einen sehr großen Nachholbedarf, uns auszutauschen. Es wurde spät, bis ich wieder in Neusäß war.
Und damit endete ein weiterer Tag der Fahrradtour, auch wenn ich heute nicht einen Meter mit dem Rad gefahren bin.

Mittwoch, 12. Juli 2023
Neusäß
0 km
Heute legte ich einen Ruhetag ein. War es am Vormittag noch sonnig, regnete es am Nachmittag zum Teil sehr kräftig. Zeitweise hagelte es sogar.

Gut, dass ich heute nicht auf der „Piste“ bin!

Den Abend saßen wir bei Frankenwein zusammen und unterhielten uns über Gott und die Welt. Es wurde sehr spät, bis ich ins Bett kam.

 

Donnerstag, 13. Juli 2023

Neusäß - Obersontheim

142 km

Das Regenintermezzo von gestern hatte heute Nacht aufgehört. Beim Frühstück zeigte sich der Himmel zwar noch leicht bewölkt, aber die Sonne kam immer mehr durch.

Der erste Teil der Tour führte mich am Lech entlang. Die Sturmschäden durch herabfallende Äste waren beseitigt worden, so dass ich problemlos vorwärtskam.

Hinter Meitingen verließ ich den Lech und hielt mich in nordwestlicher Richtung. Eine spezielle Fahrradroute gab es nicht, so dass ich mir selbst einen Weg zusammensuchen musste. Dies stellte allerdings kein Problem dar, denn zum Teil waren Fahrradwege ausgeschildert und zum Teil waren es einfach ruhige Landstraßen, die mich in die richtige Richtung führten.

Das Problem war nur der immer mehr auffrischende Wind von vorne. Bei Bergabfahrten musste ich kräftig strampeln, denn ansonsten wäre ich nicht vorwärtsgekommen. Vorteil des Windes war allerdings, dass die Wolken vertrieben wurden und sich die Landschaft in den schönsten Farben zeigte. 

In Utzmemmingen machte ich meine Mittagspause. Der dortige Gasthof hatte geöffnet und servierte mir eine große Portion Nudeln zusammen mit einem gemischten Salat. Diese Stärkung half mir, die weitere Tour sehr gut zu überstehen, auch wenn mir, wie bereits gesagt, der Wind sehr zu schaffen machte.
In Ellwangen legte ich die nächste Pause ein. Die dortige Altstadt lockte mich mit ihren hübschen Häusern direkt an und so kaufte ich dort ein, holte etwas Bargeld von der Bank und stärkte mich mit einem großen Eis.

Danach war es nicht mehr weit bis zu meinem Tagesziel in Obersontheim. Ich hatte mir dort für die Nacht ein Zimmer von unterwegs reserviert. Auch wenn im Internet mehrfach geschrieben worden war, dass die Zimmer nicht sauber seien, fand ich ein wirklich sauberes Zimmer vor. Man muss eben nicht alles glauben, was im Internet steht.
In der nahe gelegenen Pizzeria stärkte ich mich. Wieder im Zimmer, plante ich den weiteren Verlauf meiner Heimfahrt. Es sind noch etwa 450 km, die auf mich warten.

Freitag, 14. Juli 2023
Obersontheim - Neckargerach
118 km

Heute ging ich den Tag ganz ruhig an. Ich hatte nicht vor, übermäßig weit zu fahren.

Direkt nach der Abfahrt erwartete mich ein richtiges Fitnessprogramm. Die Straße ging mehrere Kilometer den Berg hoch! Zum Glück war es nicht so heiß. Anschließend kam allerdings die Erfrischung in Form von Fahrtwind während einer langen Abfahrt. Dieses Spiel wiederholte sich noch zweimal, ehe ich in Neckarsulm den Neckar erreichte.

