Schiffstour zum       Kap Hoorn

 

Impressionen unserer Schiffstour: Raue Natur, eisige Winde, beeindruckende Gletscher, niedliche "Pingüinos" (das spanische Wort für die kleinen Frackträger sieht einfach lustig aus) und als Höhepunkt der Besuch Kap Hoorns am Ende der Welt.

Die allgegenwärtige Kälte wurde durch den Komfort an Bord der VIA AUSTRALIS mehr als ausgeglichen.

 

Montag, 21. Dezember 2015

 

Heute ist unser letzter Tag in Punta Arenas und damit in Chile an Land. Nach dem Frühstück sahen wir unser Heim für die nächsten Tage, die VIA AUSTRALIS, in die Bucht von Punta Arenas einlaufen. Aus der Ferne sieht sie gut aus ! Mal schauen, was uns erwartet und wie die kommenden Tage werden.

Zunächst gingen wir in die Stadt, um unsere chilenischen Pesos in US-Dollar umzutauschen, damit wir unsere Unterkunft in Dollar bezahlen können. Durch diesen „Trick“ sparen wir uns die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 %, die sonst zusätzlich zum Hotelpreis fällig würde.

Nachdem wir noch ein paar Telefonate geführt hatten, checkten wir aus und gingen zum Büro der Schiffsgesellschaft direkt am Ablegepier. Wir mußten noch bis 13 Uhr warten. Dann wurden wir eingecheckt und konnten unser Gepäck abgeben.

Den Nachmittag bis zur Einschiffung verbrachten wir mit einem Spaziergang durch die Stadt und einem abschließenden Kaffee in der Chocolateríe. Dort setzten wir auch unsere letzten Pesos in leckere Schokoladentaler um. Bis auf 200 Pesos (= 26 Cent) haben wir nun kein chilenisches Geld mehr. Also fast eine Punktlandung :-)

Plüschmaus vor Papp-Pinguinen
Plüschmaus vor Papp-Pinguinen

Um 18 Uhr wurden wir zum Schiff gebracht und konnten unsere Kabine beziehen. Sie ist auf Deck 1, hat große Fenster und ein riesiges Doppelbett, welches breiter als lang ist. Soll da noch jemand mit uns schlafen ?

Um 19 Uhr fand die Begrüßung statt. Es gab kleine Häppchen und Getränke. Nachdem der Kapitän ein paar Begrüßungsworte vom Blatt abgelesen hatte, fand die Sicherheitseinweisung statt.

Anschließend wurde uns der Ablauf des morgigen Tages vorgestellt. Hoffen wir, dass das Wetter mitmacht, denn nichts ist in Patagonien so unbeständig wie das Wetter. Nicht umsonst sagen die Einheimischen, dass man alle vier Jahreszeiten an einem Tag haben kann.

Das Abendessen wurde an Tischen für acht Personen serviert. Mit uns saß ein Paar aus Texas und eine Familie aus Südafrika am Tisch. Das Drei-Gänge-Menü war nicht schlecht. Dazu wurde Wein serviert, wobei alle leicht die Übersicht verloren, denn der Kellner goß immer nach, ohne dass das Glas bereits geleert war.

Anschließend zogen wir uns in unser übergroßes Bett zurück, denn der Greyhound hat einen leichten Schnupfen bekommen - kein Wunder bei diesen Witterungsverhältnissen !

 

Dienstag, 22. Dezember 2015

 

Über Nacht war unser Schiff von Punta Arenas in den Nationalpark Alberto de Agostini gefahren. Obwohl wir kaum etwas vom Motor hören, haben wir nicht so gut geschlafen, wie es uns unser Bett versprach. Lag es an den ungewohnten Geräuschen oder am Abendessen - wir wissen es nicht und werden einfach später den fehlenden Schlaf nachholen :-)

Nach dem Frühstück kamen wir in der Ainsworth-Bucht an. Diese Bucht ist nach einem englischen Obermaaten, der auf dem Schiff ADVENTURE Teil der Expeditionsreise des britischen Kapitäns Philipp Parker King war, benannt.

Für eine eigentlich kurze Wanderung wurden wir in Schlauchbooten an Land gebracht.

Unser Guide erklärte uns die Botanik bis hin zum kleinsten Blatt, was wir aber in dieser Detailtiefe nicht so spannend fanden. Da war es für uns kleine „Freßsäcke“ schon spannender, die hier wild wachsenden Beeren zu probieren. Leicht bitter im Nachgeschmack, war es aber kein Obst, welches wir jeden Tag haben müssen.

