Impressionen unseres Aufenthaltes in Ecuador. Beeindruckend fanden wir die hohen Berge und tiefen Täler, die kleinen steilen Felder, die Nebelwälder, die zum Teil großzügig angelegten Fernstraßen, die bunten Märkte, die Wanderungen in den Anden und die kolonialen Zentren von Quito und Cuenca. Schade war nur, dass wir wetterbedingt keinen der Vulkane gesehen haben.
Mittwoch, 07. Oktober 2015
Das Wetter in Auckland war sonnig und unser Flug nach Santiago de Chile ging erst am späten Nachmittag. Wir nutzten deshalb das schöne Wetter und gingen nach dem Packen nochmals ein bißchen durch Auckland spazieren.
Den ersten Stopp legten wir bei Icebreaker ein. Während die Greyhoundin Unterwäsche probierte, zeigten die thailändische Verkäuferin und der Greyhound sich gegenseitig ihre Icebreaker-Unterwäsche :-)
Anschließend gingen wir noch ein bißchen durch einen Park spazieren. Die Greyhoundin merkte dort, dass sie sich aus Versehen zu kleine Strümpfe gekauft hatte. Also gingen wir nochmals in den Shop und tauschten diese problemlos um. Anschließend begannen wir (erfolgreich), unsere letzten NZD umzusetzen. Dank eines Mövenpick-Eisladens hatten wir einen guten Beginnpunkt dafür gewählt :-) Am Hafen sitzend, genossen wir die kühle Köstlichkeit und ließen ein letztes Mal in Neuseeland die Seele baumeln.
Die Fahrt zum Flughafen war problemlos. Auch fanden wir die Autoverleihstation von Jucy dank der Hilfe eines Tankwartes sehr schnell. Unser Auto gaben wir nach fast 1.900 gefahrenen Kilometern wieder ab.
Ein Mitarbeiter von Jucy brachte uns zum Terminal. Unsere Befürchtungen, dass wir vielleicht mit einem Billig-Vermieter Probleme haben, waren unbegründet. Im Gegenteil, wir waren sehr zufrieden mit unserer Wahl des Autovermieters gewesen.
Nach dem Einchecken legten wir unsere letzten 20 NZD in Smoothies an und verließen danach das Land ohne einen Cent aus Neuseeland in der Tasche.
Pünktlich um 16:50 Uhr startete die Maschine und landete nach 10,5 Stunden Flug am 07. Oktober um 11:30 Uhr in Santiago de Chile. Da wir die Datumsgrenze in West-Ost-Richtung überflogen hatten, haben wir einen Tag „zurückgedreht“. Jetzt sind wir zeitlich gesehen nicht mehr 11 Stunden vor deutscher Zeit, sondern 5 Stunden hinter deutscher Zeit.
In Santiago de Chile angekommen, hatten wir einige Stunden Zeit bis zu unserem Weiterflug nach Quito über Guayaquil in Ecuador. Wir weckten deshalb unsere Lebensgeister mit Cola und einem Sandwich.
In Guayaquil war die Einreise problemlos. Unsere Uhren mußten wir schon wieder anpassen und sind jetzt 7 Stunden hinter der deutschen Zeit.
Tja, und dann waren wir nicht nur hinter der deutschen Zeit, sondern auch hinter dem Flugplan: Unsere Maschine startete mit 1,5 Stunden Verspätung nach Quito ! Und das, wo wir uns so auf ein Bett freuen !! Als Wiedergutmachung gab es von LAN Salzbrezeln und Saft. Wenn das mal kein Ausgleich ist :-(
Obwohl wir nur ca. 45 Minuten flogen, waren wir am
Donnerstag, 08. Oktober 2015
erst um 1 Uhr in Quito. Unser Gepäck war schnell auf dem Band. Als Nächstes gingen wir zum Taxistand und nahmen uns ein grün-gelbes Taxi zum Festpreis von 26 $. Bis in die Stadt sind es ca. 30 Kilometer. Unser Taxifahrer fuhr mit stellenweise 130 km/h über die Stadtautobahn in die Stadt und mit ein bißchen Suchen fand er auch unser vorab gebuchtes Solera House Adventure Hostel. Gut, dass wir einen Festpreis hatten, denn so machte uns seine Sucherei nichts aus.
Im Hostel bezogen wir schnell unser Zimmer und fielen ins Bett.
Um 8:30 Uhr weckte uns Reinhard Fendrich, denn Frühstück gibt es nur bis 10 Uhr. Noch total müde krochen wir unter die Dusche und versuchten, unsere Lebensgeister zu wecken. Außerdem sahen wir unser Heim für drei Nächte jetzt bei Tageslicht. Unsere Wahl war nicht schlecht gewesen: Ein alter Stadtpalast mit großen Zimmern und einer großen Sonnenterrasse - und das für alles in allem 150 $ einschließlich Frühstück.
Nach dem Frühstück (mit leckerem Bohnenkaffee) gingen wir zum Plaza Grande. Dort wurden wir von einem Touristen-Polizisten gleich sehr fürsorglich in die Sehenswürdigkeiten von Quito eingewiesen. Diese Touristen-Polizisten sprechen Englisch und führen einen auch durch die Stadt, wenn man das möchte. So sahen wir eine allein reisende Frau, die von einer Touristen-Polizistin durch alle Sehenswürdigkeiten geführt wurde.
Überhaupt sind hier sehr viele Polizisten im Einsatz. Wir fühlen uns deshalb sehr sicher.
Ansonsten waren wir froh darum, ein paar Brocken Spanisch zu können, denn hier sprechen alle Spanisch und als zweite Fremdsprache Spanisch. Das erleichtert nicht immer die Konversation, aber wir legen all unsere Spanisch-Kenntnisse in die Waagschale, um nach dem Weg zu fragen, in den Restaurants zu bestellen undundund.
Nach dieser netten Begrüßung gingen wir zunächst in die Kathedrale. Leider ist überall in den Kirchen Fotografierverbot. So mußten wir eben manchmal etwas phantasievoll sein :-) Die Kirchen sind schon sehr beeindruckend ! Die Farbe Gold dominiert, so dass manchmal gar keine anderen Farben mehr zu sehen sind. Auch sind die Darstellungen des leidenden Christus oftmals so realistisch, dass kein Mel Gibson-Film es „besser“ machen könnte.
Anschließend buchten wir eine Gratis-Führung im Präsidentenpalast für heute Nachmittag. Und weiter ging es mit dem Kulturprogramm (@ Nicole & Christoph: Ihr wärt richtig stolz auf uns !).
Nach der Kirche La Merced (nur von außen, da geschlossen) gingen wir ins Kloster San Francisco. Ein schöner Innenhof sowie eine prachtvolle Kirche erwarteten uns. Aber: Fotografierverbot in der Kirche ! ….und plötzlich stolpert der Greyhound und kommt doch glatt auf den Auslöser der Kamera, die sofort (aufgrund der Lichtverhältnisse) mehrere Sekunden lang auslöste. Hmm, jetzt ist ein (gut gelungenes) Bild auf der Speicherkarte :-)
Nach diesem „Schwächeanfall“ mußten wir uns erst einmal stärken. Zum Nachtisch probierten wir eine Spezialität aus Quito: Quimbolitos, gebacken und serviert in einem Bananenblatt. Das waren nicht unsere Letzten !
Gestärkt ging es weiter zum Museo del Casa del Alabado ! Da begnügten wir uns mit einem Bild des Innenhofes, denn zu viel Kultur ist auch nicht gut.
Anschließend kamen wir zum Museo de El Carmen Alto. Nein, hier geht man nicht alleine durch ! In jedem Raum stand eine/r und zeigte uns den weiteren Weg - als ob wir den nicht alleine gefunden hätten ! Das Museum zeigte das Alltagsleben in einem Kloster: So waren der Speisesaal mit Kunstspeisen, die Kammer einer Nonne usw. voll eingerichtet. Dazu gab es Bilder und Heiligenstatuen - selbst Maria auf dem Totenbett, umgeben von allen Jüngern war stimmungsvoll in Szene gesetzt worden.
Und schon war wieder Kaffee-Zeit ! Neben dem üblichen Kaffee bestellten wir eine ecuadorianische Spezialität: Colada de Machica. Getreide wird mit Zucker erhitzt und kommt auf den Tisch mit der Konsistenz von dünnflüssigem Porridge. Je länger es steht, umso dicklicher wird es. Wir löffelten deshalb die Tasse aus, anstatt sie auszutrinken. Es war nicht schlecht, aber die Quimbolitos sind besser :-)
Zum Abschluss unserer heutigen Kul-Tour gingen wir noch in die Kirche Iglesia de la Compania de Jesus. Und wieder war alles über und über in Gold gehalten. Bombastisch ! Der Petersdom in Rom wirkt dagegen wie eine schlichte Kirche !
Hatten wir bis jetzt alles alleine gemacht, wurden wir bei der Tour durch den Präsidentenpalast geführt. Selbst ein Erinnerungsphoto gab es.
Da der Präsident nicht im Palast wohnt, konnten wir alle Räumlichkeiten besichtigen und ausreichend fotografieren. Ja, hier war es ausdrücklich erlaubt.
Nur Videos sind verboten. Wie das allerdings kontrolliert werden soll - keine Ahnung !
Wieder zurück im Hostel, ruhten wir uns ein wenig aus und gingen anschließend in die Altstadt in das Restaurant "Vista Hermosa" zum Abendessen. Von der Dachterrasse hatten wir einen schönen Ausblick über das Lichtermeer der Stadt.
Anschließend ging es zurück ins Hostel. Der Greyhound probierte noch ein paar Fototechniken aus.
Danach war schlafen angesagt, denn die letzte kurze Nacht steckt uns noch in den Knochen.
Freitag, 09. Oktober 2015
Hat sich jemand gewundert, warum ich bislang in Ecuador nicht in Erscheinung getreten bin ? Nun, das ist ganz einfach: Erst der lange Flug, dann die Zeitverschiebung und jetzt der Höhenunterschied von über 2.200 Metern. Immerhin habe ich die letzten Wochen fast auf Meeresniveau gelebt - und jetzt bin ich in Quito auf 2.200 Metern Höhe ! Da spielte mein kleiner Kopf verrückt und ich mußte pausieren.
Aber jetzt bin ich wieder fit und habe meine beiden Greyhounds überredet, eine Stadtrundfahrt mit einem Tourbus zu machen, bei dem man nach Belieben ein- und aussteigen kann. Da aber Zeit war bis zur Abfahrt des Busses, sind wir zu Fuß zur Basilica del Voto Nacional gegangen. Sie sieht aus wie ein kleiner Kölner Dom - das muß ich ja schließlich wissen als Kölner Urgestein :-)
In der Basilika durften wir sogar fotografieren. Logisch, dass meine beiden Greyhounds ausgiebig von diesem Recht Gebrauch machten. Ich setzte mich solange in eine Kirchenbank und genoß die Atmosphäre.