Ab jetzt musste ich auch nicht mehr in Google Maps nachsehen, wie ich fahren musste, denn der Radweg entlang des Neckars war ausgeschildert. Da keine größeren Steigungen mehr kamen, kam ich sehr gut vorwärts. Bei einer Schleuse wechselte ich auf die andere Seite des Neckars, weil ich keine Lust hatte, über einen Berg zu fahren, nur um Mosbach zu erreichen.

Es hätte ein wunderschöner Fahrradfahrtag werden können, wenn nicht hinter Mosbach der Radweg plötzlich gesperrt gewesen wäre. Mangels einer vernünftigen Ausschilderung suchte ich mir selber einen Weg. Dazu musste ich eine steile Straße nach oben fahren, um auf der anderen Seite wieder steil Richtung Neckargerach hinab fahren zu können. Ganz schön viel Anstrengung für eine eigentlich kurze Strecke am Neckar entlang!
In Neckargerach fuhr ich auf den Campingplatz direkt am Neckar. Das Zelt war schnell aufgebaut, und nachdem ich meinen Flüssigkeitsbedarf wieder aufgefüllt hatte, duschte ich. Anschließend ging ich in das nebenan gelegene Restaurant „Zum grünen Baum“ zum Abendessen. Ich ließ mich lecker bekochen. Dazu gab es diverse Getränke.

Gut gesättigt und mit richtiger Bettschwere ging ich zurück in meine kleine „Dackelhütte“. Morgen werde ich bis Worms fahren - zumindest ist so der Plan.

 

Samstag, 14. Juli 2023

Neckargerach - Worms

96 km

Gestern Abend hatte sich noch ein Wohnmobil direkt an mein Zelt gestellt. Beim Blick heute Morgen auf das Kennzeichen sah ich, dass dieses Wohnmobil in Engen gekauft worden war. Ich fragte deshalb den Besitzer, wo er herkommt und er kam tatsächlich aus Engen. Witzigerweise war seine Frau eine ehemalige Nachbarin von uns, als wir dort wohnten. Sie war mit meiner Schwester in die Schule gegangen und kannte noch meinen Namen. Die Welt ist eben doch sehr klein.
Nachdem wir noch einige Anekdoten ausgetauscht hatten, fuhr ich los. Anfangs war der Himmel noch schön blau.

Im Lauf der Fahrt nach Mannheim bezog sich allerdings der Himmel, ohne dass es aber nach Regen aussah. Ich fand das gar nicht so schlimm, denn so war die Temperatur erträglich.
In Heidelberg legte ich einen längeren Stopp ein. Witzig fand ich die Affenskulptur, die dem Betrachter den Spiegel vorhält.

Als ich Heidelberg verließ, kam ich an einer riesigen Glasscheibe vorbei, hinter der sich zwei große syrische Braunbären aufhielten. Das Gehege gehört zum Heidelberger Zoo und die Scheibe soll die Fußgänger animieren, den Zoo zu besuchen. Dafür hatte ich allerdings keine Zeit, weshalb ich nur ein Foto der Bären schoss.

In Mannheim angekommen, führte der Fahrradweg an der Fachhochschule vorbei, wo ich von 1983-1986 die Ausbildung für den gehobenen Dienst absolviert hatte. Leider ist das jetzt alles militärischer Sicherheitsbereich und Fotografieren ist nicht erlaubt. So musste ich aus der Entfernung ein Foto machen. 

Als ich durch die Innenstadt von Mannheim fuhr, kam mir vieles bekannt vor, denn ich war seinerzeit ja lange genug da gewesen. Auch fiel mir die Orientierung sehr leicht, da die Innenstadt schachbrettartig aufgeteilt ist.