Interessant fanden wir auch, die Auswirkungen der Ansiedlung von 25 kanadischen Bieberpaaren zu sehen, die vor ein paar Jahrzehnten hier ausgesetzt worden waren. Eigentlich waren sie hergeholt worden, um mit den Fellen zu handeln. Mittlerweile haben sie sich aber so vermehrt - es sollen fast 100.000 Paare sein -, dass man der „Plage“ nicht mehr Herr wird. Die chilenische Regierung will deshalb jetzt eingreifen, da die Tiere sich bis zum Torres del Paine NP verbreitet haben.

Leider fing es während der Tour an zu regnen, weshalb wir froh waren, bald wieder auf dem Schiff und damit im Trockenen zu sein.

Das Mittagessen wird in Buffetform serviert und trägt nicht gerade dazu bei, dass wir unsere Figur behalten.

Bis zum nächsten Ausflugsziel dauerte es ein paar Stunden, da das Schiff erst dorthin fahren mußte. So nutzten wir die Zeit und ruhten uns aus. Manchmal fielen auch die Augen zu :-)

Bei Tucker-Island angekommen, hatten wir zunächst die Möglichkeit, den Maschinenraum zu besichtigen. Naja, laut war es, sauber war es und - wir haben außer dem großen Diesel-Maschinen und dem Hauptgenerator nichts anderes zuordnen können. So war diese Veranstaltung ein netter Zeitvertreib, aber auch nicht mehr.

Anschließend fuhren wir mit den Schlauchbooten um das kleine Tucker-Island. Die Berge um uns herum zeigten Schneereste, aber nur im Dunst. Wir wurden zunächst in drei Gruppen eingeteilt. Wir waren in der zweiten Gruppe, was für uns DER Glücksfall war. Bei Gruppe 1 regnete es wie heute morgen. Na toll, da wird wieder alles naß und uns wird schneller kalt.

Doch als unsere Gruppe losfahren sollte, riß der Himmel auf und wir hatten während der gesamten Tour Sonnenschein ! Unser Führer erklärte viel über die hier lebenden Tiere und zeigte uns Felsen-Kormorane, Königs-Kormorane, Magellan-Pinguine, Skuas und Kap-Gänse.

Zum Glück waren wir auch in zwei Schlauchbooten; so konnten wir auch Fotos von uns gegenseitig machen :-)

Wieder an Bord, tranken wir erst einmal Tee, ehe das Bordprogramm mit einem Vortrag zur „Glaziologie in Patagonien“ weiter ging. In diesem Vortrag hörten wir alles zum Entstehen und Verschwinden von Gletschern, den verschiedenen Typen und den Forschern, die sich mit Gletschern befasst haben. Jetzt sind uns Begriffe wie „kalter Gletscher“, „warmer Gletscher“ und „Zirkusgletscher“ keine Fremdworte mehr. Naja, sagen wir mal so: Jetzt wissen wir es noch, aber später werden wir wieder wie jeder andere auch einfach nur staunend vor diesen riesigen Eisklötzen stehen und nicht mehr an den Inhalt des sehr informativen Vortrages denken.

Nach dem Abendessen wurden wir noch gebeten, Kameras und Gläser heute Nacht auf den Boden zu stellen, da wir gegen vier Uhr morgens das offene Meer erreichen werden und es dann eventuell schaukeln kann. Da sind wir mal gespannt !

 

Mittwoch, 23. Dezember 2015

 

Gegen 3:30 Uhr wackelte das Schiff etwas. Allerdings war es nicht so stark, dass sich die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen gelohnt hätten. Da sind wir andere Schiffsbewegungen vom Segeln gewöhnt !

Nach dem Frühstück hörten wir einen Vortrag zur Entdeckung von Feuerland und den früher hier lebenden Ureinwohnern. Mittlerweile sind diese fast vollständig verschwunden. Gab es zu Zeiten von Magellan etwa 20.000 Bewohner, sind es heute noch acht. Wahrscheinlich hat der Kontakt mit Europäern Krankheitskeime eingeschleppt, gegen die die Ureinwohner machtlos waren. Auch waren sie manchmal einfach „nur im Weg“, als Gold gefunden wurde.