Anschließend stiegen wir in den Tourbus. Die Preise waren von 12 $ auf 15 $ pro Person erhöht worden. So habe ich mich ganz klein gemacht und mußte nichts bezahlen.
Auf dem Weg hoch zur Statue der Mariana de Jesus, welche als Schutzheilige von Quito verehrt wird, erzählte ich meinen beiden Greyhounds ein bißchen von Quito. Zurzeit hat Quito über 2,2 Millionen Einwohner. Eigentlich gibt es nur zwei Jahreszeiten, nämlich die viermonatige Trockenzeit und die achtmonatige Regenzeit. Aber Quitorianer wissen, dass vier Jahreszeiten an einem Tag möglich sind. Ich konnte es den Beiden gut zeigen, denn morgens hatten wir bestes Sonnenwetter, gegen Mittag war es bewölkt und abends regnete es. Aber die Temperaturen bewegen sich meistens im angenehmen Bereich. Die Altstadt als Weltkulturerbe hatten sich die beiden ja schon gestern angesehen. Bei der Tour legten wir deshalb den Schwerpunkt auf die Statue
und die Neustadt. Damit ich nichts verpasste, hatte ich mich an einen Fensterplatz mit freier Sicht gesetzt.
Oben bei der Statue fotografierten wir ausgiebig
und stärkten uns dann im Restaurant „Pim’s“. Obwohl es von Touristen nur so wimmelt, war das Restaurant gut und die Speisen lecker. Auch die Preise waren nicht überhöht.
Gut gestärkt, bestiegen wir wieder einen Tourbus und ließen uns in die Neustadt fahren. Gesichtslose Hochhäuser prägten das Stadtbild. Da war es nicht besonders schlimm, dass es unterwegs anfing, zu regnen.
Wieder im Hotel, legte ich mich hin, denn dieser Tag war für mich kleine Maus sehr anstrengend gewesen.
Meine Greyhounds zogen noch einmal los, um Geld abzuheben und zu Abend zu essen. Jetzt sollen die Beiden weiter schreiben. Gute Nacht !
Ok, jetzt sind wir also dran. Mausketier war heute wieder sehr gesprächig und hat die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen. Natürlich wollte jeder ein Bild mit ihr haben. So ist sie jetzt in Korea und bei einigen jungen Mädchen in Quito auf dem Kamerachip verewigt.
Zunächst zogen wir Geld am Automaten. Ecuador ist wie Kambodscha: Bezahlt wird mit US-Dollar. Wechselgeld im Cent-Bereich wird in der heimischen Währung Centavos ausgehändigt. Aber auch US-Cent-Münzen sind im Umlauf.
Anschließend gingen wir in das quitenische Restaurant „Hasta la vuelta senor“ am Plaza Grande. Das Ambiente war richtig ansprechend.
Das Essen war gut, auch wenn wir uns fragen, warum denn alles in Öl gebraten werden muß. Das findet der Greyhound gar nicht gut ! Aber zum Glück hat er seine KREON-Tabletten immer dabei :-)
Statt Nachtisch bestellte sich die Greyhoundin einen Morocho, ohne zu wissen, was das ist.
Es kam eine Milchreissuppe in der Tasse, verfeinert mit schwarzen Pfefferkörnern, Zimt, Nelken und Rosinen (@Gabi: nein, Du bekommst nichts davon ab !!). Es schmeckte ihr sehr gut, auch wenn uns
dabei der alte Werbespruch „So wertvoll wie ein kleines Steak“ in den Sinn kam, denn es war schon eine kleine Mahlzeit.
Anschließend eruierten wir im Internet noch ein bißchen die Busverbindungen nach Mindo, unserem nächsten Ziel in Ecuador.
Samstag, 10. Oktober 2015
Nach dem Frühstück packten wir und machten uns danach zu unserer ersten Busfahrt in Südamerika auf. Vom Hostel bis zur Haltestelle Estacion Plaza Marin mußten wir etwa zehn Minuten laufen und unsere Rolltaschen hinter uns herziehen. Dort kauften wir für 0,25 $ pro Person die Bustickets, um mit der Stadtlinie zur Fernbushaltestelle Estacion Norte „La Ofelia“ zu fahren. Leider mußten wir stehen, da der Bus voll besetzt war. Während der Fahrt kamen ab und zu Schokoladenverkäufer vorbei, ein Fahrgast rezitierte Bibelverse und ein blinder Fahrgast sang ein Lied. Es kam also keine Langeweile auf.
An der Haltestelle La Ofelia angekommen, bekamen wir eines der letzten Tickets für den in ein paar Minuten abfahrenden Bus nach Mindo. Sie kosteten sagenhafte 6,20 $ für uns beide zusammen. Anscheinend werden hier die Fernbuspreise nach der Dauer der Fahrt berechnet: Eine Stunde Fahrt entspricht etwa einem US-Dollar.
Nachdem wir Quito verlassen hatten, wurden die Berge um uns herum zunächst karg und waldlos. Erst als wir den Äquator in Mundo überschritten, äh überfahren hatten,
begann die Landschaft langsam in Regenwald über zu gehen. Die Berge um uns herum wurden immer höher und die Straße wand sich an den Hängen entlang von 2.600 Höhenmetern auf 1.200 Höhenmeter.
Trotz der steilen Hänge wurden die Felder aber landwirtschaftlich genutzt. Gegen diese Hänge sind unsere Steillagen im Ahrtal reine Ebenen !
Nach etwa zwei Stunden Fahrt erreichten wir Mindo. Da es sich um Regenwald handelt, regnete es erwartungsgemäß.
Das machte uns aber nichts, denn „The Dragonfly Inn“ B&B liegt quasi um die Ecke von der Bushaltestelle.
Nach einer Stärkung und der Beobachtung von vielen Kolibris neben unserem Tisch gingen wir zur „El Quetzal“ Chocolaterie, um uns in die Geheimnisse der Schokoladenherstellung einweisen zu lassen und anschließend Rohschokolade mit verschiedenen Zusätzen zu verkosten. Auf dem Weg dorthin erzählte uns unsere Maus schon vorab einiges über das Getränk der Götter. Früher tranken nur die Herrscher Kakao - aber mit Wein und Zimt verfeinert ! Heute darf es jeder trinken. Ein Kakaostrauch trägt nach vier Jahren Früchte. Die Kakaoschoten brauchen im Schnitt 15 Tage nach der Bestäubung, bis sie erntereif sind.
Die reifen Schoten werden enthalten etwa 40 Kakaobohnen. Etwa 400 dieser Bohnen benötigt man für ein Pfund Rohkakao. Die reifen Bohnen werden getrocknet
und danach zerkleinert, um die Schale vom Kern zu trennen. Die Kerne werden gepresst, wodurch zum einen das Kakaopulver und zum anderen die Kakaobutter entsteht. Anschließend werden diese Massen mit Zucker aufgeschlagen und für den Verzehr verfeinert. Ganz ins Detail wollte Maus nicht gehen, um uns nicht zu verwirren. Außerdem waren wir mittlerweile an der Chocolaterie angekommen.
Aber wofür machen wir eigentlich die Tour mit, wenn Maus uns schon alles davor erzählt ! Was unsere Maus uns aber nicht verdeutlichen konnte, war die geschmackliche Veränderung durch Zugabe diverser Zusätze. Das erfuhren wir im Anschluß an die Führung. Jeder bekam ein Becherchen flüssige Rohschokolade. In diese wurde zunächst Zucker eingerührt. Anschließend wurde jeweils auf einen Teelöffel dieser Schokomasse Chili, Ingwer, Kokosfett bzw. Kaffeepulver eingerührt - schon waren verschiedene leckere Schokoladen bereitet. Für uns war das der Beweis, dass nicht immer die graue Theorie weiter hilft - auch die Praxis ist nicht zu verachten :-) Um den Geschmack noch länger genießen zu können, hat sich die Greyhoundin noch eine Tafel dieser Schokolade mitgenommen :-)
Nach diesem nahrhaften Teil des Tages gingen wir in die Tourist-Information, um uns über Wandermöglichkeiten in Mindo zu erkundigen. Leider ist der Betrieb der Seilbahn momentan eingestellt. So
können wir die 7-Wasserfälle-Tour leider nicht machen :-(
Zum Abendessen blieben wir gleich in unserem Hotel. Wie bisher schon in Quito war das Essen auch hier lecker, aber sehr fetthaltig. Selbst einfache Salzkartoffeln werden anschließend noch in Fett gebadet, damit das Essen auch ja schön trieft !
Anschließend durchstöberten wir noch das Internet nach Highlights auf unserer geplanten Route. Anschließend ging es in die Heia.
Sonntag, 11. Oktober 2015
Geschlafen haben wir beide nicht so gut, denn die Geräuschkulisse der Straße war für unsere Ohren ungewohnt. Bislang waren wir in Quito hinter dicken Mauern untergebracht, durch die maximal die Sirene eines Polizeifahrzeuges drang. Jetzt schlafen wir an der „Hauptstrasse“ des Ortes und hören somit jedes Fahrzeug, was sich mehr oder weniger geräuschvoll bewegt. Als Ausgleich zum schlechten Schlaf schien dafür die Sonne. Der Regen von gestern hatte sich vollständig verzogen :-)
Nach dem Frühstück - Toastbrot in Ei und Fett gewälzt - gingen wir zum sogenannten gelben Haus. Dort bezahlten wir jeder 6 $ und durften damit die ausgeschilderten Wanderwege durch den Urwald gehen. Zunächst gingen wir auf einem Feldweg den Berg hoch. Unterwegs sahen wir viele Schmetterlinge, die sich aber gar nicht gerne fotografieren ließen. So mußten eben die vielen großen Blüten und Bananenstauden mit roten (!) Bananen herhalten.
Irgendwann wurde aus dem Feldweg ein schmaler Trampelpfad. Als wir an ein kleines Bächlein kamen, drehten wir um und gingen drei von vier möglichen Tracks entlang. Diese Tracks sind Trampelpfade, die durch den Urwald führen.
Nicht immer konnten wir aufrecht gehen, denn herabhängende Pflanzen ließen uns manchmal nur einen kleinen Durchgang. Auch waren die Wege für uns Spinnenphobiker nicht immer die wahre Freude, denn regelmäßig liefen wir durch quer über den Weg gespannte Spinnennetze. Einmal saß der Greyhoundin auch ein etwas größeres Exemplar auf dem Arm. Igitt !
Einer der Wege führte uns zu einem Aussichtspunkt über den Urwald. Auch war in der Ferne Mindo zu sehen. Das war eine schöne Abwechslung, denn hier gab es keine Spinnen und wir konnten unser Wasser in Ruhe genießen.