Auf der Rheinbrücke schloss sich dann der Kreis. Hier war ich am 31. Mai vorbeigekommen auf meinem Weg Richtung Süden. Ich musste an einige Begegnungen denken, die ich seit diesem Tag auf meiner Tour erlebt hatte: Sei es das Sammeln der Stempel für meinen Pilgerpass oder der beeindruckende Aufenthalt in Taizé, sei es die Alpenüberquerung ins Aostatal oder der Aufenthalt in Rom - ich hatte sehr viel gesehen und zum Glück keine negativen Erlebnisse. Vieles davon wird mich noch lange begleiten.
Der weitere Weg nach Worms war ereignislos. Sorgen machte mir nur der dunkle Himmel und das ab und zu hörbare Donnergrollen. Ich kam allerdings trocken in Worms an und bezog mein gebuchtes Hotel. Nach dem Duschen ging ich ein bisschen durch die Stadt, denn der Himmel hatte wieder aufgerissen und die Sonne lugte hervor. Da sich gegenüber von meinem Hotel das Eiscafé Vannini befindet, musste ich hier natürlich einen ersten Halt einlegen. 2019 hatte ich auf meiner Fahrradtour durch den Schwarzwald in diesem Eiscafé schon einmal eine große Portion gegessen. Die Eissorten hier sind aber auch zu verführerisch!

Dann aber schlenderte ich durch die Stadt. Sie wird dominiert von zwei großen Kirchen.

Die Stadt scheint im 2. Weltkrieg ziemlich stark" zerstört worden zu sein. Von daher stehen nicht mehr viele alte Gebäude. So konzentrierte ich mich auf kleine "Blickfänger" auf meinem Weg.

Interessant war auch der Uhrenturm, der neben der Uhrzeit den Monat und das Tierkreiszeichen anzeigt.

Und dann wurde es Zeit zum Abendessen. Ich ging in ein typisch pfälzisches Restaurant und ließ mich dort bekochen. Es war deftiges Essen, aber sehr schmackhaft.
Und so endete der viertletzte Tag meiner großen Radtour.

Sonntag, 16. Juli 2023
Worms - Boppard-Hirzenach
122 km

Nach einem reichhaltigen und stärkenden Frühstück packte ich zusammen und fuhr los. Immerhin sollte es heute noch mal eine Strecke sein mit über 100 km.

Bis Mainz hatte ich oftmals Rückenwind, so dass ich sehr schnell vorwärtskam. Die Strecke kannte ich bereits von mehrfachen Fahrten, weshalb ich mich auf das Ankommen konzentrierte und weniger auf die Gegend.

In Mainz war heute Ruderregatta. So war der Radweg entlang des Ufers sehr bevölkert. Ich kam dennoch ganz gut durch. Hinter Mainz bis Bingen hatte ich dann das Problem, dass der kräftige Wind, der mich bislang unterstützt hatte, nun direkt von vorne kam. So musste ich doppelt so viel treten, um wenigstens halbwegs meine Geschwindigkeit halten zu können.
In Heidenfahrt (dort, wo ich am allerersten Tag auf dem Campingplatz übernachtet hatte) stärkte ich mich mit einer großen Portion Nudeln. Und schon waren meine Lebensgeister wieder geweckt und ich konnte dem Wind trotzen. 
Hinter Bingen änderte sich die Windrichtung, und ich hatte ihn wieder von hinten beziehungsweise von der Seite. Es ließ sich gleich viel leichter treten.

Nach etwa 20 km sah ich St. Goarshausen auf der anderen Rheinseite. An der Loreley hielt ich nicht extra an, da ich diese aufgrund der Entfernung mit dem Handy nicht gut fotografieren kann.

Eigentlich hatte ich in Sankt Goar eine Unterkunft für die Nacht gebucht. Während der Fahrt teilte mir allerdings booking.com mit, dass diese Buchung zurückgenommen worden sei, da das Hotel sich irrtümlicherweise überbucht hatte. So musste ich mir eine andere Unterkunft suchen und fand diese auch in Hirzenach. Das sind nur 6 km mehr als bis nach Sankt Goar.
Da ich bis zum verabredeten Zeitpunkt bei der neuen Unterkunft noch genügend Zeit hatte, stärkte ich mich in Sankt Goar noch mit einem großen Früchteeisbecher.