Für uns befremdlich war es, dass diese Menschen nackt herumliefen. Wir hatten noch die Schiffsdurchsage von heute morgen im Ohr, dass es draussen 4,5 Grad Celsius hat. Uns wäre es definitiv zu kalt, ohne Kleidung draussen zu sein. Aber auch ihre Hütten waren mehr Windschutz als wärmendes Zuhause. Als Kleidung gab es nur Felle, die je nach Stammeszugehörigkeit mit der Fellseite nach innen oder außen getragen wurden. Da die Frauen dicker als die Männer waren, mußten sie im eisigen Wasser tauchen und Krabben und ähnliche Meeresfrüchte nach oben bringen. Die Männer hatten durch ihre Art, mit Speeren zu jagen, sehr muskulöse Oberkörper, aber dünne Beine, da sie nicht so viel laufen mußten.

Nach dem Vortrag besichtigten wir die Brücke.

Navigator Maus überwacht die Eintragungen in die Seekarte ....
Navigator Maus überwacht die Eintragungen in die Seekarte ....
.... und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
.... und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Das war schon viel interessanter als gestern der Maschinenraum. Als die Greyhoundin die Seekarten sah, erinnerte sie sich, dass sie bei unseren Segeltörns auch mit diesen Karten gearbeitet hat. Lang, lang ist es her !

Nach dem Mittagessen fuhren wir bei bedecktem Himmel mit den Zodiaks zum Pia-Gletscher. Nach unserem super Sonnen-Tag am Perito Moreno war der Gletscher natürlich nicht das Highlight, auch wenn er mit seiner Höhe und Masse schon sehr beeindruckend war. Aber farblich bewegte sich alles in einem mittleren Grau mit weißem Himmel und Schnee. Egal, wir standen wieder vor diesem Eisklotz - und warteten insgeheim darauf, dass er kalbte. Ab und zu hörten wir ein knacken, aber nichts tat sich.

Dafür „schrie“ uns ein Austernfischer förmlich an, als wir uns seinem Nest zu sehr näherten. Zwar flüchtete er immer, wenn ihm Distanz zwischen uns und ihm zu gering erschien, aber er flog dann immer nah an uns heran und sang uns den Marsch. Natürlich passten wir auf, dass wir die beiden Eier in seinem Nest nicht beschädigten.

Anschließend gingen wir ein Stück den Berg hoch, um einen besseren Blick auf den Gletscher und seine Umgebung zu haben.

 

Kurz bevor wir an Bord gehen wollten, kam innerhalb von Minuten ein Sturm auf. So wurden wir auf der Rückfahrt in den offenen Schlauchbooten zum Schiff zwar nicht von oben, dafür aber von unten nass gespritzt.

Umgezogen und trocken setzten wir uns anschließend in die Sky-Lounge und genossen die Fahrt durch die zwanzig Kilometer lange Gletscher-Allee. In Kurzfassung liest sich das so: Deutschland hat den längsten, Italien den Schönsten und Holland und Frankreich sehen nicht schlecht aus. Das Ganze jetzt in Langfassung: Zunächst kam der Rumanche-Gletscher. Eine beeindruckende Fontäne ergoß sich aus ihm zum Meer hin. Wenn man diese Menge Wasser sieht, die jede Sekunde aus dem Gletscher läuft, kann man sich gar nicht vorstellen, dass dieses Wasser nur einen Bruchteil der Eismasse ausmacht und noch jahrelang so weiter laufen wird.

Anschließend kam der Gletscher Deutschland. Wie schon geschrieben, ist er der längste Gletscher in dieser Allee. Passend dazu wurden vom Schiffsteam Würstchen, Kraut und Bier serviert.

Der nächste Gletscher war der Frankreich-Gletscher. Dazu gab es Sekt und Käse. Er war beeindruckend, aber das absolute Highlight war der sich anschließende Italien-Gletscher. Groß, schön geformt, nicht grau, sondern weiß wand er sich zum Wasser. Damit wir nicht verhungern bzw. verdursten, gab es dazu Rotwein und Pizza. Statt Rotwein bestellte sich der Greyhound gewürzten Tomatensaft. Und er war gewürzt !! Da war es gut, dass die Pizzastücke nicht scharf waren - so saugten sie ein bißchen die Schärfe weg.

Der Holland-Gletscher war lang, aber durch Moränen nur eingeschränkt zu sehen. Insgesamt war die einstündige Fahrt eine schöne Tour durch die Gletscher-Allee. Aber viel Zeit zum Entspannen war uns nicht gegönnt, denn anschließend wurde das Programm für morgen vorgestellt. Wir müssen ohne Frühstück das Schiff verlassen und eine Wanderung in aller Herrgottsfrühe unternehmen, da sonst der Zeitplan nicht zu halten ist :-( Mal schauen, wie das wird.