Wieder zurück im Hotel, stärkten wir uns, duschten und ruhten uns bis zum Abendessen aus. Je länger wir ruhten, umso mehr zog sich der Himmel zu und es begann zu regnen. Mal schauen, ob das gute Wetter immer morgens und das schlechte Wetter abends kommt. Momentan ist unsere größte Sorge, dass die Vulkane Cotopaxi und Tungurahua uns einen Strich durch unsere Planung machen. Beide sind momentan sehr, sehr aktiv. Der Cotopaxi NP ist deswegen schon gesperrt. Unser übernächstes Ziel Baños wurde 1999 wegen der Ausbruchsgefahr des Tungurahua evakuiert. Bitte, liebe Vulkane, wartet noch ein bißchen mit dem Big Bang !
Nach dem Abendessen, bei welchem uns eine kleine Katze Gesellschaft leistete, lasen wir noch ein bißchen, bis uns die Äuglein zufielen.
Montag, 12. Oktober 2015
Und wieder schien die Sonne, als wir aufwachten. Auf unsere Bitte hin gab es anstelle von Eiern und sonstigem Fettgebratenem „nur“ Brötchen, Marmelade, Obst, Saft und Kaffee. Der Besitzer des B&B ist in dieser Beziehung super flexibel. Und unsere Mägen dankten es uns, nicht schon am Morgen fettes Essen zu bekommen.
Anschließend fotografierten wir Kolibris. Die kleinen Kerlchen flitzen durch die Gegend und halten immer nur ganz kurz inne, um Futter aufzunehmen. Der Autofokus war da etwas überfordert, weshalb wir immer manuell eingreifen mußten. Lohn unserer Mühe waren ein paar sehr schöne Bilder der kleinen Vögel.
Anschließend ließen wir uns für 8 $ mit dem Taxi zum Nambillo-Wasserfall bringen. Dieser liegt etwa 9 Kilometer außerhalb und oberhalb von Mindo. Uns hatte man im Ort noch etwas abfällig erzählt,
dass sich ein Besuch dieses Wasserfalls gar nicht lohne, da er mit dem Auto angefahren werden könne und nichts Spektakuläres zu bieten habe. Das war nicht so ganz richtig: Am Parkplatz
angekommen, zahlten wir zunächst je 3 $ Eintritt. Anschließend ging ein Trampelpfad steil in ein Tal hinab. Aufgrund des gestrigen Regens war der Weg etwas matschig und infolgedessen rutschig.
Wir mußten sehr aufpassen, nicht hinzufallen. Am Fluß angekommen, überquerten wir eine baufällige Betonbrücke und wanderten am Fluß entlang zu den Badepools und dem Wasserfall. Auch hier hatten
die Gebäude einen leicht maroden Charme bzw. waren noch nicht fertig gebaut. Um den Wasserfall fotografieren zu können, mußte der Greyhound eine Absperrung aus Stacheldraht überklettern und über
eine noch baufälligere als die erste Brücke gehen. Nur keine Angst, sie wird schon halten ! Und sie hat gehalten, sonst würde ich jetzt nicht das Tagebuch schreiben :-)
Auf dem Weg zurück nach oben gab es noch eine Liane und eine natürliche Astschaukel. Natürlich mußte dieser „Spielplatz“ von dem alten Kindskopf genutzt werden :-)
Oben am Parkplatz stärkten wir uns mit Wassermelone und gingen anschließend an der Piste entlang zurück nach Mindo. Der Weg bot außer einer wackligen Hängebrücke keine Abwechslung.
So waren wir nicht unglücklich, als wir wieder am Hotel angekommen waren. Dort gab es den „üblichen“ Bagel con pollo y manzana (für alle Nichtspanier: Hühnchen und Apfel). Anschließend sahen wir bis zum Abendessen unsere bisherige Bilderausbeute durch und überlegten anhand unseres Reiseführers die weitere Reiseroute.
Unser Abendessen nahmen wir wieder im „The Dragonfly Inn“ ein. Wie immer war es lecker ! Überhaupt haben wir uns bei Ingo und seiner Frau in den letzten Tagen wie daheim gefühlt. Nach dem Abendessen lasen wir noch und schon war wieder eine letzte Nacht an einem Ort angesagt :-(
Dienstag, 13. Oktober 2015
War das ein Tag ! Er begann so schön mit Sonnenschein und Kolibris während des Frühstücks.
Anschließend kauften wir Bustickets, um mit dem Bus um 11 Uhr nach Quito zu fahren. Wie schon die Fahrt nach Mindo, war es auch jetzt wieder eine arge Kurverei durch den Nebel- oder Regenwald.
Kurz vor Quito hörte der Wald auf und kahle Berge kamen zum Vorschein. Schlimmer sahen aber die dunklen Wolken aus, die über Quito hingen.
Vom nördlichen Busbahnhof „La Ofelia“ nahmen wir den Stadtbus zum Terminal Plaza Marin und stiegen dort in einen anderen Bus um, der uns zum südlichen Busbahnhof Quitumbe brachte. Geldmäßig war das keine Herausforderung, denn beide Fahrten kosteten uns zusammen 1,50 $. Was aber - vor allem die Greyhoundin - Kraft kostete, war die fast 2-stündige Dauer der Fahrt durch Quito und das Ausgleichen und Festhalten bei dem Geschaukel durch die Straßen. Dazu kam ein plötzlicher Wolkenbruch, der innerhalb von Minuten die Straßen unter Wasser setzte und auch im Businneren durch die offenen Fenster zu spüren war. Für Fußgänger war dies ein schlechter Zeitpunkt, unterwegs zu sein, denn zu dem Regen von oben kam die Wasserdusche durch die Autos von der Seite - und diese fuhren nicht langsam und vorsichtig durch die Wassermassen !
In Quitumbe kamen wir gerade noch rechtzeitig an, um mit dem Bus um 15 Uhr nach Latacunga fahren zu können. Sagenhafte 4,20 $ kostete der „Spaß“. Zu Beginn kamen wir uns wie auf einer Kaffeefahrt vor, denn ein Verkäufer nach dem anderen stieg unterwegs ein und versuchte, von Obst über heißes Hühnchen bis hin zu Uhren und sonstigem Kleinkram an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Dazu lief während der Fahrt eine Telenovela. Das an sich war nicht schlimm, denn wir hätten nicht hinschauen müssen. Aber der Ton des Filmes wurde so laut gedreht, dass aus den Buslautsprechern nur noch unverständliches Gekrächze kam. Der Greyhound hatte es mit seinen Kopfhörern aus Auckland gut. Die Greyhoundin dagegen zeigte erste Anzeichen einer richtig schönen Erkältung - ihr war kalt, Kopf und Körper schmerzten und das Schlucken bereitete ihr Schwierigkeiten. So hofften wir, bald in Latacunga anzukommen.
Eigentlich hätten wir unterwegs den Vulkan Cotopaxi sehen müssen, aber die Wolken hingen so tief, dass gerade mal ein paar grüne Felder mit schwarz-weißen Kühen zu sehen war. Wir fühlten uns ein bißchen nach Neuseeland und Schleswig-Holstein versetzt :-) Und auch hier begann mit einem Mal - wie in Quito - die Welt unter zu gehen. Es schüttete, dass wir kaum noch die Landschaft erkennen konnten.
Unterwegs hielt der Fahrer mehrfach an, um Personen ein- und aussteigen zu lassen. So auch in einer größeren Stadt, die wir nach fast zwei Stunden erreichten. Wir rätselten, ob dies schon Latacunga sein sollte. Da wir aber davon ausgingen, dass der Bus nur bis Latacunga Terminal fährt, blieben wir sitzen. Plötzlich aber sahen wir ein Ortsschild, welches die Besucher in Salcedo begrüßte. Hää, kommt Salcedo nicht hinter Latacunga ?!? Der Greyhound ging gleich vor zum Fahrer, um festzustellen, dass der Bus schon in Latacunga gehalten hatte und jetzt weiter auf der Panamericana fuhr. Super !
Was folgte, war ein Lehrstück in südamerikanischer Hilfsbereitschaft: Unser Bus hielt an einer Hausecke, der Beifahrer sprang heraus, klärte, dass hier jeden Moment der Bus nach Latacunga durchkommen muss, holte unser Gepäck aus dem Bus, brachte uns beide zur Bushaltestelle, wo gerade der fragliche Bus einfuhr, schärfte uns noch einmal ein, bis Latacunga Terminal sitzen zu bleiben und verabschiedete sich.
Der Umweg kostete uns einen Dollar, aber nach etwa 20 Minuten Fahrt kamen wir endlich in Latacunga an. Jetzt galt es nur noch, unser Hotel zu finden. Leider wußten wir nur den Namen, hatten aber nicht die Adresse notiert. Vier Taxifahrer wußten angeblich nicht, wo das Hotel liegt. Auch hier kamen uns wieder zwei Südamerikanerinnen zu Hilfe, die am Busbahnhof kleine Stände betrieben. Sie erklärten einem Taxifahrer, was wir genau wollten und wo das Hotel etwa liegen müsse. Gleichzeitig schärften sie uns ein, nur einen Dollar für die Fahrt zu bezahlen.
Und so erreichten wir das Hotel Endamo kurz vor sechs Uhr. Wir wurden sehr nett empfangen und bekamen das Zimmer mit der Aussicht auf den Vulkan Cotopaxi. Da dieses im vierten Stock liegt und kein Aufzug vorhanden ist, trug ein Hotelangestellter das Gepäck nach oben.
Die Greyhoundin war mittlerweile so fertig mit der Welt, dass sie nur noch heiß duschte und ins Bett fiel. Aus der Küche holten wir noch schnell heißes Wasser für einen Tee und hofften, dass es ihr morgen wieder besser geht.
Der Greyhound ging zum Abendessen in das Restaurant „Gambero Rosso“, um nicht abzumagern. Leckere Spaghetti gab es dort. Als Getränk gab es einen halben Liter frischgepressten Saft. Wenn das
nicht hilft, Abwehrkräfte aufzubauen !!
So endete ein Tag, der sonnig begann und mit einer spannenden Fahrt nach Latacunga endete.
Mittwoch, 14. Oktober 2015
Der Greyhoundin ging es nach dem Aufwachen schon deutlich besser. Viel Schlaf ist halt doch die beste Medizin !
Nach dem Frühstück fragte uns der Hotelbesitzer, ob wir Lust hätten, dass er uns ein bißchen die Gegend zeigt. Na, und ob wir Lust haben, denn viel Laufen wollen wir heute nicht.