In der neuen Unterkunft wurde ich sehr herzlich begrüßt. Gleichzeitig lernte ich einen anderen Fahrradfahrer aus Köln kennen. Weil wir hier in Hirzenach für den Abend nichts zu essen bekamen, fuhren wir mit der Gästekarte umsonst mit dem Zug nach Boppard zum Abendessen. Im Restaurant „Römerburg“ wurden wir fündig und ließen uns sehr gut bekochen. Gleichzeitig gab es dort natürlich auch Weine aus der Region.
Wieder zurück in der Unterkunft, beendete ich diesen drittletzten Tag der Fahrradtour. Es war ein sehr schöner Tag, da die Strecke einfach zu fahren war. Wäre der Gegenwind zwischen Mainz und Bingen nicht gewesen, wäre ich deutlich früher angekommen.

Montag, 17. Juli 2023
Boppard-Hirzenach - Bendorf-Sayn
53 km

Die heutige Strecke war nicht allzu lang, weshalb ich den Tag langsam angegangen bin.

Die Zimmerwirtin Esther hatte mir ein Frühstück bereitet, welches außergewöhnlich war. Ich hatte ihr von meiner Fettunverträglichkeit erzählt, und deshalb hatte sie mir ein leckeres selbstgemachtes Müsli mit frischen Früchten sowie Brötchen mit Marmelade und einem Ei serviert. Gleichzeitig mit mir aßen auch zwei andere Gäste ihr Frühstück. Es wurde sehr viel erzählt und nicht mehr auf die Uhr geschaut. Es war nach 10:00 Uhr, bis ich loskam. Die herzliche Art der Gastgeberin wird mir noch lange in guter Erinnerung bleiben. Nach einem letzten Blick auf Hirzenach strampelte ich los.

In Lahnstein angekommen, besuchte ich zunächst einen Freund, der dort sein Büro hat. Auf meinem Weg dorthin kam ich an dem Gebäude vorbei, in dem ich meine Tätigkeit als Beamter nach der Laufbahnprüfung aufgenommen hatte. Es sieht fast noch genauso aus wie früher. Nur die Fenster wurden anscheinend erneuert. Heute ist dort ein Teil der Stadtverwaltung Lahnstein untergebracht.

Anschließend besuchte ich meine ehemaligen Nachbarn, neben denen ich acht Jahre lang gewohnt hatte. Das war eine freudige Überraschung auf ihrer Seite und wir hatten ein sehr nettes Gespräch.
Nach einem stärkenden Mittagessen in Koblenz fuhr ich weiter zu meinem heutigen Tagesziel in Bendorf-Sayn. Dort besuchte ich einen ehemaligen Arbeitskollegen, mit dem mich schon seit vielen Jahren ein enges Band verbindet. Dank der Kochkünste seiner Frau hatten wir ein sehr leckeres Abendessen. Es wurde spät, bis wir endlich ins Bett kamen, denn wir hatten uns vieles zu erzählen.

 

Dienstag, 18. Juli 2023

Bendorf-Sayn - Bonn

65 km

Nach dem Frühstück machte ich mich auf, um nach Hause zu radeln. Heute war es nicht besonders weit, weshalb ich ohne Pause fuhr.

Kurz nach der Mittagszeit kam ich in Bonn an. Mein erster Weg führte mich hin zur Doppelkirche, um ein Dankgebet für die Tour zu sprechen.

Anschließend fuhr ich nach Hause, wo ich schon sehr liebevoll erwartet und begrüßt wurde.

Und damit endete diese fast 50-tägige Pilgertour. Ich habe viel unterwegs erlebt, viele anstrengende, aber auch schöne Momente gehabt und hatte genug Zeit, um zur Besinnung zu kommen und über alles mögliche nachzudenken. Aber auch der Spaß und der Genuss kamen nicht zu kurz. Und jetzt beginnen die letzten Vorbereitungen für unsere große Tour mit unserem Wohnmobil ab Oktober in Nordamerika.