Das Abendessen war heute offiziell das Captains-Dinner. Naja, es gab wie jeden Abend leckeres Essen, nur das dieses Mal der Kapitän in der Eingangstür stand. Und da er wohl nicht gerne frei spricht, begrüßte er jede/n und setzte sich an seinen Tisch zum Essen.

Nach dem Essen schauten wir uns noch einen beeindruckenden Film über antarktische Inseln an. Eindrucksvoll wurde gezeigt, wie die Tiere trotz der lebensfeindlichen Umwelt dorthin kommen, um sich zu paaren und ihre Jungen aufzuziehen.

Spät war es, als wir endlich ins Bett kamen.

 

Donnerstag, 24. Dezember 2015

 

Heute ist Heiligabend ! In Deutschland freuen sich heute alle auf die Bescherung und leckeres Essen. Wir dagegen „mußten“ um 6:30 Uhr aufstehen und unsere Wanderklamotten anziehen.

Anschließend wurden wir bei schönstem Sonnenschein und überwiegend blauem Himmel mit Schlauchbooten in der Wulaia-Bucht an Land gebracht. Dort wurden wir auf diverse Gruppen verteilt. Nach einer kurzen Einweisung ging es dann im Gänsemarsch den Berg hoch, um von oben das Panorama genießen zu können. Für unseren persönlichen Geschmack war der Gänsemarsch zu langsam, aber uns fragt ja keiner. So trotteten wir hinter den anderen her und träumten davon, wie schön es jetzt wäre, alleine und ohne bremsenden Vordermann laufen zu können.

Der Blick in die Bucht war wirklich schön, auch wenn sich schon die ersten Wolken zeigten und die Sonne verdrängten.

So ist das nun einmal hier: Vier Jahreszeiten an einem Tag !

Beim Anlegesteg steht die ehemalige Telegrafenstation, heute Museum, mit Informationstafeln zur Besiedelung der Gegend. Des Weiteren steht in einem Raum ein Faß, in das wir eine an uns adressierte Postkarte einwarfen. Mal schauen, wann sie uns erreicht. Das System funktioniert in der Weise, dass jeder, der vorbeikommt, Post einwirft und gleichzeitig Post für andere mitnimmt, wo er später vorbei kommen wird. Wir nahmen einen Brief an eine Familie in Erfurt mit und werden diesen Brief bei unserer nächsten Fahrt nach Leipzig dort abgeben.

Wieder an Bord, gab es Frühstück. Der Himmel hatte sich mittlerweile ganz bewölkt und in der Ferne regnete es bereits.

Unsere Fahrt zum Kap Hoorn verlief zunächst bei ruhigem Wetter. An Bord herrscht gespannte Aufmerksamkeit aller Passagiere auf die Wetterverhältnisse, denn in der Informationsveranstaltung zum Anlanden bei Kap Hoorn wurde uns deutlich gemacht, dass zum einen das Wetter dort sehr schnell umschlagen kann und zum anderen kein Seegang herrschen darf, da ansonsten das Ausbooten zu gefährlich ist.

Um die Wartezeit auf Kap Hoorn zu verkürzen, wurde uns ein Film über Sir Ernest Shackelton gezeigt und wie er es geschafft hat, alle Teilnehmer seiner Expedition in einem Akt fast übermenschlicher Anstrengung zu retten.

Nach dem Film war das Wetter sehr unbeständig. Es regnete ab und zu und der Wind frischte zwischen den kleinen Inseln spürbar auf. Hoffentlich haben wir Glück !

Um fünf Uhr kam die Durchsage, dass sich alle für das Ausbooten bereit halten sollten. Wir zogen uns deshalb schnell an und gingen nach oben. Dort mußten wir eine gefühlte Ewigkeit warten, bis die erlösende Durchsage kam, dass wir in die Zodiaks einsteigen sollen. Bei kräftigem Wind, aber nahezu keinem Seegang fuhren wir zum Kap Hoorn. Und dann kam der große Moment: Wir betraten den Boden der kleinen Insel.