Zuerst fuhren wir zum Chillintosa Rock. Dieser Fels mit 50 Metern Umfang und einer Höhe von 6 Metern über dem Boden wurde bei einem Ausbruch des Vulkan Cotopaxi im Jahr 1877 über eine Entfernung von 6 Kilometern hierher geschleudert bzw. im Schlammstrom mitgerissen. Er ist der Heiligen Jungfrau vom Vulkan geweiht, denn der Sage nach beteten die Menschen nach dem Ausbruch zur Mutter Gottes und der Ausbruch des Vulkans hörte auf. Seitdem finden Prozessionen hierher statt, auch wenn der Fels mittlerweile von vielen Graffitis verunstaltet wird.
Am Felsen ist ein Seil angebracht, an dem Mutige auf den Felsen klettern können. Und wieder schlug die Stunde des alten Esels ! Hoch ging es leichter als runter. Aber es war ein erhebendes
Gefühl, auf dem glatten Felsen zu stehen.
Nach dieser Adventure-Einlage fuhren wir zur Hacienda Tilipulo. Diese 500 Jahre alte Hacienda beherbergt Bilder und sonstige Ausstellungsstücke der Gegend, da sie vulkansicher liegt.
Auch sind dort Reste von Werkzeugen einer Textifabrik zu sehen, die im Jahr 1877 durch den Ausbruch des Cotopaxi zerstört und meterhoch verschüttet wurde, so dass nur noch die Spitze des
ehemaligen Fabrikturmes zu sehen ist.
Die Hacienda selbst schläft einen Dornröschenschlaf, da es keine Geldgeber gibt, die den Unterhalt der Gebäude sichern. Zwar wurde begonnen, einen Teil dieser großen Anlage als Hotel herzurichten, aber das Projekt ist ins Stocken geraten. Eine der dort anwesenden Frauen führte uns durch die einzelnen Räume und erklärte dazu ein bißchen die Geschichte. Die weitläufige Anlage hat einen leicht morbiden Charme. Die Innenhöfe sind aber richtig hübsche Kleinode. Auch gibt es dort die Miniaturausgabe des alljährlichen Umzuges der Mama Negra - eine Darstellung der Mutter Gottes, die seit 251 Jahren als Schutz vor Vulkanausbrüchen angerufen wird.
Der Besuch samt der Führung durch die Hacienda war kostenlos ! Wir hätten gerne etwas bezahlt, aber selbst auf Nachfrage wollte niemand Geld von uns.
Weiter ging es nach Pujili. Zunächst fuhren wir durch die Stadt, welche heute Gründungstag feiert. Demzufolge waren die Straßen und der Marktplatz gut gefüllt. Unser Hotelier hielt an der 400 Jahre alten Kirche in Pujili. Ein massiver Steinbau (2 Meter dicke Wände aus Vulkangestein) mit spärlichem Schmuck - aber dennoch oder gerade deswegen schön - erwartete uns. Anschließend gingen wir in das Rathaus, wo uns unser Führer anhand von großformatigen Bildern die Gegend sowie die hier geborenen Berühmtheiten zeigte. Auch wenn er alles auf Spanisch erklärte, bemühte er sich, in einfachen Sätzen zu sprechen, so dass wir das Meiste verstanden.
So viel Zuhören macht hungrig, weshalb wir unser Mittagessen in einem kleinen Restaurant um die Ecke einnahmen. Bezahlen durften wir nicht - unser Hotelier bestand darauf, uns einzuladen. Überhaupt sind wir leicht beschämt, wie er uns ohne eine Gegenleistung heute durch die Gegend fährt.
Wieder in Latacunga angekommen, fuhr er mit uns noch zum Aussichtspunkt über die Stadt und zeigte uns die diversen Sehenswürdigkeiten von oben.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir in unserem Zimmer - es regnete mal wieder - und ruhten uns aus.
Zum Abendessen gingen wir wieder in das „Gambero Rosso“. Mit gefüllten Bäuchen gingen wir anschließend zurück ins Hotel und - schauten eine Folge des Münchner „Tatort“ sowie der „Heute-Show“ an. Internet sei Dank war es kein Problem. Es war schon eine leicht absurde Situation: Da liegen wir in Ecuador im Bett, haben ein iPad in den Händen und schauen deutsche Fernsehsendungen an.
Donnerstag, 15. Oktober 2015
Ein bißchen schien die Sonne heute morgen, aber nach wie vor haben wir den Vulkan Cotopaxi nicht gesehen. Stattdessen hängen mittlerweile in der ganzen Stadt Plakate, wo ein Lavastrom bzw. eine Schlammlawine in Latacunga zu erwarten ist. So wie es aussieht, wären wir in unserem Hotel nicht betroffen. Aber wie schon gesagt: Der Vulkan soll ruhig warten, bis wir wieder weg sind :-)
Nach dem Frühstück nahmen wir uns ein Taxi und fuhren zum zentralen Busbahnhof. Dort stiegen wir in den Bus nach Saquisili, da dort heute ein Indiomarkt ist. Natürlich gab es auch in diesem Bus eine Werbeverkaufsveranstaltung: Ein gut gekleideter Schwarzer versuchte Ginseng-Produkte an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Uns ließ er in Ruhe, da er wohl merkte, dass wir absolut kein Interesse haben.
Nach 20 Minuten waren wir in Saquisili angekommen. Ausschilderungen zum Markt gab es keine. So gingen wir ein paar Straßen entlang und kamen tatsächlich zu einem Marktplatz. Dort wurde Gemüse, Obst und Fleisch verkauft.
Des Weiteren luden diverse Marktstände zum Essen ein. Wir begnügten uns aber mit dem Kauf von ein paar klitzekleinen Mandarinen. Mal schauen, wie sie schmecken.
Anschließend besichtigten wir die Kirche von Saquisili. Das Portal sieht alt aus, aber im Inneren ist die Kirche sehr modern gestaltet. Auch ist die Ausschmückung schlicht gehalten. So hielten wir uns nicht allzu lange in der Kirche auf.
Da wir bislang keine Stände mit traditioneller Kleidung bzw. handwerklichen Produkten aus Ecuador gesehen hatten, fragten wir kurzerhand einen Polizisten. Dieser begleitete uns zu einem anderen Platz, auf dem ecuadorianische Kleidung verkauft wurde.
Der Greyhound fand ein paar bunte Bänder, um seine durch viele Reisen in Mitleidenschaft gezogene Weste reparieren zu lassen. Am Rand des Marktes waren einige Schneider mit ihren Nähmaschinen. Einer davon nähte die Bänder mit einer alten Singer-Nähmaschine gleich an. Jetzt sieht die Weste doch gleich wieder besser aus :-)
Da es außer einigen Ständen mit traditioneller Kleidung nur Second-Hand-Ware gab, gingen wir weiter zum nächsten Platz. Dort wurden Möbel, Eisenwaren und Tiere verkauft. Unter anderem warteten
viele Meerschweinchen auf ihre neuen Besitzer (bzw. Köche). Die Greyhoundin drängte schnell zum Weitergehen, denn den Anblick der kleinen Meerschweinchen wollte sie sich nicht länger als
unbedingt nötig antun.
Wir gingen dann mit einem kleinen Abstecher zu einem Getränkestand zur Bushaltestelle zurück und fuhren wieder nach Latacunga.
Im Hotel aßen wir zunächst ein Mittagessen, was hier überall unter dem Begriff „Almuerzo“ angeboten wird und ein festes Menü für wenig Geld darstellt.
Anschließend gingen wir durch die Altstadt von Latacunga und besichtigten die vielen Kirchen. Leider waren die meisten geschlossen, aber durch die vielfach vorhandenen Glastüren konnten wir das Innere ansehen.
Während unseres Rundganges durch Latacunga zog sich der Himmel zu und es begann mal wieder zu regnen.
Um nicht nass zu werden, verzogen wir uns für einen Kaffee in ein Eislokal.
Als der Himmel wieder erste blaue Flecken zeigte, besuchten wir die letzten beiden Kirchen. Eine davon war (natürlich) geschlossen, aber die andere war aufgrund einer kürzlich beendeten Messe für einen Verstorbenen richtig stimmungsvoll geschmückt. Makabere Situation, aber wir genossen dennoch die Atmosphäre.
Wieder im Hotel, buchten wir eine Unterkunft in Baños de Agua Santa und gingen anschließend zum Abendessen.
Da die Greyhoundin immer noch ein bißchen angeschlagen ist, war danach Bettruhe angesagt, denn morgen wollen wir in fast 4.000 Metern Höhe die Laguna Quilotoa zu Fuß umrunden.
Freitag, 16. Oktober 2015
Nach dem Frühstück bekamen wir vom Hotel zwei Schinkenbrötchen für die heutige Wanderung. Wasserflaschen hatten sie uns schon gestern hingestellt.
Um 9 Uhr kam das vom Hotel bestellte Taxi. Eigentlich sollte der Fahrpreis für die 70 Kilometer zur Laguna Quilotoa und zurück 100 $ kosten. Der Hotelbesitzer hatte aber noch eine Niederländerin gefunden, die die Wanderung heute auch machen, dann aber in der Gegend übernachten wollte. So entfielen auf uns nur noch 75 $. Für uns ungewohnt war, dass das Taxi keine Sicherheitsgurte auf den Rücksitzen hatte. Wir werden es schon überleben :-)
Die Fahrt dauerte ca. 1 3/4 Stunden. Um 10:40 Uhr und jeder zwei Dollar für den „Eintritt“ ärmer standen wir dann auf dem Parkplatz an der Laguna. Ein bißchen enttäuscht waren wir, da die Sonne kaum schien und deshalb die Laguna nicht azurblau, sondern grün schimmerte. Anscheinend mag uns das ecuatorianische Wetter nicht besonders, denn bislang haben wir mehr Regen als Sonnenschein erlebt. Und überhaupt: Wo steckt eigentlich dieser Cotopaxi ? Bislang sehen wir beim Blick aus unserem Hotelzimmer immer nur Wolken, aber keinen Vulkan. Er ist bestimmt nur ein Touristengag und in Wirklichkeit gar nicht vorhanden. Aber ich schweife ab. Auf dem Parkplatz wimmelten wir noch einen Indio ab, der uns auf der Wanderung führen wollte. Unser Taxifahrer kam dafür mit - ohne Wasser, Verpflegung und Regenschutz. Er kannte sich auch nicht aus, denn wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir den falschen Weg hinunter an den See eingeschlagen und nicht den richtigen Weg am Kraterrand entlang. Aber unsere Maus passte auf und brachte uns wieder auf den richtigen Weg.
Wir gingen entgegen dem Uhrzeigersinn, da dies in allen Reiseführern so propagiert wird (nach der Wanderung waren wir uns einig, dass es keinen Unterschied macht, ob mit oder gegen den Uhrzeigersinn gewandert wird - beide Routen haben ihre Steilstrecken).
Unsere Mitfahrerin - eine junge Niederländerin, die sich auf einer zweimonatigen Tour durch Ecuador befindet - erwies sich als sehr nette Begleitung. Die Wanderstrecke ging des Öfteren steil nach
oben bzw. unten - und das immer am Kraterrand entlang. Stellenweise ging es zur selben Zeit rechts und links vom Pfad senkrecht nach unten.