Der diensthabende Feldwebel mit Vornamen José begrüßte uns. Da wir beide die ersten Touristen waren, die aus den Schlauchbooten aussteigen konnten, liefen wir so schnell wie möglich zum Denkmal mit dem berühmten stilisierten Albatros. Es war durch einen heftigen Sturm zerstört worden und erst im November diesen Jahres wurde es fertig gestellt. Je näher wir dem Denkmal kamen, umso mehr schien die Sonne - bei sehr starkem Wind.

Dort angekommen, machten wir schnell ein paar Erinnerungsfotos ohne andere Touristen.

Unsere Gefühlswelt in diesem Moment schwankte zwischen dem Drang, vor Glück zu heulen, und der unendlichen Erleichterung, es bis hierher geschafft zu haben. Wir sind am südlichsten Punkt unserer Reise angekommen, haben bis hierher viel erlebt, haben tolle Momente gehabt, aber auch ein paar Niederschläge einstecken müssen, haben nette Menschen kennen gelernt, sind dankbar dafür, dass wir die Gelegenheit haben, diese Reise machen zu dürfen - und freuen uns jetzt schon auf die weiteren Abenteuer, die wir in den nächsten Monaten erleben werden.

Anschließend gingen wir über die Holzstege zum Leuchtturm und der Kapelle.

Der Greyhound im Leuchtturm auf Kap Hoorn
Der Greyhound im Leuchtturm auf Kap Hoorn

Unterwegs schauten wir auf das unter uns liegende Meer mit seinen Schaumkronen. Trotz Sonnenschein bläst der Wind unvermindert weiter. Wir konnten den Hauch einer Ahnung bekommen, wie es wohl war, als die großen Segler um dieses Kap segeln mußten. Im Vortrag hatten wir gehört, dass aufgrund der unvorhersehbaren Winde ein Segler 5 Tage für die Umrundung des Kaps brauchte, während ein anderer Segler im selben Jahr mehr als 5 Wochen dafür brauchte. Berührend fanden wir auch das Gedicht von Sara Vial, welches am Wegesrand steht:

 

 

„Ich bin der Albatros, der am Ende der Welt auf dich wartet.

Ich bin die vergessene Seele der toten Seeleute,

die Kap Hoorn ansteuerten von allen Meeren der Erde.

Aber sie sind nicht gestorben im Toben der Wellen.

Denn heute fliegen sie auf meinen Flügeln in die Ewigkeit

mit dem letzten Aufbrausen der antarktischen Winde.“

 

Die kleine hölzerne Kapelle war geöffnet. Wir waren die ersten und hatten so Zeit für eine kleine innere Einkehr. Anschließend besichtigten wir den kleinen Leuchtturm und unterhielten uns mit José. Er war sogar bereit, in seiner Uniform mit Maus zu posieren.

 

Mittlerweile hatte sich die Sonne wieder hinter die Wolken verzogen. Der Wind blies aber unvermindert stark und war eisig kalt. So entschieden wir uns, uns wieder zurück an Bord bringen zu lassen.

Den einzigartig schönen Aufenthalt auf Kap Hoorn wollten wir uns nicht durch schlechtes Wetter zerstören lassen.

Wieder an Bord, duschten zwei glücksbeseelte Greyhounds und zogen sich warm an. Das Schiff fuhr währenddessen durch die immer höher werdenden Wellen und den starken Wind Richtung Norden. Wir kamen uns manchmal wie betrunken vor, wenn wir durch das Schiff gingen.

Das weihnachtliche Abendessen wurde in Buffetform serviert. Nach dem Essen kam der Weihnachtsmann (natürlich mit Rettungsweste, denn er kam ja von draussen) und verteilte Geschenke an die Kinder.

Die "Großen" bekamen Erinnerungsurkunden - vom Kapitän handsigniert !
Die "Großen" bekamen Erinnerungsurkunden - vom Kapitän handsigniert !

Anschließend wurde die Schiffsflagge verlost und eine Seekarte mit Kap Hoorn versteigert. Der Höchstbietende zahlte über 350 $ !

Gegen Mitternacht gingen wir in unsere Kabine. Da die Wellen in dieser Vollmondnacht sehr gut zu sehen waren und regelmäßig gegen unsere Kabinenfenster klatschten, schliefen wir nicht gleich, sondern schauten dem Schauspiel aus sicherer, geheizter und trockener Entfernung zu. Dann aber übermannte uns die Müdigkeit und wir schliefen nach diesem tollen Tag ein.

Unsere Reiseroute durch Patagonien zum Kap Hoorn und nach Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt
Unsere Reiseroute durch Patagonien zum Kap Hoorn und nach Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt

 

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