Aber wir sind ja trittsicher und in keiner schlechten Kondition. Befürchtungen, dass wir aufgrund des reichlichen Essens zu dick würden, können wir zerstreuen, denn wir bewegen uns dafür viel zu
viel.
Nach etwa einem Fünftel des Weges drehte unser Taxifahrer um, da er ohne Ausrüstung und unvorbereitet die Strecke unmöglich bewältigt hätte. Wir gingen weiter und machten unsere Mittagspause am höchsten Punkt der Tour.
Die Mandarinen von gestern erwiesen sich als leichter Reinfall, da sie zum Teil trocken und geschmacklos waren. Aber egal, es war etwas zu essen.
Es war unsere erste Wanderung auf knapp 4.000 Metern Höhe. Bei Anstiegen kamen wir ganz gut ins Schnaufen und unsere Herzen klopften wie verrückt. Kopfweh oder ähnliches bekamen wir aber nicht. Dazu kam, dass die Greyhoundin aufgrund ihrer Erkältung nicht gut Luft bekam. Aber wir sind nicht aus Zucker !
Nach der Hälfte der 12 Kilometer langen Strecke zogen Wolken auf und hüllten uns ein.
Dazu begann es zum Teil kräftig zu regnen. Jetzt war natürlich doppelte Vorsicht angesagt, um nicht auf dem schmalen Weg abzurutschen. Als wir an einer unfertigen Hütte ankamen, gabelte sich der Weg, ohne aber dass Hinweisschilder vorhanden waren. Wir nahmen den linken Weg, der sich aber nach einer Weile als falsch erwies, denn er führte nach unten zur Lagune. Also wieder zurück und den rechten Weg entlang. Auch dieser gabelte sich nach ein paar Metern - natürlich ohne Hinweisschild. Wir nahmen dieses Mal den rechten Weg, der aber auch verkehrt war, denn er führte vom Kraterrand weg :-( Warum bringt hier keiner Hinweisschilder an ?? Bei der nächsten Kreuzung wählten wir den linken Weg und - jippieh, er war richtig. Kurz vor Ende der fünfstündigen Wanderung begegnete uns ein Indio mit Sohn. Seine erste Frage war, ob wir von unserer Marschverpflegung noch etwas übrig haben. Wir gaben ihm unsere letzten Mandarinen und einen Schokoriegel. Der kleine Sohn fragte dann noch schnell nach einem Dollar. Auch wenn wir wissen, dass man Kindern kein Geld geben soll - heute war eine Ausnahme :-)
Die Taxifahrt zurück dauerte etwas länger, da wir unsere Mitreisende zuerst bei ihrem Hostel ablieferten. Außerdem war es eine erfrischende, sprich kalte, Fahrt, da das Taxi keine Klimaanlage hat
und der Fahrer gegen das Beschlagen der Scheiben die Fenster leicht geöffnet hatte. Aber auch das ging vorbei und um kurz nach sechs Uhr waren wir wieder im Hotel. Die heiße Dusche tat uns
richtig gut !! Anschließend gingen wir wieder in das „Gambero Rosso“ und stärkten uns nach diesem anstrengenden Tag.
Danach fielen zwei müde Krieger ins Bett.
Samstag, 17. Oktober 2015
Trotz der gestrigen anstrengenden Wanderung merken wir nichts davon in unseren Knochen. Kein Muskelkater, kein Lahmen, einfach nichts. Nur die Greyhoundin hat noch Probleme mit der Atmung, da sie noch immer ein Husten quält. Aber auch das wird wieder verschwinden.
Nach dem Frühstück packten wir und wurden vom Hotelbesitzer zum Busterminal gefahren. Dort stand abfahrtbereit der Bus nach Ambato. Wir stiegen ein und eine knappe Stunde später waren wir in da. Hier mußten wir eine Stunde auf den Anschlussbus nach Baños de Agua Santa warten.
Während der Fahrt nach Baños liefen wieder fliegende Händler durch den Bus. Heute allerdings kauften auch wir mal etwas: sog. Empanadas - leckere Teigtaschen mit Marmelade gefüllt.
Nach einer guten Stunde Fahrt erreichten wir Baños de Agua Santa. Zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte, der Hosteria y Spa Isla de Baños, gingen wir zu Fuß, da wir für die kurze Strecke nicht 1,50 $ bezahlen wollten.
Die Unterkunft liegt am Dorfrand und macht einen hübschen Eindruck. Nachdem die Greyhoundin ein bißchen geschlafen hatte, buchten wir zunächst einen Flug bei der LAN von Cuenca nach Quito für knapp 60 € pro Person, da wir die lange Strecke nicht mit dem Bus fahren wollen. Immerhin „müssen“ wir von Quito noch am selben Tag bis Otavalo weiterreisen.
Anschließend gingen wir zum Wasserfall. Auf dem Weg dorthin stellten wir fest, dass der Ort touristisch sehr gut erschlossen ist. Von Rafting über das Anmieten von motorisierten Spaßfahrzeugen bis hin zu Buchungsmöglichkeiten von mehrtägigen Touren in das Amazonasgebiet ist alles möglich. Auch Restaurants gibt es reichlich.
Beim Wasserfall angekommen, hatten wir einen ungewohnten Anblick: Der Wasserfall erstrahlte in der Sonne ! Natürlich ist es nicht nur ein Wasserfall - nein, das Wasser am Fuße des Falls ist geweihtes Wasser. Das Thermalbad nebenan dagegen ist eher dem Untergang geweiht :-) Ein bißchen schäbig und abgebadet, lud es uns nicht zu einem Bad ein. Wir gingen deshalb noch durch die Straßen von Baños de Agua Santa und landeten schlußendlich im Café Hood.
Nahe beim Wasserfall gelegen und von Lonely Planet empfohlen, trank die Greyhoundin dort einen Pfefferminztee. Zumindest stand er so in der Karte. Tatsächlich wurde heißes Wasser mit einem Zweig Pfefferminze serviert, der es gerade so schaffte, das Wasser leicht grünlich zu färben. Nein, das war nicht wirklich lecker !
Heute ist irgendeine Festivität im Ort, denn es werden Raketen geschossen und auf den Straßen spielt Musik. Mal schauen, wie lange es heute Nacht gehen wird.
Zum Abendessen haben wir einen Tipp des Lonely Planet befolgt und sind in das „La bella Italia“ gegangen. Dort soll es „in ruhiger Atmosphäre“ leckere Pizzas und Pastas geben. Ja, unsere Pastas waren lecker und die Atmosphäre war wirklich ruhig, denn wir waren die einzigen Gäste in diesem kleinen Restaurant.
Anschließend gingen wir zurück ins Hotel.
Sonntag, 18. Oktober 2015
Die Nacht war ruhig gewesen. Dies lag eventuell auch daran, dass es seit den frühen Morgenstunden kräftig regnet. So werden wir heute eben einen Tag überwiegend im Hotel verbringen. Für die Greyhoundin ist dies sowieso besser, da sie aufgrund ihres Hustens nicht gut geschlafen hat.
Nach dem Frühstück nutzten wir die hoteleigene Dampfsauna, damit sich die Atemwege der Greyhoundin beruhigen können. In einem solchen „Bottich“ hatten wir noch nie gesessen.
Die Dampfzufuhr konnten wir mithilfe eines Steuerknüppels regeln. Anschließend wurden wir von einer Angestellten des Hotels kalt abgewaschen.
Danach verzog sich die Greyhoundin sofort ins Bett und schlief. Als der Regen am Nachmittag etwas nachgelassen hatte, gingen wir kurz in die Stadt, kauften Hustensaft in einer Apotheke und aßen einen verspäteten Lunch. Und schon wieder regnete es. Also zurück ins Hotel und Greyhoundin unter die Decke stecken.
Abends probierten wir dann den zweiten Tipp im Lonely Planet aus und gingen in das Swiss Bistro. Wie schon letzten Sonntag war auch hier in Baños de Agua Santa kaum etwas los. Das Essen war lecker und bis auf den Husten der Greyhoundin ging es uns gut.
Anschließend packten wir und schauten uns noch die Heute-Show vom 02. Oktober 2015 an.
Montag, 19. Oktober 2015
Um 6:30 Uhr standen wir auf. Dank dem Hustensaft konnte die Greyhoundin heute Nacht ein bißchen besser schlafen.
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Taxi für 1,50 $ zum Busbahnhof. Der Taxifahrer bot an, uns für 100 $ nach Cuenca zu fahren. Da der Bus von Baños de Agua Santa nach Cuenca aber nur etwa 20 $
kostete, schlugen wir dieses Angebot aus - was er nicht so richtig verstehen konnte.
Die Fahrt nach Ambato verlief ereignislos und so standen wir um 8:50 Uhr an der Haltestelle der Busse nach Cuenca. Zunächst fühlten wir uns ein bißchen verloren, da ständig Busse ankamen und abfuhren, aber kein Bus nach Cuenca dabei war. Eine Frau der Busgesellschaft Santa holte uns dann in ihr Büro, druckte die Fahrscheine mit Sitzplatzangabe und passte auf, dass wir in keinen Bus der Konkurrenz einstiegen.
Der Bus kam gegen 9:45 Uhr. Berge von Koffern, Taschen und landwirtschaftlichen Erzeugnissen wurden in den Gepäckraum eingeladen und dann ging es los. Die Fahrt war zunächst sehr unruhig, da der Busfahrer mehrfach anhielt, um noch Personen zusteigen zu lassen. Natürlich waren auch die fliegenden Händler wieder dabei und das Bordprogramm zeigte einen Spielfilm mit kaum verständlichem Ton.
In den Kurven wurden wir ganz schön hin- und hergeschleudert, denn wir hatten Plätze in der vorletzten Reihe. Nach etwa 3 Stunden machten wir eine Pause. Das war gut so, denn in die buseigene Toilette darf nur uriniert werden. Darauf wies uns der Beifahrer ausdrücklich hin !!
Der Himmel riß immer mehr auf, je näher wir Cuenca kamen. Die Landschaft war bergig, grün und überwiegend bewirtschaftet.
Nach etwas mehr als sieben Stunden kamen wir in Cuenca an. Jetzt nur noch ein Taxi anhalten und zum Hotel fahren. Das war allerdings leichter gesagt als getan, denn mehrere Taxifahrer
verweigerten den Transport mit der Begründung, sie wüßten nicht, wo das Hotel ist - obwohl wir ihnen die Adresse nannten und auf dem Stadtplan in unserem Reiseführer zeigten. Der Taxifahrer, der
uns dann fuhr, konnte seine Kollegen nicht verstehen. Wahrscheinlich wollten sie nicht unsere beiden Taschen in ihr Auto laden.
Das Hotel Morenica del Rosario sieht richtig hübsch aus. Ein altes Haus, aber liebevoll eingerichtet, erwartete uns.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, ging der Greyhound kurz in die Stadt. Auf dem Weg aß er ein Bonbon und - schwupps - fiel ihm ein Inlay aus dem Zahn. Na super, wofür waren wir denn extra beim Zahnarzt vor unserer Abreise. Zum Glück konnte er es retten und darf jetzt morgen zu einem ecuadorianischen Zahnarzt gehen, damit es wieder eingesetzt wird.
Unser Abendessen nahmen wir auf Empfehlung der Rezeption im Restaurant „Raymipampa“ ein. Preiswert und lecker war es ! Anschließend lasen wir E-Mails und verzogen uns ins Bett.
Dienstag, 20. Oktober 2015
Nach dem Frühstück gingen wir zunächst zu einem Zahnarzt, um das heraus gefallene Inlay wieder einsetzen zu lassen. Der Zahnarzt hat seine Praxis in einem Ärztehaus mit einem Wartezimmer für die Patienten aller ansässigen Ärzte. Wir bekamen zunächst einen Schrecken, als wir die vielen wartenden Menschen sahen. Aber zum Zahnarzt wollte außer uns nur ein Paar. Nach einer knappen Stunde Warten kam der Greyhound an die Reihe. Die Zahnarztpraxis bestand aus einem Raum. Zahnarzthelferinnen gab es keine. Der Zahnarzt mußte alles allein erledigen. Da er nur perfekt Spanisch sprach, mußte der Greyhound ganz schön in seinem Wortschatz kramen, um sich verständlich zu machen. Aber schlußendlich klappte alles und das Inlay wurde wieder eingesetzt. Da bis zum Abschied nichts zum Thema Kosten gesagt worden war, fragte er nach. Der Zahnarzt verlangte daraufhin 15 $ für seine Bemühungen. Eine Rechnung gab es nicht - macht aber bei diesem Betrag nichts aus.
Zahntechnisch wieder hergestellt, machten wir uns auf und erkundeten Cuenca. Das Städtchen konkurriert mit Quito um den Ruf, schönste Stadt in Ecuador zu sein. Quito mag mehr Prunk haben, aber Cuenca hat mehr Charme.
Wir begannen bei der Kirche Santo Domingo, die genau gegenüber unserem Hotel liegt. Leider war sie geschlossen. So gingen wir weiter zur Kathedrale Immaculada Concepción am Park Abdón Calderón. Unsere Meinungen bezüglich der Atmosphäre gingen leicht auseinander: der Greyhound fand sie schön, die Greyhoundin fand sie kalt. Was wir beide aber noch nie gesehen hatten, war die figürliche Darstellung Gottes als alter Mann zusammen mit seinem Sohn. Einmal aufgefallen, sahen wir diese Darstellung auch in anderen Kirchen in Cuenca.
Nach diesem Besichtigungspunkt besuchten wir das Museum in der alten Kathedrale auf der anderen Seite des Parks. Eine wunderschön renovierte Kirche, die zu den ältesten in Südamerika zählt, ist heute ein Platz für Künstler. So stehen z.B. im Altarraum überlebensgroße Figuren von Jesus und seinen Jüngern, die im Jahr 1900 hergestellt wurden. Früher wurden sie für Prozessionen genutzt. Die Orgel der Kirche wurde übrigens im 18. Jahrhundert in Deutschland hergestellt. Die Anlage ist ein richtig hübscher Ruhepunkt inmitten der Stadt.
Anschließend gingen wir wieder in das Restaurant „Raymipampa“, um uns mit leckeren Sandwiches zu stärken. Anschließend setzten wir unsere Tour fort. Den ersten Stopp machten wir am Plaza de las Flores, um dort einen Blick in die Kapelle der Carmen de la Asunción zu werfen. Diese Kapelle hat uns nicht besonders beeindruckt, weshalb wir weiter zur Kirche San Francisco gingen. Hier wurde gerade aufgeschlossen. So konnten wir die leicht morbide wirkende Kirche auch von innen besichtigen.
Unser weiterer Weg führte an Marktständen und der Kirche La Merced vorbei zur Kirche Todos los Santos. Während wir für Tickets anstanden, kam doch tatsächlich eine Nonne und zwickte unserer Maus in die Nase !! Sie erholte sich aber schnell von dem Schrecken :-) Nach der Besichtigung des Kirchenschiffes konnten wir den Turm besteigen. Jetzt sind wir beide ja zum Glück nicht dick, aber die Holztreppe zur Plattform war so schmal und niedrig, dass sie eigentlich nur für Kleinkinder gebaut worden sein konnte. Wir quetschten uns aber durch und genossen so einen schönen Blick über die Stadt.
Anschließend wurden wir durch den Kirchgarten zu einem 500 Jahre alten Backofen geführt, der noch heute in Betrieb ist. Zu der Anlage gehörte auch ein Laden, der unter anderem traditionelle
Kleidung verkaufte. Leider paßten uns die sehr farbenfrohen Pullover nicht, sonst hätten wir glatt zwei Stück gekauft - auch wenn unsere Freigepäckgrenze schon lange erreicht ist.
Nach diesem Highlight des heutigen Tages gingen wir am Tomabamba (das ist ein Fluss in Cuenca und kein afrikanisches Essen !) entlang. Von dort hatten wir ein paar sehr schöne Blicke auf die Stadt.
Da unsere Füsse langsam lahm wurden, nahmen wir ein Taxi, um wieder zum Hotel zu kommen. Leider hatte das Taxi 200 Meter vor Erreichen des Hotels einen Platten bekommen, so dass wir doch noch ein bißchen laufen mußten.
Im Hotel ruhten wir uns bei einer Tasse Tee bzw. Kaffee aus. Anschließend gingen wir zur zweiten Restaurantempfehlung des Rezeptionisten unseres Hotels. Auf dem Weg in das Restaurant „Tiestos“ versuchten wir in mehreren Fotogeschäften Batterien für den Aufsteckblitz zu kaufen. Sie hatten alle nur „normale“ Batterien, aber keine speziellen Batterien für Blitze. Und das wollen Fotogeschäfte sein ?!?
Das Restaurant „Tiestos“ ist ein gehobeneres Restaurant. Deshalb waren die Preise etwas höher, aber die Qualität stimmte ! Zum Essen gab es hier sogar alkoholfreies Bier. Als Nachtisch bestellten wir eine Mischung diverser Sorbet-Sorten. Auf den ersten Blick sah man gar nicht, dass der Teller, auf dem die Sorten angerichtet waren, von Hand mit diversen Marmeladen bemalt war.
Als wir mit der leckeren Nachspeise fertig waren, sah man es erst recht nicht mehr :-)
Auf dem Rückweg ins Hotel machten wir noch ein paar spontane Nachtfotos. Anschließend ging es in die Falle, denn morgen wollen wir im Cajas NP eine Tour machen.
Mittwoch, 21. Oktober 2015
Nach dem Frühstück hielten wir ein Taxi an und fuhren zum Busbahnhof. Wir hatten Glück, denn der nächste Bus, der am Nationalpark Cajas - auf Spanisch klingt es natürlich viel besser: Parque National de Cajas - anhält, fuhr bereits um 10 Uhr. Zwei Dollar kostete der Bus pro Person.
Nach einer guten Stunde kamen wir dort an und stiegen auf fast 4.000 Metern aus. Zunächst mußten wir uns registrieren, ehe wir die von uns ausgesuchte Route Nr. 1 wandern konnten.
Die Strecke ist „nur“ 5 Kilometer lang. Seitens der Nationalparkverwaltung werden dafür allerdings 5 Stunden veranschlagt, da der „Weg“ meistens über Stock und Stein bzw. durch Sumpf geht. Damit wir wissen, welche Richtung wir einschlagen müssen, gab es anstelle einer Karte den Tipp, die Karte an der Wand abzufotografieren.
Bei bewölktem Wetter starteten wir. Das Wetter hier ändert sich allerdings so schnell, dass wir zwischendurch strahlenden Sonnenschein, aber auch dunkle Wolken über uns hatten.
Wir gingen im Uhrzeigersinn um den ersten See. Später sahen wir, dass es auch eine Abkürzung gegeben hätte, wenn wir gegen den Uhrzeigersinn gelaufen wären. Aber wir Wandervögel wollen das volle Programm ! Nur Weicheier gehen die Abkürzung :-)
Anfangs konnte man noch von einem - wenn auch steinigen - Weg sprechen. Aber schon bald wurde daraus eine Kletterei über Felsen und durch sumpfige Wiesen. Stellenweise sanken wir bis über die
Knöchel in den schwarzen Modder ein. Das bremste unseren Vorwärtsdrang natürlich sehr. Des Weiteren machte uns die Höhe zu schaffen. Die Greyhoundin kam damit besser zurecht als der Greyhound.
Bei ihm klangen die Steigungsstrecken immer so, als würde eine alte Dampflok versuchen, zu fahren.
Nach fast drei Stunden setzten wir uns leicht atemlos hin und verzehrten unsere mitgebrachten süßen Brötchen. Wir hätten uns auch etwas Besseres vorstellen können, aber in der Eile hatten wir am Busbahnhof in Cuenca nur diese Brötchen bekommen. Während wir so lustlos auf diesen herum kauen, sieht der Greyhound in einiger Entfernung ein Alpaka laufen. Es war zwar keine Herde, von der wir bereits gelesen hatten, aber immerhin ein einzelnes freilaufendes Tier !
Nach unserer Pause gingen wir wieder etwas leichter und nach knapp vier Stunden erreichten Beatrice „die Bergziege“ und Peter „der Alpakaaufspürer“ wieder wohlbehalten den Ausgangspunkt.
Da wir einen Bus kommen sahen, mußten wir noch einen kurzen Spurt hinlegen, um ihn zu bekommen. Wer weiß, wann der nächste Bus kommt. Außerdem - das bißchen Rennen in 4.000 Metern Höhe ist doch für uns ein Klacks :-)
Wieder in Cuenca angekommen, fuhren wir mit dem Taxi zum Hotel und tranken Kaffee.
Auf dem Weg zum Abendessen sahen wir, dass die Kirche Santo Domingo geöffnet hatte. Also schnell rein, bevor wieder abgeschlossen wird. Der Innenraum der Kirche war sehr schön gestaltet - auch wenn uns hier wieder die sehr realistische Darstellung des getöteten Jesus in einem Sarg auffiel.
Nach dieser geistlichen Nahrung verlangte unser Körper auch nach körperlicher Nahrung. Wir sind deshalb wieder in das Restaurant „Raymipampa“ gegangen und stärkten uns mit zwei sehr großen Portionen Spaghetti. Von unserem Fensterplatz konnten wir das Treiben auf der nächtlichen Straße sehr gut beobachten. Die Stadt Cuenca ist - wie andere Städte in Ecuador auch - sehr bedacht, dass alles sauber ist. So spritzte ein Reinigungstrupp mit Hochdruckreinigern die Bürgersteige ab, seifte diese anschließend ein und wusch das Ganze dann nochmals ab. So etwas haben wir in Deutschland noch nie gesehen ! Wäre aber vielleicht ein Gedanke, um dem alltäglichen Dreck Herr zu werden.
Mit vollem Bauch gingen wir ins Hotel, packten und fielen müde ins Bett.
Donnerstag, 22. Oktober 2015
Unser Hotel bietet als Service den kostenlosen Transfer zum Flughafen. Eine - für das Hotel kostengünstige - Alternative wäre es nach unserer Meinung, uns in ein Taxi zu setzen und dem Fahrer zwei Dollar zu geben. Wir wurden aber mit einem Pick-Up von einem Angestellten des Hotels zum Flughafen gefahren. Dort mußte er ein Ticket ziehen, um auf das Gelände des Flughafens zu kommen. Rechnet man alle Kosten zusammen, kam unser Transport zum Flughafen das Hotel ein Vielfaches der Kosten eines Taxis.
Das Einchecken war bei diesem kleinen Flughafen ein Kinderspiel. Pünktlich hob die Maschine ab und wir verließen die hübsche Stadt Cuenca.
In Quito angekommen, gingen wir gleich zum Schalter von AVIS. Der dortige Mitarbeiter lag auf der Tastatur seines Computers und schlief. Wir weckten ihn sachte :-) Da wir noch etwas zu früh waren, meinte er nur, dass das Auto erst gereinigt werden müsse. Wir sollten später wieder kommen.
Als der vereinbarte Zeitpunkt gekommen war, gab es zunächst leichte Unstimmigkeiten. Wir hatten den Wagen nicht über AVIS, sondern über Happycar im Internet gebucht (und damit ein Drittel der Kosten gespart !). Mit Happycar war vereinbart, dass wir unbegrenzte Kilometer haben. Der (mittlerweile aufgewachte) Mitarbeiter von AVIS bestand aber darauf, dass wir nur 100 Kilometer pro Tag frei haben. Das wird uns wahrscheinlich reichen, aber wir lassen das noch von Happycar prüfen.
Unser Leihauto ist ein Chevrolet Getz. Ein Miniauto, was mit seiner blauen Farbe sehr gut zu unserer Maus passt. Eine Tasche brachten wir im Kofferraum unter und eine Tasche legten wir auf den Rücksitz. Als Straßenkarte bekamen wir ein Blatt Papier, auf dem ganz Ecuador auf die Größe einer DIN A 4 - Seite geschrumpft war. Besser als nichts, aber zum Navigieren nahezu unbrauchbar. Aber wir wußten grob die Richtung nach Otavalo und so fuhren wir los.
Zunächst saßen wir leicht geschockt im Auto, denn wir kamen uns wie auf dem Mond vor: Die Straße vom Flughafen Quito durch die Berge nach Otavalo war wohl neu gebaut worden. Die Berghänge rechts bzw. links der gewundenen Straße waren zum Teil mehrere hundert Meter abgetragen und mit Beton versiegelt worden. Es sah alles richtig unwirklich aus. Dafür war die Straße aber sehr gut zu befahren, auch wenn unser Autolein sich ganz schön quälen mußte. Mehr als 40 km/h waren nicht möglich, wenn es bergauf ging. Und wir hatten viele Steigungsstrecken, denn Otavalo liegt um einiges höher als Quito.
In Otavalo angekommen, fanden wir gleich unser gebuchtes Hotel Coraza. Nach dem Ausladen und einer Stärkung in einem kleinen Restaurant gingen wir Richtung Marktplatz. Obwohl schon abgebaut wird, ließen die noch stehenden Verkaufsstände erahnen, was uns in den folgenden Tagen erwarten wird. Am Besten schließen wir die VISA-Karte weg und nehmen kein Geld mit ! Bunte Decken, Pullover, Schals undundund warten darauf, mitgenommen zu werden. Heute beließen wir es bei einem Gürtel für den Greyhound. Mal schauen, was am Samstag an die Reihe kommt :-)
Bis zum Abendessen planten wir unsere Zeit in Peru, um Karten für die Besichtigung von Machu Picchu bestellen zu können. Das Amazonasgebiet lassen wir auch in Peru aus, denn 2.000 $ für einen 4-Tagestrip sind uns zu viel.
Das Abendessen nahmen wir im Restaurant "Sisa" um die Ecke ein und gingen anschließend ins Bett.
Freitag, 23. Oktober 2015
Nach dem Frühstück fuhren wir zum Parque Condor. Dieser Greifvogelpark, der von der GIZ mit finaziert wurde, beherbergt gerettete und geschenkte Greifvögel aus Südamerika. Der Weg zu diesem Park führte uns über eine mit Kopfstein gepflasterte Straße. Unser kleines Auto mußte ganz schön arbeiten, um den Berg zum Park hoch zu kommen.
Dort angekommen, zahlten wir zunächst den Eintrittspreis für Nicht-Ecuadorianer, welcher einen Dollar über dem Eintrittspreis für Einheimische liegt. Anschließend gingen wir an den großen Volieren vorbei und schauten uns die Adler, Falken und Eulen an. Unsere Maus zuckte ein paar Mal zusammen, als sie auf den Tafeln zu den Vögeln las, dass diese sich unter anderem von Mäusen ernähren. Mit einem Mal war sie dann auch verschwunden. Wir vermuteten schon das Schlimmste, aber einer der Falkner informierte uns, dass sie am Ausgang auf uns warten würde.
In der letzten Voliere konnten wir als Höhepunkt einen Anden-Kondor sehen. Eigentlich sehen diese Vögel im Vergleich zu Adlern oder Falken nicht besonders schön aus, aber ihre Maße sind schon beeindruckend. Einmal spannte der Kondor vor uns seine Flügel aus. Da konnten wir nur noch Wow sagen, denn etwa drei Meter Spannweite sieht man nicht alle Tage. Leider flog er nicht - aber mit etwas Glück werden wir dieses Schauspiel in Peru haben.
Nach den Volieren kamen wir zu einem kleinen Garten, in dem einige Adler und Falken ohne Käfig, aber angebunden saßen. Bis auf ganz wenige Meter konnten wir uns diesen edlen Tieren nähern und Fotos machen.
Der Höhepunkt unseres Besuches war die Flugvorführung. Vom kleinen Falken, der wie ein Huhn um den Falkner herumlief, bis hin zu einem Adler, der die Flugstunde zu einem kurzen Ausflug und Treffen mit frei lebenden Adlern nutzte, sahen wir eine abwechslungsreiche Präsentation. Einen kleinen Falken durften Freiwillige sogar auf den Arm nehmen.
Am Ausgang trafen wir wieder unsere Maus. Sie hatte sich auf ihrer Flucht vor gefräßigen Greifvögeln aus Versehen in einen Adlerhorst geflüchtet.
Wieder zu Dritt, fuhren wir nach dieser Lehrstunde in Sachen Greifvögel zum Wasserfall in Peguche. Bevor wir zu diesem Wasserfall gehen durften, mußten wir uns in zwei ausliegende Besucherlisten eintragen. Nicht nur die Reisepassnummern wurden abgefragt, sondern es wurde auch nach dem Beruf gefragt. Da wir keine Lust hatten, unsere Pässe zu zücken, trugen wir Phantasie-Nummern ein und ließen das Feld mit dem Beruf frei.
Am Wasserfall angekommen, blieb die Greyhoundin in respektvoller Entfernung stehen, um nicht durch die Gischt nass zu werden. Der Greyhound und die Maus allerdings gingen bis zum Fuß des Wasserfalls und kamen nass zurück.
Da die Sonne aber gerade schien, war das nicht weiter schlimm.
Unseren weiteren Weg nach Ibarra fuhren wir nicht auf der Panamerikana, sondern durch die Dörfer. Diese sollten angeblich hübsch anzusehen sein. Aber wir sahen nur ganz normale, oftmals halbfertige Häuser. Dazu kam, dass die Straßen nicht in einem besonders gutem Zustand waren. So bogen wir nach ein paar Kilometern wieder auf die Panamerikana ab und erreichten bald Ibarra. Ein bißchen mußten wir suchen, bis wir so etwas wie eine Altstadt fanden. In der Nähe des Pedro Moncayo Parks stellten wir unser Auto ab. Da uns Hunger plagte, suchten wir zunächst ein Café. Und wir fanden eines direkt am Park ! Das kleine Café „El Quinde“ lud uns mit seinen leckeren Kuchen ein. Insgesamt verdrückten wir drei Stück warmen Blaubeerkuchen sowie zwei Stücke Maismehlkuchen. Dazu gab es leckeren Kaffee. Die Besitzer waren sehr herzlich. Da der Bruder der Besitzerin in Berlin lebt, war unsere Maus sofort der Fotostar. Ihr Bild im Café wurde sofort nach Berlin gemailt.
Anschließend machten wir noch ein nettes Bild von uns, welches ab jetzt im Café zu sehen ist.
Ach, wir genossen die Zeit in diesem Café !
Mit vollem Bauch gingen wir anschließend in die Kathedrale. Nach dem Erdbeben 18hundertpaarund sechzig wurde sie wieder neu aufgebaut. Sie wirkte auf uns nicht so überladen wie manch andere Kirche in Ecuador. Danach gingen wir in die nebenan stehende Capilla episcopal. Auch hier herrschte wieder ein eher schlichter Stil vor, der uns sehr gut gefiel.
Ein etwas weiterer Weg führte uns in Ibarra zur Basilika de la dolorosa. Diese Basilika scheint bis auf das alte Portal als Neubau wieder aufgebaut worden zu sein. Wir waren deshalb ein bißchen enttäuscht, denn bis auf einen großen Holzaltar war die Kirche ungeschmückt. Unser Bedarf an Kultur war aber sowieso für heute gedeckt, weshalb wir zum Auto zurück gingen und nach Otavalo fuhren.
Wieder in unserem Hotel, planten wir unseren Aufenthalt in Peru weiter aus. Anschließend gingen wir wie gestern Abend nach nebenan ins Restaurant "Sisa" zum Abendessen. Der Greyhound bekam nach dem Essen von einem Kanadier noch eine ecuadorianische Flagge zum Aufnähen für seine Weste !
Anschließend ging es pappsatt ins Bett. Morgen steht der Besuch des Marktes auf unserem Plan - und da wollen wir fit sein !
Samstag, 24. Oktober 2015
Heute ist der große Markttag in Otavalo. Wir gingen deshalb zunächst zu einem Geldautomaten und versuchten, die bislang in Ecuador übliche Summe in Dollar zu ziehen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen bei zwei Banken kam ein Security-Angestellter der Bank und sagte uns, dass bauartbedingt die maximale Summe in Otavalo auf einen geringeren Betrag als sonst üblich beschränkt ist. Und siehe da - mit dieser Summe klappte es.
Ganz Otavalo ist am Samstag ein einziger Markt. Wir schlenderten durch die Straßen und ließen uns ein bißchen treiben. Stellenweise war ganz schönes Gewühle ! Und in einem solchen Getümmel wurde der Greyhound leicht angerempelt - und war die kleine Büchse mit seiner VISA-Card und der Postbank SparCard der Greyhoundin los ! Super ! Obwohl - es war auch ein bißchen Glück im Unglück, denn direkt neben der Büchse steckte das eben abgehobene Geld. Dumm für den Dieb, denn die Karten sperrten wir sofort per Internet. Hätte er mal besser das Geld geklaut. Hähä !
Verständlicherweise waren wir zunächst etwas geknickt. Aber - wir haben ja noch eine zweite Garnitur Karten. Unser finanzielles Überleben ist damit vorerst gesichert. Wir gingen deshalb nach einer Stärkung wieder über den Markt. Und mit einigem Suchen und Handeln erstand die Greyhoundin ihre gesuchte Jacke und Tasche.
Den späten Nachmittag verbrachten wir zu lateinamerikanischen Rhythmen vom Marktplatz im Hotel mit dem Sortieren der Bilder von Ecuador. Da das Internet in diesem Hotel eine Katastrophe ist, konnten wir Unterkünfte und Aktivitäten in Peru nicht buchen.
Das Abendessen nahmen wir wieder im Restaurant "Sisa" ein. Warum in die Ferne schweifen, wenn das gute (Essen) ist so nah :-)
Da die Musik noch bis 22:30 Uhr spielte, planten wir unseren weiteren Reiseverlauf mit dem Lonely Planet Reiseführer und sehr schwachem Internet.
Sonntag, 25. Oktober 2015
Nach dem Frühstück und Packen fuhren wir mit unserer kleinen „Keksbüchse“ zurück nach Quito. Unterwegs hielten wir kurz an, um die Berge zu fotografieren, die für den Bau der Flughafenstraße großzügig abgefräst worden waren.
Bei unserem Autochen hatten wir während der „Fotosession“ den Schlüssel abgezogen, aber nicht die Türen verschlossen. Irgendwie nahm uns das die Elektronik des Wagens übel, denn er schaltete die komplette Elektronik ab. Wir konnten ihn deshalb nicht einmal starten ! Nach einigen Versuchen mit dem Schlüssel der Alarmanlage funktionierte die Elektronik wieder und wir konnten die restlichen Kilometer bis zu AVIS am Flughafen Quito fahren. Mit einem Kilometerstand von 277 gaben wir unseren kleinen Stoppelhopser ab. Nach den etwas größeren Autos in Australien und Neuseeland war das eine ganz neue Autoerfahrung für uns und erinnerte uns an die Zeiten, als wir noch einen SMART hatten. Aber trotz der manchmal fehlenden Power hatten wir unseren Spaß mit dem kleinen blauen Kerlchen - er hatte uns immerhin nach Otavalo und zurück gebracht.
Da der Flughafenbus für zwei Personen und ein zusätzlich notwendiges Taxi in die Innenstadt fast genauso viel kosten sollte wie ein Taxi vom Flughafen in die Stadt, ließen wir uns mit dem Taxi zu unserem Hotel in die Altstadt bringen. So war eigentlich der Plan. Was aber weder wir noch der Taxifahrer berücksichtigt hatten, war, dass heute - wie jeden zweiten Sonntag - die Innenstadt von Quito für den Autoverkehr gesperrt war. Unser Fahrer schaffte es deshalb mit einigen Umwegen, uns wenigstens in die Nähe des Hotels zu bringen. Fünf Blocks mußten wir noch laufen und erreichten dann unser hübsches Hotel „San Francisco de Quito“. Das Erste, was uns auffiel, war, dass die deutsche Fahne verkehrt herum hing. Leider war unsere Buchung über booking.com hier nicht angekommen. Aber es waren noch Zimmer frei ! So konnten wir alsbald unser Doppelstock-Zimmer beziehen. Unten ist das Bad und über eine Wendeltreppe erreicht man das Bett. Fenster haben wir keine im Zimmer. Das Licht fällt vom hübsch gestalteten Innenhof durch die Türen.
Nachdem wir uns häuslich nieder gelassen hatten, gingen wir zum Café „San Ignacio“. Dort haben wir schon bei unserem letzten Besuch in Quito gesessen und waren sehr zufrieden. So auch heute ! Gut gestärkt, machten wir noch einen kleinen Rundgang durch die Altstadt. Bei einem Friseur ließen wir uns (endlich) die Haare schneiden. Zusätzlich ließ sich der Greyhound rasieren, was aber kein Genuß war, da das Rasiermesser ganz schön an der Haut zog. Für zweimal Schneiden und einmal Rasieren wurden 7,50 $ verlangt - und zwar in der Summe ! Da waren wir ein bißchen platt, denn die Haarschnitte sind sehr gut gelungen. Im Vergleich zu Australien, wo wir das Zehnfache bezahlt hatten und unsere Haare schlecht geschnitten worden waren, waren wir hier mehr als zufrieden. Da es anfing, zu regnen, gingen wir ins Hotel und erledigten unsere Buchungen für Peru.
Bevor wir aus Ecuador ausreisen, wollten wir einmal originales ecuadorianisches Essen genießen. Das Restaurant „Theatrum“ ein paar Blocks weiter bot diese Speisen an, weshalb wir zum Abendessen dorthin gingen.
Schon die Vorspeisen waren lecker. Empenadas und übergroße Maiskörner in verschiedenen Zubereitungsarten sättigten uns schon soweit, dass wir nicht mehr sehr viel Platz im Bauch hatten.
Als Hauptspeise hatten wir Fisch vom Amazonas mit Yucca-Pürree sowie Schweinefleisch in einer typisch ecuadorianischen Marinade.
Und weil doch noch ein kleines Loch im Bauch war, gab es zusätzlich einen leckeren Nachtisch. Das Ganze war zwar etwas teurer als die üblichen Abendessen, aber das war es uns wert.
Mit vollem Bauch gingen wir durch das nächtliche Quito wieder ins Hotel und ins Bett.
Montag, 26. Oktober 2015
Die Sonne lachte vom Himmel, als wir aufwachten. Schnell waren wir geduscht und gingen zum Frühstück. Welch eine Enttäuschung ! Frühstück gibt es eigentlich bis um 10 Uhr, aber bereits um 9 Uhr gab es weder Milch (für den Kaffee) noch Marmelade. Diese wurde gerade eingekocht. Dabei hätte man nur nach nebenan in den Supermarkt gehen oder die Marmelade etwas früher kochen müssen ! Auch der Saft schmeckte nach allem Möglichen, aber nicht nach einer leckeren Frucht.
So waren wir bald fertig und fuhren in einem überfüllten Bus zur ecuadorianischen Post. Da der Greyhound auf Medikamente angewiesen ist und wir den Bestimmungen von Australien und Neuseeland folgend nur einen kleinen Vorrat mitgenommen hatten, hatten wir uns aus Deutschland die restlichen Medikamente an die Deutsche Botschaft in Quito senden lassen. Gemäß dem Internet-Tracking lag das Paket seit dem 25. September 2015 bei der ecuadorianischen Post, ohne dass es ausgeliefert worden war. Auch auf unsere Nachfrage-Mails wurde nicht reagiert. Wir hatten deshalb beschlossen, heute dort vorbei zu gehen, denn morgen verlassen wir Ecuador.
Nach einer kurzen Suche fanden wir das Postamt, zogen eine Nummer und warteten darauf, aufgerufen zu werden. Wir hatten mit allen möglichen Schwierigkeiten gerechnet, aber zu unserem Erstaunen bekamen wir das Paket ganz einfach und schnell gegen Vorlage des Passes und nach Zahlung von 5 $. So fielen alle unsere Bedenken, das Paket nicht mehr rechtzeitig zu bekommen, mit einem Mal in sich zusammen :-) Im Nachhinein gesehen, hätten wir uns die ganze Aufregung sparen können. Wir hätten einfach alle Medikamente mitnehmen sollen, denn weder in Australien noch in Neuseeland hat sich jemand um die Menge unserer Medikamente gekümmert. Aber nun gut, wir haben sie jetzt und können beruhigt weiter reisen.
Um unser Gepäck etwas zu erleichtern und da wir viel zu viel Kleidung eingepackt hatten, nahmen wir den Paket-Karton und packten direkt bei der Post ein Paket nach Deutschland mit unserer überschüssigen Kleidung und etwa 3,5 Kilogramm Erde und Sand der bisher besuchten Länder. Die Greyhoundin hatte fleissig gesammelt, um ihre Sandsammlung zu erweitern :-) Alles in allem wog das Paket fast fünf Kilogramm und kostete uns 120 $. Dafür ist aber jetzt unser Gepäck leichter und wir haben wieder Platz für neue Sandproben :-)
Anschließend füllten wir unseren Bargeldbestand auf und gingen Mittagessen. Da es sich aber immer mehr bewölkte, beeilten wir uns, wieder ins Hotel zu kommen, um noch mit der Kamera ein paar schöne Bilder von Quito zu machen. Groß war unsere Enttäuschung, als alle Kirchen, die wir noch besuchen wollten, geschlossen waren. Lediglich die Kirche Santo Domingo sollte heute Abend geöffnet sein, da eine Messe stattfindet. Also gingen wir zurück ins Hotel und lasen ein bißchen. Am späten Nachmittag begann ein Gewitter, dass uns Angst und Bange wurde. Wir saßen zwar im Trockenen, aber der Donner hallte doch ganz schön zwischen den Bergen.
Pünktlich zum Kirchgang hörte es auf, zu regnen und wir gingen zur Kirche Santo Domingo. Ein wunderhübsch gestalteter Innenraum empfing uns. Der Altar ist mit einer Art Baldachin überdacht und anstelle eines Kreuzes ist die Gottesmutter (in einem rosa Kleid !) zu sehen.
Die Eucharistiefeier war die Kürzeste, die wir jemals erlebt hatten ! Der Pfarrer sprach sehr schnell und bevor er mit seinem Text fertig war, kam schon ein lautes „Amen“ und beendete seine Ansprache. So war die Feier nach 20 Minuten zu Ende !
Wir gingen anschließend in das Restaurant „Hast la Vuelta Senor“ am großen Platz und ließen uns ein letztes Abendessen in Ecuador schmecken. Danach wurde gepackt, denn morgen früh verlassen wir Ecuador und fliegen nach Peru.
Weiter geht es mit dem Tagebuch "Peru".